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Kleines Hotel mit mehr Gastlichkeit

Von Yvette Meinhardt 29.08.2008, 16:20

Naundorf/MZ. - Die Geranien blühen im Spätsommer um die Wette. Sie leuchten knallrot und verheißen Leben. Dass die Gaststätte im Erdgeschoss seit anderthalb Jahren leer stand, fiel manchem Vorbeifahrenden gar nicht auf. Dies ändert sich ab Montag. Die ortsansässige Birgit Horn eröffnet "Birgits Gasthaus".

Vor allem der Hausbesitzer und Hotelbetreiber Klaus Nitzsche freut sich darüber. "Die geschlossene Gaststätte hielt manchen Übernachtungsgast davon ab, hier zu bleiben", erzählt der Senior. Nach der Wende bekam er den Gasthof als einstigen Familienbesitz zurück. Hinter der Rezeption hängen Bilder, die das Haus vor mehr als 100 Jahren zeigen. Schon um 1890 war es demnach eine Gastwirtschaft. Zu DDR-Zeiten sei vor allem das Restaurant weiter betrieben worden. Beim Hotelumbau fing Nitzsche quasi bei Null an. Er investierte in Umbau und Sanierung viel Geld. So wurde der markante Bau an der B 91 zum Domizil für Monteure, Handlungsreisende und Vertreter. "In guten Zeiten hatte ich 1 500 Übernachtungen im Jahr. Diese Zahl war jetzt rückläufig, deshalb freue ich mich über die Neueröffnung der Gaststätte", sagt der Besitzer der Immobilie.

Birgit Horn möchte hier eine eigene Existenz gründen. "Das berufliche Handwerkzeug lernte ich europaweit", erzählt die 31-Jährige. Mit 18 Jahren ging sie in die Eifel, lernte in der Nähe von Bitburg den Beruf einer Hotelkauffrau und machte dann weitere drei Jahre ihren Schein zum Ausbilder. Anschließend sammelte sie Berufserfahrungen, arbeitete sieben Monate im Robinson-Club in Fuerteventura, war zwei Sommer lang auf einem Fährschiff und später drei Jahre lang in einem renommierten Schweizer Skigebiet. Hier habe allein das üppige Trinkgeld zum Lebensunterhalt gereicht. "Als ich Mutter von Zwillingen wurde, zog es mich zurück nach Hause. Ich brauchte die Unterstützung von meiner Familie", fährt sie fort. Jetzt hat sie ihren Erziehungsurlaub beendet und wagt einen beruflichen Neuanfang. Das kleine Unternehmen als Familienbetrieb: Mutter und Schwester halfen bei der Renovierung. Die Küche wurde gründlich geputzt und mit neuer Technik wie Geschirrspüler, Herd und Tiefkühltruhe ausgestattet. Elektriker und Klempner waren im Einsatz, um eine Bierleitung samt Aggregaten zu installieren. "Pläne habe ich viele, ob Schweizer Woche mit Käsefondue oder Kaffeenachmittag für Senioren. Doch ich möchte es langsam angehen lassen", sagt sie. Nebenbei sitzt die frisch gebackene Unternehmerin auf der Schulbank, um sich im Rahmen des Projektes Eco-Pilot das theoretische Rüstzeug für Buchhaltung und Betriebsführung zu holen.