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Kurzes Verschnaufen ohne Atempause

Von Petra Wozny 01.07.2008, 17:33

Hohenmölsen/MZ. - Eine Fahrt auf der Autobahn 38 oder der Weg auf dem Rollfeld zum Urlaubsflieger ist der erste, wenngleich auch indirekte Kontakt mit dem Mitteldeutschen Bitumenwerk in Webau. Auf direktem Weg ist vom Straßenverkehr oder Drehkreuz für Weltenbummler nichts zu spüren. Hinter Schafgarbe, Goldrute und blühendem Holunder produziert bei Webau ein Unternehmen, was deren Geschäftsführer Dr. Bernd Schneider als das Beste seiner Art in Westeuropa charakterisiert.

Geschäftsführer"Begonnen haben wir mit zwei Erzeugnissen vor zehn Jahren", schildert Schneider. "Heute sind es 18." Die Produktion ist durch einen langfristigen Vertrag mit der Total Bitumen Deutschland GmbH in Brunsbüttel abgesichert. Das gewährt Standortsicherheit, wertet Schneider. 44 Mitarbeiter sind in Webau beschäftigt. Sieben Jugendliche bekommen im Betrieb eine Ausbildung zum Chemikanten, Laboranten und Industriekaufmann. Die Entwicklung des Betriebes ist gesund, die Produktion wächst kontinuierlich. Gegenwärtig werden über 200 000 Tonnen Bitumenprodukte im Jahr erzeugt. Abnehmer sind chemische, Baustoff- und Straßenbaubetriebe in Deutschland, Polen, Tschechien und den Niederlanden.

Der 64-jährige Geschäftsführer blickt kurz in die Geschichte. 2002 begann der Ausbau der Produktionsanlagen. Schlag auf Schlag wurden eine dritte Oxid-Bitumen-Blasanlage, eine Polymer-Bitumen-Produktionsanlage und im Vorjahr eine Anlage zur Modifikation von Bitumenprodukten errichtet. Zwei Rohstofftanks, zwei Bitumenprodukt-Tanks und eine Verladestation konnten in Betrieb genommen werden. Insgesamt wurden in den letzten sechs Jahren über zehn Millionen Euro investiert. Hinzu kommen rund 20 Millionen Euro, die im Rahmen der Gefahrenabwehr zur Sanierung der Betriebsflächen und zur Beseitigung von ungesicherten Deponien aufgebracht werden mussten.

Der Anwohner aus Webau sieht, riecht und hört nichts von alledem. Hartmut Walk, Leiter der Bitumenerzeugung, erklärt das: "Alle Investitionen tätigen wir immer im Einklang mit dem Umweltschutz." So wurde die Energieversorgung mit Strom und Dampf und die Betriebswasserversorgung modernisiert. Zwei thermische Nachverbrennungsanlagen werden deshalb betrieben. Die in der Sonne blitzenden neuen Lagertanks und Rohrleitungen werden über ein ausgedehntes Thermalölnetz mit der erzeugten Abwärme beheizt. "In Webau legen wir jetzt eine kleine Atempause ein", schildert Schneider. Eine Ruhepause wird es jedoch für das Mitteldeutsche Bitumenwerk Hohenmölsen nicht geben, geht es doch im zweiten Betriebsteil, dem Paraffinwerk in Köpsen, weiter. Hier ruht seit Jahren die Produktion. Jetzt arbeiten dort die Mitarbeiter aus der eigenen Forschung an einem Pilotprojekt. "Geht alles nach Plan, beginnen wir im September mit dem Aus-, Um- und Neubau einer Anlage", plant der Geschäftsführer. Vier Millionen Euro sollen im ersten Schritt investiert werden. Der Standort soll reaktiviert werden, um auf modernem Niveau Paraffin produzieren zu können.