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Fahrradbauer gerettet Mifa Sangerhausen: So hart urteilen Weißenfelser Händler über den Fahrradbauer

Von Jan Iven 12.08.2017, 12:00
Andrej Rjabinin von Rad-Artist schraubt gern an alten Mifa-Rädern herum.
Andrej Rjabinin von Rad-Artist schraubt gern an alten Mifa-Rädern herum. Peter Lisker

Weißenfels - Die traditionsreiche Fahrrad-Marke Mifa war und ist auch im Burgenlandkreis vielen Menschen ein Begriff. Nun ist das Werk in Sangerhausen durch einen neuen Investor wieder einmal vor dem Aus gerettet worden. Doch welche Erfahrungen haben eigentlich die Fahrradhändler in Weißenfels mit Mifa gemacht? Und was denken sie über den Neustart bei dem Hersteller, der bislang im großen Umfang auch das Billigsegment bedient hat?

Andrej Rjabinin vom Rad-Artist in Weißenfels: „Mifa-Klassiker nur etwas für Liebhaber“

Andrej Rjabinin vom Weißenfelser Fachgeschäft Rad-Artist in der Nikolaistraße hat nichts über die DDR-Marke Mifa zu schimpfen. „Natürlich sind die Räder in den Baumärkten verschwunden. Aber jedes Unternehmen sucht sich doch seine Nische“, sagt er. Der Fahrradhändler hat einige klassische Mifa-Fahrräder restauriert. „Das ist nur etwas für Liebhaber“, sagte er. Ein paar alte Räder liegen noch auf seinem Dachboden „Mein altes Mifa-Klapprad würden mir die Kunden aus den Händen reißen“, sagt er. Doch das Sammlerstück ist unverkäuflich.

Moderne Modelle der Marke hat Andrej Rjabinin indes nicht im Angebot, denn die würden die Kunden nicht nachfragen. Die Übernahme durch den neuen Investor sieht er trotzdem vorsichtig optimistisch. „Vielleicht werden die Räder wieder besser“, hofft er.

Uwe Pösniger vom Zweiradriesen in Weißenfels: „Mifa produziert seit Jahren nur noch Billigfahrräder“

Denn der vor allem zu DDR-Zeiten übliche und abschätzige Spruch „Wer Mifa fährt, ist Dresche wert, weil Mifa überhaupt nicht fährt“ gilt nach Darstellung von Uwe Pösniger, dem Chef des Weißenfelser Fahrradgeschäftes Zweiradriese an der Kalandstraße immer noch. Er sagt unumwunden: „Die Firma produziert seit Jahren nur noch Billigfahrräder für Baumärkte. Wir haben so einen Schrott nicht im Angebot.“

Dass Mifa nun von einem neuen Investor gerettet wird, sieht er daher kritisch. „Bei der Mifa haben sich schon viele Unternehmen versucht. Immer gab es jede Menge Steuergelder als Subventionen. Und wir kleinen Fachhändler haben das Nachsehen gegen die Billigkonkurrenz“, sagte Pösniger. Zumal die Medien mit ihren ständigen Berichten auch noch kostenlose Werbung machen würden.

Zu DDR-Zeiten und auch in den 1990er Jahren seien Mifa-Räder noch einigermaßen brauchbar gewesen. Doch davon könne heute keine Rede mehr sein, so Pösniger. Immer wieder würden Kunden mit kaputten Mifa-Rädern in seinen Laden kommen. Doch helfen könne er ihnen nicht. „Von Mifa-Rädern lassen wir die Finger. Sobald wir die reparieren, geht an anderer Stelle etwas kaputt.“

Zweirad-Eitel Junior in Weißenfels: „Heute kann man Mifa vergessen“

„Kein Thema“ sind Mifa-Räder auch im Fachgeschäft Zweirad-Eitel Junior. „Das ist doch alles Mauschelei, was dort läuft“, schimpft Sven Wittenbecher über das Unternehmen aus Sangerhausen. Zu DDR-Zeiten seien die Räder noch in Ordnung gewesen, wenn auch nicht so gut wie die Konkurrenz von Diamant. „Aber heute kann man Mifa vergessen“, so der Händler von der Markwerbener Straße.

Zwar repariert Sven Wittenbecher auch Mifa-Räder für seine Kunden, wenn es sein muss. Doch spätestens bei Elektrorädern des Anbieters muss auch er passen. „Die haben jetzt noch schnell ein paar billige E-Bikes rausgehauen. Und dann liefern sie keine Ersatzteile mehr“, sagt Wittenbecher. Gerade diese Woche erst habe er einen Kunden mit einem kaputten Elektrorad von Mifa wegschicken müssen, weil er ihm ohne die nötigen Teile nicht helfen konnte. „Daumen runter“, lautet daher das Urteil von Wittenbecher über Mifa. Denn letztendlich habe sich das Unternehmen nie um die Fachhändler bemüht. (mz)