Leben für den Tierschutz Leben für den Tierschutz: Der mit den Katzen singt

Weißenfels/Lützen - Der aparte schwarz-weiße Andi und die schöne Sofia mit dem weißen Fell bekommen jetzt ein neues Zuhause. Geht es nach dem Willen von Andreas Beck, haben die zwei Stubentiger die längste Zeit im Katzenheim in der Zeitzer Straße in Weißenfels gelebt. Der Pädagoge, der in Lützen wohnt, will den beiden Fundtieren ein Quartier geben, in dem sich seine besonderen Schützlinge wohl fühlen können.
Die beiden Schüchternen, die im überfüllten Domizil zwischen der zickigen Lilli, dem scheuen Gustav, Hilde mit den Kulleraugen und all den anderen zig Vierbeinern hocken, brauchen mehr Platz und Auslauf, findet Beck. Unter Tierschützern, die sich im Verein der Stadt Weißenfels engagieren, gilt der 50-jährige Mann im Ehrenamt als der „Katzenflüsterer“. Er hat ein Händchen, auch für die scheuesten, wie das „Robertchen“ einer ist. Andreas Beck singt sogar mit ihnen, so, als würde es sich um Kleinkinder handeln, die nicht einschlafen wollen. So schafft er es mit Engelsgeduld und viel Ruhe, das nötige Vertrauen aufzubauen.
Zureden und Leckerlis
„Er ist die Bezugsperson, er kriegt sie alle, mit Zureden und Leckerlis, bei ihm sind Andi und Sofia sehr gut aufgehoben“, weiß „Katzenmutter“ Heidi Kronenberg. Auf der Autobahn bei Pörsten beziehungsweise in einem Garten in der Burgwerbener Straße in Weißenfels hätten Bürger Sofia, benannt nach ihrer Finderin, und Andi, nach Betreuer Andreas Beck benannt, sowie weitere Katzen gefunden und ins Quartier an der Zeitzer Straße gebracht. Einige seien vermittelt worden, sagt Kronenberg vor dem Hintergrund, dass die Katzenstation laut Veterinäramt zum 31. Dezember dieses Jahres schließen muss.
Wozu die Stadt Weißenfels bereit ist und welchen Weg Kommune und Tierschützer aus bisher drei Vereinen künftig gemeinsam beim Aufbau eines möglichen Tierheims gehen wollen, soll sich in weiteren Gesprächen in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. „Wir brauchen Zeit, um uns kennenzulernen“, sagte Rolf Schumann, der für den Tierschutzverein 2006 in Weißenfels eine Reptilienauffangstation in der früheren Musikschule „Heinrich Schütz“ in der Langendorfer Straße betreibt.
Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) sieht weder dieses Gelände in der Nachbarschaft des Heimatnaturgartens noch das Katzenheim in der Zeitzer Straße als künftigen Standort eines neuen Tierheims. Diese könnten laut Risch nur vorübergehend als Zwischenlösung dienen. Das Katzenheim hat zudem nur bis 31.12. die Betriebserlaubnis. (ck)
Viele Tiere suchten noch ein neues Zuhause, manche seien aber so krank, dass sie schlechte Karten hätten, in gute und geeignete Hände zu kommen. Das betrifft Mauz mit den trüben Augen ebenso wie Kati, der wegen einer schlimmen Zahnfleischerkrankung fast alle Zähne gezogen werden mussten. Weil die hygienischen Zustände unhaltbar sind und zu viele Katzen auf engem Raum untergebracht sind, sieht Andreas Beck nur einen Weg für die zwei Katzen, mit denen er jede Menge Zeit fast täglich im Katzenheim verbracht hat. Säubern und Füttern, die Fahrt zum Tierarzt, sich mit den Tieren beschäftigen, dafür hat der wortkarge Mann fast täglich nach seinem Unterricht freie Stunden investiert, obwohl er aus dem Verein ausgetreten ist. „Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun“, sagt er knapp.
Mann der Tat
Seine Fürsorge gelte nach wie vor den Katzen. „Sie dürfen nicht wegen der seit Jahren vorherrschenden unhaltbaren Zustände bestraft werden“, sagt Beck, der am Naumburger Domgymnasium Fremdsprachen wie Spanisch und Französisch unterrichtet. Es gehe um das Wohl, die Gesundheit und Würde dieser Lebewesen. Dieses Anliegen sei für ihn seit Jahren Herzenssache.
Beck ist kein Mensch vieler Worte, sondern ein Mann der Tat. Deshalb ist es auch nicht ungewöhnlich, dass der Tierschützer bereits mehrere Katzen zu Hause hält und nun auch noch zwei weitere aus dem Tierheim Weißenfels aufnimmt.
Andreas Beck freut sich auf den Neuanfang, den Tierschützer mit Unterstützung der Stadt Weißenfels wagen wollen. Dazu haben sie sich während der Einwohnerversammlung in der vergangenen Woche bekannt und verständigt (die MZ berichtete). Menschen wie er werden da gebraucht. Noch-Vereinsmitglied Reiner Kunze und Rolf Schumann haben die Gespräche am Ostersonntag bei einem Tag der offenen Tür der Reptilienauffangstation fortgesetzt.
Auch Ingrid Löffler vom Weißenfelser Tierschutzverein sucht den Neuanfang. Deshalb habe sie beide Veranstaltungen besucht. In der kommenden Woche wollen sich Rolf Schumann und Reiner Kunze mit Oberbürgermeister Robby Risch treffen, um die Weichen für einen ernstgemeinten Neuanfang zu stellen, wie die MZ am Mittwoch erfuhr. (mz)