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Koch-Ausbildung Koch-Ausbildung: Am Herd mit Argusaugen

Von Petra Wozny 11.05.2013, 16:28
Klaus Hörhold ist seit 40 Jahren Koch. Vor zwei Jahrzehnten wurde der Ausbilder in diesem Beruf auch Prüfer der IHK.
Klaus Hörhold ist seit 40 Jahren Koch. Vor zwei Jahrzehnten wurde der Ausbilder in diesem Beruf auch Prüfer der IHK. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - „Ich kann’s nicht lassen“, sagt Klaus Hörhold ohne um den heißen Brei zu reden. Geht er in ein Restaurant, um sich einmal bekochen zu lassen, sind seine Sinne aufs Äußerste gespannt. Er beäugt den Teller, nimmt in Augenschein, wie die Speisen angerichtet sind. Dann kommen die Geschmacksknospen zum Einsatz. Später fällt er sein Urteil, privat wie beruflich. Hörhold ist gelernter Koch und seit zwei Jahrzehnten Prüfer der Industrie- und Handelskammer.

Koch aus Leidenschaft

Koch wurde der gebürtige Leunaer aus Leidenschaft. Bereits als Kind soll er die Küchenschränke gern aus- und eingeräumt haben. Kochtöpfe hatten es ihm mehr angetan als Autos. Seine eigene Ausbildung absolviert er im Kulturhaus Leuna. Mangel an bestimmten Lebensmitteln lernt er hier in DDR-Zeiten nicht kennen. Das Haus wurde erstklassig versorgt. Schweinelende oder Ananas - im normalen Alltag Raritäten - seien für ihn kein Thema gewesen. „Ich wusste schon, wie die aussahen“, erinnert er sich mit einem schalkhaften Lachen.

Recht schnell findet der junge Mann selbst zum Ausbilder. Auf vier Jahrzehnte kann er nun bereits zurückblicken, Jugendlichen mehr beigebracht zu haben, als den Unterschied zwischen Salz und Pfeffer. „Sie lernen bei mir nicht nur Fachliches, sondern vor allem Kompetenzen“, versichert der 59-Jährige. „Alles, was gekocht wird, soll schließlich verkauft werden. Das Gericht muss also mit Sachverstand an den Gast gebracht werden. Nur mal im Topf rumrühren iss nicht“, sagt er selbstbewusst und gibt diese Meinung ohne Schnörkel im Alltag an die Jugendlichen weiter.

Immer weniger würden das, stellt der Ausbilder und Prüfer fest, der bei der Interessengemeinschaft Bildung Leuna (IBLM) in Weißenfels arbeitet. „Der Beruf ist für die Mädchen und Jungen einfach nicht attraktiv“, sagt er und belegt dies mit Zahlen. „Als Anfangsgehalt, so haben mir junge Köche erzählt, bekommen manche rund 800 Euro netto. In der Schweiz liegt das Einkommen etwa bei 2500 Euro. Ist doch logisch, dass der Nachwuchs entweder weg geht oder gar nicht erst Koch wird.“ Bei einem Absolvententreffen im vergangenen Jahr seien von 30 ausgebildeten Köchen zwei im Beruf gewesen. „Da komme ich schon ins Grübeln“, gibt Hörhold zu. Gegenwärtig laufen die Prüfungen. Er selbst nimmt dabei nicht seine eigenen Schützlinge, sondern gänzlich andere Auszubildende aus Halle unter die Lupe. Die müssen ein Drei-Gänge-Menü nach einem von der IHK vorher festgelegten Warenkorb zusammenstellen.

Ein Allesesser prüft

Vier Wochen vorher besteht die Möglichkeit, sich auf die Prüfung an Topf und Pfanne zu probieren. Die Jury begutachtet unter anderem den Schwierigkeitsgrad, die Exaktheit, die Konsistenz der Speisen, den Geschmack und das Aussehen. „Natürlich müssen wir alles kosten“, erklärt er den Prüfungsverlauf. Es sei schon vorgekommen, dass er hungrig aus solch einer Prüfung gegangen wäre. „Da kann ich natürlich kein Auge zudrücken“, meint der IHK-Prüfer, dessen Herz als Ausbilder natürlich gerade in diesen Tagen bei seinen eigenen Auszubildenden hängt. Der größte Teil habe in den letzten Jahren Liebe zum künftigen Beruf entwickelt.

Klaus Hörhold hofft, dass sie dieses Gefühl umsetzen und am Herd bleiben. „Schön wäre es, ihnen dann mal in einer Gaststätte zu begegnen“, sagt er, der sich selbst als Allesesser bezeichnet. Er schwärmt für Eintöpfe, Braten und Gemüse. Mit einer Einschränkung: „Sauerkirschen kommen mir nicht auf den Tisch.“