Ladenhüter Kneipe? Ladenhüter Kneipe?: Zwei Gasthäuser stehen zum Verkauf - warum der so schwierig ist

Weißenfels - Das Rentenalter hat Karl-Heinz Löser längst erreicht. Trotzdem steht er im Uichteritzer Sportlerheim noch immer hinterm Tresen. Dabei haben er und seine Frau schon im vergangenen Jahr laut darüber nachgedacht, ihre Kneipe zu schließen. Ende 2018 sollte eigentlich Schluss sein. Doch bisher hat das Ehepaar schlicht noch keinen Nachfolger gefunden. Niemand will das Sportlerheim kaufen oder pachten.
Also machen die Besitzer notgedrungen weiter. Wenngleich sie deutlich kürzer treten und nicht mehr alle Aufträge annehmen. Karl-Heinz Löser will so zumindest die anfallenden Betriebskosten decken. „Wir wollen nicht noch unsere Rente in das Gebäude reinstecken“, sagt er. Dorfkneipen wie das Uichteritzer Sportlerheim sterben nach und nach aus, fürchtet der Besitzer.
Sportlerheim Uichteritz: Bewohner schätzen Kneipe
Dabei kann man den Uichteritzern kaum vorwerfen, sie würden ihre Kneipen nicht schätzen. Das Sportlerheim mitgerechnet gibt es noch drei Gaststätten in dem Weißenfelser Ortsteil. Andere kommen nicht auf eine. Sind drei Kneipen in Uichteritz möglicherweise eine zu viel? Karl-Heinz Löser glaubt das nicht. Aus seiner Sicht fehlt es vielmehr an Nachwuchs mit Leidenschaft für den besonderen Beruf. „Das will keiner mehr machen“, stellt er ernüchtert fest. Allein die Arbeit am Abend und den Wochenenden würde viele abschrecken.
Allein die Zahlen belegen, dass sich die Gastronomie landesweit nicht im Aufschwung befindet. Innerhalb von zehn Jahren haben mehr als 1000 Gaststätten geschlossen, schlägt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Sachsen-Anhalt Alarm und fordert, dass Restaurantbetreiber weniger Mehrwertsteuer zahlen sollen. Wenn das „Kulturgut Gastronomie“ gerettet werden soll, argumentiert der Gaststättenverband, dann muss die Abgabe von derzeit 19 auf künftig sieben Prozent sinken. „Es ist 5 nach 12“, warnte Dehoga-Präsident Michael Schmidt zuletzt eindringlich vor einem Kneipensterben insbesondere in ländlichen Gegenden.
Sportlerheim Uichteritz: Man muss viel Zeit und Geld investieren
Karl-Heinz Löser in Uichteritz unterstützt die Forderung des Gaststättenverbands. „Das würde schon helfen“, sagt er. Gerade die Dorfkneipen wähnt er im Vergleich zu den Städten aber im Nachteil. Denn dort würden sich zuweilen Ausländer als Unternehmer versuchen und Gaststätten übernehmen. „Die gehen aber nicht aufs Dorf“, so der Senior.
Dorfkneipen sind häufig Familienbetriebe und da wird es schwierig, wenn der Nachwuchs das Erbe nicht fortführen möchte. „Unsere Kinder haben ihre Arbeit“, sagt Karl-Heinz Löser. Sie kommen als Käufer also nicht in Frage. Ähnlich liegt der Fall bei Uta Pollmächer in Tagewerben. Ihre Gaststätte Helms Gasthof hat sie bereits Ende 2017 geschlossen und sich damals entschieden, die wenigen Jahre bis zur Rente noch andernorts als Angestellte zu arbeiten. Da ihre Tochter im Westen lebt, hätte es niemanden gegeben, der den Betrieb weiterführt.
„Du kannst im Dorf nicht mal mehr eine Trauerfeier machen.“
Uta Pollmächer sucht noch nach einem Nachfolger. Sie befinde sich in Verhandlungen, erklärt sie auf Nachfrage. Konkrete Ergebnisse gibt es noch nicht. Es liege ihr aber auf jeden Fall am Herzen, dass es im Ort wieder eine Kneipe gibt, versichert sie. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass es die auch braucht. „Es ist traurig. Du kannst im Dorf nicht mal mehr eine Trauerfeier machen.“
Ein Auslaufmodell ist die Dorfkneipe aus ihrer Sicht noch lange nicht. „Es ist nicht so, dass du nicht davon leben kannst“, sagt sie. Wer erfolgreich sein will, der müsse eben sehr viel investieren, Kraft, Zeit und natürlich Geld. „Für die, die es machen, ist es ein Kampf“, sagt sie anerkennend. (mz)
