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Motorradtreffen  Motorradtreffen : Aus Rostgestell wird Motorrad

Von Andrea Hamann-Richter 24.05.2017, 07:48
Steffen Gänker zeigt stolz seine Alcyon aus dem Jahr 1927.
Steffen Gänker zeigt stolz seine Alcyon aus dem Jahr 1927. Peter Lisker

Grosskorbetha - Der Pfarrgarten in Großkorbetha ist am Sonnabend sprichwörtlich aus den Nähten geplatzt. Immer wieder kündigt tiefes Brummen oder lautes Tuckern neu eintreffende Motorräder an. Das achte Treffen historischer Zweiräder wurde somit wieder zu einem vollen Erfolg.

Der Chrom und der schwarze Lack einer Touren-Awo von Simson Suhl blitzen in der Sonne. Das Zweirad gehört Enrico Heinrich. Der Müchelner ist mit der Viertakter extra zu dem Treffen nach Großkorbetha gekommen. „Man sieht andere Menschen, lernt sie kennen und diese Veranstaltungen sind ein guter Ausgleich zur Arbeit“, sagt der 42-Jährige. Außerdem ist er stolz auf seine Awo. Vor Jahren hatte er sie als heruntergekommenes Motorrad gekauft. „Sie war zu 40 Prozent verrostet“, erinnert sich der Mann.

Als erstes baute er sie Stück für Stück auseinander und lernte dabei gleichzeitig, wie sie funktionieren müsste. Anschließend restaurierte er sie in den darauffolgenden vier bis fünf Jahren sorgfältig. Es war aufwendiger und kostenintensiver, als er anfangs gedacht habe, erinnert sich der Müchelner noch gut. Dennoch stemmte er die meiste Arbeit selbst, holte sich aber viel Rat von Freunden. „Sonst wäre das nicht zu bezahlen gewesen“, sagt er. Über diese Erfahrungen spricht Enrico Heinrich gern auf den Oldtimertreffen. Mittlerweile gibt es viele dieser Art in der Region. „Mehr als vier oder fünf Veranstaltungen schaffe ich zeitlich aber nicht“, sagt er und wendet sich wieder seinen Gesprächspartnern zu.

Mit seinen 25 Jahren gehört Benjamin Wildner zu den jüngeren Oldtimerfreunden. Trotzdem schlägt sein Herz für die historischen Fahrzeuge genauso, wie bei den älteren Gleichgesinnten. Die Leidenschaft dafür begann, als der junge Mann nach einem fahrbaren Untersatz suchte, um in die Uni zu kommen. So kam er in den Besitz seiner ersten Schwalbe. Sie war in einem schlechten Zustand, erinnert sich der Wengelsdorfer noch gut an die Zeit. Er richtete sie wieder her. Dennoch sollte das Zweirad für den Alltag bleiben. Also suchte der junge Mann noch eine weitere Maschine, die er sich zu einem richtigen Schmuckstück aufbauen konnte. Das war wieder eine Schwalbe, der er in liebevoller Kleinarbeit zu neuem Glanz verhalf. Über dieses Hobby lernte Benjamin Wildner sogar seine Freundin kennen. Marlene Thiele aus Oeglitzsch brachte ihre Simson mal zu dem jungen Mann, weil eine Reparatur nötig war. Die Chemie zwischen dem 25-Jährigen und der 16-Jährigen stimmte. Die gleiche Leidenschaft für die Zweiräder schweißt die beiden noch mehr zusammen. Marlene Thiele weiß, dass die alten Modelle zunehmend beliebter werden. „Es gibt sehr viele Menschen, die den Kult Simson leben“, sagt sie.

Steffen Gänker sitzt neben einem auf den ersten Blick unscheinbaren Zweirad. Es handelt sich aber um einen Alcyon aus dem Jahr 1927. Laut seinem Besitzer gibt es das Modell deutschlandweit nur noch etwa hundert Mal. Der Leißlinger selbst besitzt zwei Stück und ist mit dem Leichtmotorrad noch gern unterwegs. „Im Ort oder auf dem Weg zu Veranstaltungen wie hier“, sagt der 52-Jährige. Das genießt er. „Ich werde älter, da kann ich schwere Maschinen nicht mehr fahren“, sagt er augenzwinkernd mit Blick auf das Leichtmotorrad.

Michael Fliege und Michael Montag sind mit ihren Lanz Bulldog und Fendt zum Treffen gekommen. Sie waren im vorigen Jahr mit den Traktoren schon in Großkorbetha. Als sie von der diesjährigen Veranstaltung erfuhren, dachten sie, dass auch wieder Traktoren willkommen sind. Das war aber nicht der Fall. Kurzerhand stellten sie die Fahrzeuge ab und besuchten trotzdem das Treffen. Es sei immer wieder schön, zu solchen Treffen zu gehen, sagt Michael Montag. Es sei auch eine schöne Gelegenheit für Kinder, zu erfahren, wie die alte Technik noch funktioniert. (mz)