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Landwirtschaft Landwirtschaft: "Betonkuh" giert nach Futter

Von HEIKE RIEDEL 26.06.2013, 18:55

WEISSENFELS/MZ - Statt Milchtanks fahren jetzt regelmäßig Güllewagen die Feldmühle in Pörsten an. Denn der Landwirtschaftsbetrieb der Familie Buchal hat die Milchproduktion aufgegeben. Im Mai haben die letzten Milchkühe den Stall verlassen. „Jetzt füttere ich dafür Milliarden Bakterien“, lacht Falko Buchal verschmitzt. Er beschreibt damit das Geschehen um die Biogasanlage, die seit 2012 im Tal der Rippach steht und von ihm betrieben wird. Als Vertreter der jungen Generation gibt er dem nach der politischen Wende wieder eingerichteten Unternehmen jetzt ein neues Gesicht. Und das hat er gleich auf dem Betriebsschild für die Feldmühle GbR festgehalten. Dort sind in dem namensgebenden Mühlrad, der Kopf einer Kuh, eine Ähre sowie ein Blitz zu sehen. „Biogasanlage, Betrieb und Service“ steht darunter.

Ganz möchte Buchal, der von zwei Angestellten und auch den Eltern noch unterstützt wird, nicht auf die Kühe verzichten. Fünf sind zunächst geblieben, um Wiesenflächen abzuweiden, an die mit Technik kaum ranzukommen ist. Sie sollen zugleich der Grundstock für den Aufbau eines Rindermastbetriebes werden. Nicht mehr die Molkerei, sondern einen Schlachthof will die Feldmühle zukünftig beliefern.

„Wir waren mit 100 Kühen ein zu kleiner Betrieb, um dem Milchpreisverfall und den Milchmarktschwankungen auf Dauer stand zu halten“, nennt Falko Buchal die letztlich entscheidende Erkenntnis für die Aufgabe der Milchproduktion. Es standen umfangreiche Erneuerungsinvestitionen an, die den Betrieb einfach überfordert hätten. Heizöl, Diesel, Strom - alles ist teuer geworden. Statt 800 Mark mussten zuletzt 1 700 Euro Stromkosten bezahlt werden. Dann hätten Neueinstellungen angestanden, um den Eltern ihren Ruhestand zu ermöglichen - und es gibt schwer gute Leute für die Landwirtschaft. Das alles hat schließlich die Idee reifen lassen, Biogas und damit Energie zu produzieren. UTI (Umwelttechnik-Invest) aus Nürnberg hat die 3,2 Millionen teure Anlage errichtet und nach zehn Monaten Betriebserfahrung schätzt Buchal ein, dass es ein sichereres Einkommen bedeutet, wenn er statt der Milchkühe nun Vergärungsbakterien füttert.

Die Arbeit auf den 280 Hektar zu bewirtschaftenden Flächen hat sich dadurch nicht verändert. Mit 150 Hektar hat sich der Maisanteil erhöht. Mit Mais sowie Grassilage muss die Biogasanlage beschickt werden, aber auch mit Gülle und Mist. 40 Hektar Wiesen bewirtschaftet Buchal und auf dem Rest seiner Flächen werden Rüben, Raps und Getreide zum Verkauf angebaut. Weil nicht mehr die notwendigen Güllemengen auf dem eigenen Hof anfallen, wird Rindergülle noch von einem Muschwitzer Agrarbetrieb geholt.

Nach dem Hochwasser blickt Buchal nun auch besorgt auf die Felder. Werden diese ihm genug „Futter“ für die Biogasanlage bringen. Jetzt nimmt er auch schon mal auf seine Eignung für die Vergärung geprüften „Abfall“ von Flutflächen der Berufskollegen an. Ganz so empfindlich ist schließlich seine „Betonkuh“ doch nicht. Allerdings müsse sie ebenso zuverlässig ihre Futterrationen bekommen, sonst signalisiert der Computer sofort Störungen und es wird weder Strom noch Wärme erzeugt.