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Musikunterricht in Corona-Zeiten Musikunterricht in Corona-Zeiten: So funktioniert Klavierlernen online

Von Andreas Richter 10.03.2021, 14:00
Das Desinfektionsmittel  steht am Klavier bereit. Doreen Busch würde  ihre Schüler gern wieder live unterrichten.
Das Desinfektionsmittel  steht am Klavier bereit. Doreen Busch würde  ihre Schüler gern wieder live unterrichten. Andreas Richter

Weißenfels - Wenn Mitte des Monats möglicherweise wieder Grundschüler sowie Fünft- und Sechstklässler regulär im Burgenlandkreis in die Schulen gehen dürfen, dann kann vielleicht auch Doreen Busch aufatmen. Als private Gesangs- und Klavierlehrerin fällt sie irgendwie durchs Raster der Corona-Vorschriften. Und so hat sie sich bislang an den Regeln für Musikschulen orientiert. Seit einem Jahr unterrichtet Doreen Busch wegen der Corona-Pandemie mittlerweile nur noch online.

„Das war damals für mich völliges Neuland“, erinnert sich die 43-Jährige an jene Tage im März 2020, als die Welt auf einmal stillzustehen schien. „Ich habe alle meine Schüler informiert und dann haben wir es einfach ausprobiert“, erzählt sie. Ein Jahr später ist das Neuland viel vertrauter geworden. Knapp 30 Schüler aus dem Raum Weißenfels und Leipzig - vom Erstklässler bis zum Mittsechziger - werden von Doreen Busch unterrichtet.

„Die Leute hatten wohl im Lockdown besonders viel Lust und Zeit zum üben“

Fast ein wenig überrascht war die Weißenfelserin, dass nach der Umstellung auf den Online-Unterricht kein einziger ihrer Schüler abgesprungen ist. Im Gegenteil: „Die Leute hatten wohl im Lockdown besonders viel Lust und Zeit zum üben“, berichtet sie über ihre Erfahrungen der vergangenen Monate.
Für die selbstständige Gesangs- und Klavierlehrerin war der digitale Unterricht der entscheidende Rettungsanker in der Pandemie. „Ich hatte Glück, auch wenn ein solcher Unterricht nicht optimal ist“, sagt sie.

Als Sängerin spürt sie die Auswirkungen der langen Zeit ohne Live-Kultur umso mehr. Zwei Kirchenchöre leitet die Mezzosopranistin - in Teuchern und Mertendorf. Seit einem Jahr liegt auch hier praktisch alles auf Eis. Zwischendurch hatten sie am 31. Oktober, dem Reformationstag, einen Auftritt in Teuchern. „Der Chor hat mit einem unfassbaren Abstand untereinander gesungen. Wir haben die halbe Kirche eingenommen“, erinnert sich Doreen Busch.

„Für uns alle ist doch ein neuer Alltag eingekehrt.“

Schließlich leitet sie auch noch die Weißenfelser Hofkapelle. Eine kleine Truppe, die mit ihren Auftritten in die musikalische Welt der Barockzeit entführen will. Im vergangenen Oktober hatten sie noch geprobt - in der Hoffnung auf einen Auftritt kurz vor Weihnachten. Doch auch diese Hoffnung sollte sich zerschlagen.

Nach einem Jahr Corona-Beschränkungen meint Doreen Busch nachdenklich: „Für uns alle ist doch ein neuer Alltag eingekehrt.“ Und gerade am 8. März denkt sie, die selbst keine Kinder hat, an die Frauen, die sich jetzt tagtäglich mit Kindern durch den Pandemie-Alltag kämpfen müssen. Wenngleich sie sich im digitalen Neuland eingelebt hat, so hofft die Gesangslehrerin dennoch, dass sie bald wieder live unterrichten kann - mit Abstand und desinfizierten Tasten auf dem Klavier. „Das ist alles besser als am Computer“, sagt sie und hofft, dass der Alltag mit dem Virus irgendwann vorbei ist. (mz)