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Kritik an Gifteinsatz gegen Mäuseplage Kritik an Gifteinsatz gegen Mäuseplage: Nabu-Chef: Köder können andere Tiere töten

Von Holger Zimmer 18.09.2020, 13:06
Landwirte können gegen die Mäuseplage mit Giftweizen vorgehen. Darüber informierte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Landwirte können gegen die Mäuseplage mit Giftweizen vorgehen. Darüber informierte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. www.imago-images.de

Weissenfels - Gegen Mäuse können Landwirte vorgehen. Der Giftweizen Ratron kann jetzt mit einer sogenannten Legeflinte in unterirdischen Gängen platziert werden. Außerdem ist eine Köderbox direkt über Mäuselöchern einsetzbar, die den Gang nach oben verschließt. Darüber informierte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Andreas Meißner, Vorsitzender des Regionalverbandes Saale-Elster des Naturschutzbundes Nabu, liegt das Papier vor.

Mäuseplage durch extreme Fruchtbarkeit

Er ist Fachmann auf dem Gebiet, hat seine Diplomarbeit in DDR-Zeiten zu Kleinsäugern im Rippachtal geschrieben und nimmt nun Stellung. „Fakt ist, dass es alle drei Jahre eine solche Plage gibt.“ Das liegt in der Natur, weil Mäusejunge bereits nach zwölf Tagen geschlechtsreif sind und weitere gut drei Wochen später wiederum Junge haben.

In einem normalerweise zweieinhalbjährigen Mäuseleben bringt es das Weibchen auf rund 31 Würfe mit jeweils um die sieben Junge. Fakt ist auch, dass der Bestand in diesem Herbst - nach drei Jahren - wieder zusammenbricht, wofür es keine ausreichende wissenschaftliche Erklärung gibt.

Nabu-Chef wirbt um Alternativen zu Giftköder

Meißner sagt, dass die Plage absehbar war und man bereits im Vorjahr Vorkehrungen hätte treffen können. Auch jetzt wäre es möglich gewesen, den Raps zeitversetzt auszubringen. Landwirte würden auch mit dem Tiefpflügen gegen die Mäuse vorgehen.

Das sei zumindest preisgünstiger, als mit Giftweizen und dessen aufwendiger und eventuell unsachgemäßer Ausbringung gegen die Nager vorzugehen.

Landwirte setzen Krücken

Fakt ist, dass bei der Anwendung von Giftweizen weitere Folgeschäden in der Tierwelt zu erwarten sind. Denn dabei würden nicht nur Mäuse getötet, sondern auch Greifvögel, Füchse, Hasen, Marder und der ebenfalls geschützte Mauswiesel. „Immer wieder sammeln wir in einem solchen Jahr tote Tiere ein“, sagt Andreas Meißner.

Gerade bei den Greifvögeln sind jetzt die Verluste der letzten Zeit spürbar. Und: Im Jahr ziehen sie im Gegensatz zu Mäusen nur vier oder fünf Junge groß. Deshalb gibt es Landwirte, die zur Selbsthilfe greifen und Sitzkrücken für Mäusebussard und Co. in den Feldern aufstellen, um die Futtersuche zu unterstützen. (mz)