Literaturkreis Novalis Literaturkreis Novalis: Salonkultur der Jenaer Romantik
Jena/Weissenfels/MZ - Frauen lassen sich scheiden, sind politisch leidenschaftlich interessiert, wollen von ihrer Arbeit leben und sorgen dafür, dass ihre berühmten Männer sich austauschen können. Diese Beschreibung zielt nicht auf Frauen von heute, sondern auf drei Frauen vor über 200 Jahren. Vor allem auf die Drei, die die Jenaer Romantik mitprägten. Sie stehen am Mittwoch bei einem Vortrag im Novalispavillon im Mittelpunkt.
Gisela Horn, Privatdozentin an der Universität Jena, wird über Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling, Dorothea Mendelssohn-Veit-Schlegel und Sophie Schubart-Mereau-Brentano sprechen. Als Anreiz nennt sie alle Nachnamen, die die Frauen Zeit ihres Lebens geführt haben, zusammen. An ihnen lassen sich die interessanten Biografien der Drei schon erahnen. So habe sich Sophie Mereau als eine der ersten Frauen im damaligen Herzogtum Sachsen-Weimar scheiden lassen, sagt Gisela Horn. Und: „Sie war auch die erste Schriftstellerin Deutschlands, die von ihrem Schreiben zu leben versuchte.“
Salonkultur Berlins als Vorbild
Ihren Vortrag hat Gisela Horn mit den Worten „Mir kann nicht genügen an dieser bedingten Freiheit“ überschrieben. Es ist ein Zitat aus einem Brief, den Caroline Schelling Jahre später verfasst hat. Er zeige, dass die Freiheit für Caroline Schelling „etwas Zentrales“ gewesen sei - „Freiheit im Politischen, Privaten und in der Sexualität“, wie Gisela Horn präzisiert.
Nicht nur Caroline Schlegel, alle Drei seien politisch interessiert gewesen - was sich damals auf die Ideen der Französische Revolution bezog. Sie haben in Jena zudem für einen regen Austausch der Romantiker untereinander gesorgt. Gisela Horn spricht davon, dass jede von ihnen „ein Genie der Kommunikation“ gewesen sei. Sie hätten im beschaulichen Saalestädtchen eine Salon-Atmosphäre geschaffen, die wesentlich zum heutigen Bild der Zeit der Romantik gehört. Die Anregungen dafür habe vor allem Dorothea Schlegel mitgebracht. Sie war in Berlin groß geworden und hatte dort die berühmte Salonkultur Rahel Varnhagens und Henriette Herz’ kennengelernt.
Forschung seit Mitte der 1990er
Über all dies hat Gisela Horn bereits Mitte der 1990er Jahre geforscht. Aber dabei ist es nicht geblieben: „Ich finde die Biografien der drei Frauen so spannend, dass mich das Thema bis heute nicht loslässt.“ Immer wieder käme sie wissenschaftlich zu den Leben dieser Frauen zurück.
Gisela Horn hält auf Einladung des Literaturkreises Novalis den Vortrag „Mir kann nicht genügen an dieser bedingten Freiheit“ - Frauen der Jenaer Romantik um 19 Uhr im Novalispavillon Weißenfels. Das Buch dazu kann man kaufen.