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Militärgeschichte in Weißenfels Militärgeschichte in Weißenfels: Eine Broschüre über die Garnisonsstadt

Von Andreas Richter 26.12.2013, 17:51
Gerd-Uwe Filip (links) und Jörg Beyer zeigen die neu entstandene Broschüre zur Weißenfelser Militärgeschichte.
Gerd-Uwe Filip (links) und Jörg Beyer zeigen die neu entstandene Broschüre zur Weißenfelser Militärgeschichte. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - „Wir schreiben doch jeden Tag Geschichte“, meint Gerd-Uwe Filip weise. Und doch hat der Oberstleutnant der Bundeswehr ein wenig mehr mit Geschichte am Hut als der durchschnittliche Zeitgenosse. Immerhin gehört der stellvertretende Kommandeur des Sanitätsregimentes 32 zu jenem Trio, das sich in besonderer Weise mit der Militärgeschichte der Stadt Weißenfels beschäftigt hat.

Es war das 250-jährige Jubiläum als Garnisonsstadt in diesem Jahr, das Filip und seine Mitstreiter Hauptfeldwebel Jörg Beyer und Leutnant Stephanie Beyer auf eine Idee gebracht hat. Die militärischen Traditionen der Saalestadt sollten in einer Broschüre festgehalten werden. Ein Jahr lang stöberten die Drei in ihrer Freizeit in Archiven und Museen, zapften die verschiedensten Quellen an, um Schritt für Schritt Material zusammenzutragen. „Die Anfänge liegen mehr als 250 Jahre zurück“, weiß Jörg Beyer, Reservedienstleistender bei der Bundeswehr.

Schriftzüge im Dachgeschoss gefunden

Bereits ab 1613 hätten sich in Weißenfels die ersten Formen militärischer Verteidigungsstrukturen herausgebildet, berichtet Beyer, der sich für die Chronik speziell mit dem Zeitraum zwischen 1613 und dem Ende des Ersten Weltkrieges beschäftigt hat. „Besonders interessant wird es dort, wo Geschichte zu leben beginnt,“ so Beyers Erfahrung. Wenn man etwa im Zuge der Recherchen alte Schriftzüge im Dachgeschoss des Schlossmuseums findet. Oder wenn auf dem städtischen Friedhof der Grabstein eines französischen Soldaten identifiziert werden kann.

Auf die Zeit zwischen 1933 und 1994, als die Russen Weißenfels verließen, hat sich Gerd-Uwe Filip konzentriert. Auch er gelangte während seiner Recherchen zu manch überraschender Erkenntnis. Dass zum Beispiel die Barbara-Kaserne, die heutige Sachsen-Anhalt-Kaserne in der Zeitzer Straße, eigentlich in Naumburg gebaut werden sollte. Nur aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen dem damaligen Oberbürgermeister der Domstadt und dem Kommandierenden General des IV. Armeekorps über die Höhe der Grundstücks- und Erschließungskosten fiel Ende 1937 die Entscheidung zugunsten von Weißenfels.

Fundamente ehemaliger Radaranlagen

Aufschlussreich sei ebenso die Entdeckung von Fundamenten ehemaliger Radaranlagen der Wehrmacht bei Nessa gewesen, berichtet Filip. „Wellensittich“ oder „Wassermann“ hießen einstige Stellungen, deren Reste in der Broschüre zur Weißenfelser Militärgeschichte abgebildet sind.

Schließlich spannt sich der Bogen des Heftes fast bis in die Gegenwart. Da wird an den Einsatz von Soldaten des Sanitätsregimentes 32 beim Besuch von Papst Benedikt XVI. in Erfurt im September 2011 erinnert. Und schließlich auch an das Engagement der Bundeswehr beim diesjährigen Hochwasser im Juni, als allein 200 Soldaten des Sanitätsregiments 32 an der Saale in Halle im Einsatz waren.

Nur 70 Exemplare erhältlich

Bei alldem ist die Broschüre, die im August dieses Jahres symbolisch an das städtische Museum übergeben wurde, ein wahre Rarität. Denn das Heft unter dem Titel „Die Truppenteile der Stadt Weißenfels. Ein Abriss zur Garnison und Militärgeschichte (1613-2013)“ gibt es nur in einer Auflage von etwa 70 Exemplaren. „Wir haben mit unserer Broschüre von Anfang an keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhoben und keinerlei kommerzielle Absichten verbunden“, erklärt Filip. Soll heißen: Die Broschüre ist nicht zu kaufen.

„Das Heft ist eher ein dienstliches Medium und wurde an interessierte Soldaten verteilt“, erläutert der Oberstleutnant die im Verhältnis zum großen Rechercheaufwand doch eher bewusst gering gehaltene „Einschaltquote“ der Broschüre. Wer dennoch an den Ergebnissen einer wahren Fleißarbeit von Enthusiasten teilhaben will, kann ein Exemplar im Weißenfelser Stadtarchiv einsehen.