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Lückengestaltung in Weißenfels Lückengestaltung in Weißenfels: Stadt setzt auf Mauerbau

Von Holger Zimmer 03.05.2015, 17:34
Die von der Stadtverwaltung favorisierte Mauervariante, die den Blick sogar von der gegenüberliegenden Straßenseite teilweise verstellt.
Die von der Stadtverwaltung favorisierte Mauervariante, die den Blick sogar von der gegenüberliegenden Straßenseite teilweise verstellt. repro/ P. Lisker Lizenz

Weissenfels - „Das muss ich unbedingt noch fotografieren“, sagt Gerda Jantze (89) aus Berlin-Eichwalde und zeigt auf den sanierten Schlosshang und den Mops mit der Zipfelmütze davor. Sie steht an der Leipziger Straße und diesen Blick auf den Hang soll es nach dem Willen der Stadtverwaltung bald nicht mehr geben, weil der Gehweg von einer 2,20 Meter hohen Mauer abgegrenzt werden soll (siehe Montage im oberen Bild). Ein Ansinnen, das der Stadtentwicklungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung aber vom Tisch wischte.

Zuvor hatte Carmen Rex, Abteilungsleiterin für Hochbau der Stadt, erläutert, dass hier Parkplätze entstehen, bis die Lücke zwischen Markt 7 und Fürstenhaus vielleicht doch mal bebaut wird. Damit einhergehen soll das Schließen einer Raumkante mit einer Mauer an der Stelle der inzwischen längst weggerissen Front dreier Häuser. Zwei weitere Varianten, die den Ausschussmitgliedern vorlagen, waren laut Rex nur als Beispiele gedacht. Eines ähnelt der Berliner Mauer ohne Stacheldraht, das andere ist von Zaunelementen durchbrochen. Doch einzig die geschlossene 2,20 Meter hohe Mauer bis zur Parkplatzzufahrt sei beim Denkmalschutz genehmigungsfähig, hieß es. Der anschließende Aufschrei im Ausschuss war gewaltig, das Kopfschütteln allgemein. Nachdem Ekkart Günther (CDU-Mandat) auf verschiedene Kompromisse verwiesen hatte, die man in Sachen Raumkanten in der Stadt bereits gemacht hatte, sprach er nun von einer schlechten Lösung, die nicht jedermanns Geschmack sei. Clemens Wanzke (Bürger für Weißenfels, Landgemeinden und Alternative für Deutschland) meinte, dass man damit den Blick auf das Millionengrab Schlosshangmauern verstelle. Und spinne man den Faden weiter, müssten auch die Parkflächen an der Leipziger Straße mit einer Mauer abgegrenzt werden. Hans Klitzschmüller (Die Linke) sprach von einer Kasernenmauer. „Die ist vielleicht genehmigungs-, aber nicht zustimmungsfähig.“ Gunter Walter (Bündnis 90/Die Grünen) redete von verfehlter Innenstadtpolitik und davon, dass die Gebäudefront nie so geschlossen gewesen sei, sondern Türen und Tore aufwies. Manfred Rauner (CDU-Mandat) sprach von viel Geld das im Schlosshang stecke und das man nun faktisch wegwerfe. Die Freiflächengestaltung sei ja nicht das Problem, aber die Mauer zur Straße müsse man weglassen. Und sein Fraktionskollege Dieter Böckler meinte, dass das gute Gefühl nach dem Blick über den irgendwann mal sanierten Markt im Eimer sei, wenn er an dieser Raumkante vor dem Schlosshang hängen bleibe.

Während Gerda Jantze aus Berlin-Eichwalde mit Blicken auf Mauern ohnehin ihre Probleme hat, sagt die Weißenfelserin Dorothea Zahn (80): „Wir wollen doch Offenheit und uns nicht einmauern.“ Die Frauen kennen sich seit ihrer Zeit, als sie in Königs Wusterhausen lebten und sie plädieren dafür, alles zu lassen, wie es ist oder höchstens eine flache Mauer zu setzen, wie Gerda Jantze zugesteht. Man darf gespannt sein, welche Alternativen die Verwaltung in einer der nächsten Ausschusssitzungen präsentiert. (mz)

Um 1970 standen die drei Gebäude rechts neben dem Fürstenhaus noch. Im Haus am rechten Bildrand befindet sich die MZ-Lokalredaktion.
Um 1970 standen die drei Gebäude rechts neben dem Fürstenhaus noch. Im Haus am rechten Bildrand befindet sich die MZ-Lokalredaktion.
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