Museum Schloss Neu-Augustusburg Museum Schloss Neu-Augustusburg: "Spinnen für Weißenfels"

weissenfels - Hinter Thomas Tiltmann und Adrian Stuiber liegt eine spannende Zeit. Der eine ist Leiter der Fotowerkstatt der Hochschule Merseburg. Der andere einer der Studenten, die in den vergangenen Monaten an einem besonderen kreativen Projekt mitgewirkt haben. Als Vorlage dienten ihnen dabei Arbeiten des in Weißenfels geborenen und später weltberühmt gewordenen Modefotografen Horst Paul Albert Bohrmann, später Horst P. Horst.
Der weltweit bekannte Modefotograf Horst Paul Albert Bohrmann wurde 1906 in der Jüdenstraße 25 in Weißenfels geboren. In den frühen 1930er Jahren emigrierte Horst P. Horst in die USA und fand in Palm Beach (Miami) seinen endgültigen Wohnsitz. Seien Durchbruch als Fotograf schaffte er mit dem Erscheinen der ersten britischen Ausgabe der Modezeitschrift „Vogue“. Horst P. Horst starb 1999 in den USA. Seine Werke wurden zuletzt 1992 im Weißenfelser Museum ausgestellt. (ari)
Die Ergebnisse der spannenden Zeit sind seit Sonnabend in einer Ausstellung unter dem Titel „Gestalt & Form Horst P. Horst - Originale und Interpretationen“ im Museum auf Schloss Neu-Augustusburg zu besichtigen. „Es war im Jahr 2005, als ich zum ersten Mal etwas mit den Werken des berühmten Weißenfelser Fotografen zu tun bekam“, erinnert sich Tiltmann.
Vor zwei Jahren dann sollte ein Anruf der Beginn einer Zusammenarbeit zwischen der Merseburger Hochschule und der Stadt Weißenfels werden. „Spinnen für Weißenfels“ nennt Tiltmann bei der Eröffnung der Ausstellung jenen kreativen Prozess, bei dem sich 40 Merseburger Studenten an Originale des Meisters herangewagt und sie jeweils auf ihre Weise neu inszeniert und interpretiert haben.
So wie Adrian Stuiber. Eine Aufnahme der Schauspielerin Helen Bennett, entstanden im Jahr 1939, diente dem 27-jährigen Studenten für Kultur- und Medienpädagogik als Vorlage für seine Neuinterpretation. „Das war eine große Herausforderung und ich bin schon ein wenig stolz auf das, was dabei herausgekommen ist“, so Stuiber. Mit Polaroid-Technik hat er das Original des Meisters abfotografiert und dann durch Überlagerung verschiedener Schichten einen eigenwilligen Effekt der Verfremdung erzielt.
Griechische Mythologie
„Es ist eine mystische Entfremdung, die an die griechische Mythologie erinnert“, erklärt Stuiber, dessen Neuinterpretation eines Werkes von Horst P. Horst jetzt im Weißenfelser Museum zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wird. „Horsts Markenzeichen ist das dramatische Licht, das Zusammenspiel von Licht und Schatten, von Körper und Form“, ordnet Tiltmann das Werk des Meisters ein. Das Reizvolle dieser Ausstellung sei das Miteinander von Original und Interpretation.
Eine wichtige Grundlage dafür waren jene zwanzig original Fotografien, die Horst P. Horst Anfang der 90er Jahre seiner Geburtsstadt geschenkt hatte. Erstmals seit 1992 werden diese Werke, darunter eine bekannte Aufnahme von Marlene Dietrich, entstanden 1942, wieder im Schlossmuseum gezeigt. In der Mitte des Ausstellungsraumes angeordnet, wurden die jeweiligen Interpretationen der Studenten so angebracht, dass Sichtachsen entstehen - eine Herausforderung für den Betrachter.
„Wir wollen einen berühmten Weißenfelser wieder stärker ins Bewusstsein rücken“, sagt der städtische Kulturamtsleiter Robert Brückner zum Anliegen der Ausstellung und macht schon neugierig auf die Museumsnacht am 6. Juni, bei der sich der Betrachter ebenfalls von Horst P. Horst inspirieren lassen kann. (mz)
