Kleiner Ort trifft Weltgeschichte Kleiner Ort trifft Weltgeschichte: Schwiegermutter Martin Luthers aus Burgwerben?

Burgwerben - Die Eltern von Luthers Frau, Katharina von Bora, stammen aus Burgwerben und Schkortleben. Was bisher Insiderwissen von einigen Chronisten war und nicht mal ins Internet bei Wikipedia Eingang gefunden hat, darüber hat jetzt der Weißenfelser Heimatforscher Bernd Reitzenstein die MZ informiert. Anlass dafür waren letzte Absprachen mit dem Steinmetz Daniel Kittler.
In der Werkstatt Kloß und Kittler wird nämlich eine Gedenktafel angefertigt, die auf die Eheschließung von Katharina von Haugwitz mit Jhan von Bora aus dem Adelsgeschlecht Sahla 1482 erinnert. Es sind die Eltern von Luthers späterer Ehefrau und völlig neu ist dabei, dass die Sahlaer ihren Sitz im heutigen Schkortleben hatten. Ein Gedenkstein wird nun am 22. April im Rahmen der 2. Burgwerbener Geschichtskonferenz an der Kirche des Weißenfelser Ortsteils enthüllt.
Burgwerben: Chronist spricht allerdings von Katharinas Eltern Anna und Hans
Die Mutter der Frau, die Luther 1525 geheiratet hat, stammt also aus dem Weindorf Burgwerben. Bekannt war das bislang aus der Chronik des Heimatforschers Horst Sitt, der nicht nur den Stammbaum veröffentlichte, sondern sich auch auf frühere Kenntnisse berufen konnte.
Er spricht allerdings von Katharinas Eltern Anna und Hans, doch laut Reitzenstein handelt es sich dabei einmal um die Verkürzung des Namens Katharina, während Jhan die alte Schreibweise von Hans ist. Auch dass Jhan von Bora adeliger Spross der Sahlaer war, ist zwar bekannt, doch Reitzenstein ist es nun gelungen, diese Tatsache in der Gegend von Weißenfels zu lokalisieren. Alles in allem geht es um eine kleine Sensation im 500. Jubiläumsjahr der Reformation.
Chronist für Burgwerben: Ende eines jahrelangen Studiums von Urkunden und Dokumenten
Es ist das Ende eines jahrelangen Studiums von Urkunden und Dokumenten. Denn da gibt es nicht nur die Sitt-Chronik. Entsprechende Schriftstücke finden sich zudem im Dresdener Staatsarchiv und der Thüringen-Chronisten Otto Dobenecker hat im 19. Jahrhundert ebenfalls zu dem Thema geforscht.
Katharina von Bora soll am 29. Januar 1499 geboren worden sein. Urkundlich belegt ist dieses Datum laut Wikipedia nicht. 1504 gab sie der Vater zur Erziehung ins Augustiner-Chorfrauenstift Brehna. Die Verpflegungsliste weist sie für 1509/10 als Bewohnerin des Zisterzienserinnenklosters Marienthron in Nimbschen bei Grimma aus. Nach dem Lesen von Luthers Schriften floh sie mit acht Ordensschwestern 1523. Mitte 1525 heiratete sie Martin Luther. Sie hatten sechs Kinder. Luther verstarb 1546. Obwohl sie als Alleinerbin eingesetzt war, geriet sie in eine wirtschaftlich schwierige Situation. Sie floh aus Wittenberg vor der Pest und verstarb 1552 in Torgau. (hz)
Eine Urkunde fehlt allerdings laut Reitzenstein. Denn nicht nachweisbar ist, wo Katharina von Bora geboren wurde: Bei Weißenfels oder in Lippendorf bei Borna, wohin die Eltern gezogen waren. Fakt aber ist, dass es weit verzweigte Familienbande gegeben hat. Denn nach der Schlacht gegen das Heer aufständischer Bauern bei Bad Frankenhausen 1525 hat Philipp von Hessen an Luther geschrieben. Und jener Philipp hatte Margarethe von Sahla zu seiner zweiten Frau genommen.
Geschichte von Burgwerben: Geschichtskonferenz als Höhepunkt
Die Geschichtskonferenz wird als Höhepunkt vom Vorsitzenden des Wirbinaburg-Vereins für kulturhistorische Heimatpflege, Hubert Schmoranzer, und Reitzenstein organisiert. Mit der Tafel-Einweihung wird bereits eines zweiten geschichtlichen Ereignisses gedacht, mit dem Burgwerben in Verbindung gebracht wird. Denn 2011 war ebenfalls an der Kirche eine Stele aufgestellt worden. Mit der wird an den Prinzen von Hildburghausen und an Preußenkönig Friedrich II. erinnert.
Ersterer war 1757 Befehlshaber der Reichsarmee und hatte im Schloss Burgwerben sein Quartier, bevor es zur Schlacht bei Roßbach kam. In der siegte der Preußenkönig und verbrachte seinerseits die folgende Nacht in Burgwerben.
Kirchengemeinde: „So etwas haben nicht viele Orte zu bieten und darauf können die Burgwerbener wirklich besonders stolz sein.“
Hubert Schmoranzer, der auch Ortsbürgermeister ist, zeigt sich davon begeistert, dass Burgwerben mit seiner mehr als 1.100-jährigen Geschichte ein weiteres Mal in den Blickpunkt rückt. Das hängt wesentlich mit der Burg zusammen, um die es in einem Monat bei der Geschichtskonferenz gehen soll.
Und Claus Hentzschel sagt als Vertreter der Kirchengemeinde: „So etwas haben nicht viele Orte zu bieten und darauf können die Burgwerbener wirklich besonders stolz sein.“ (mz)