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Verzögerungen auf der Baustelle Kleinarbeit am Kirchturm in Leißling

Mitarbeiter der Firma Bauservice Heinrich legen in Leißling Hand an. Was auf der Baustelle alles zu beachten war und zu Verzögerungen geführt hat.

Von Holger Zimmer 25.05.2021, 13:00
Die Südseite des Kirchenschiffes ist bereits vor Jahren saniert worden. Jetzt ist der Turm an der Reihe.
Die Südseite des Kirchenschiffes ist bereits vor Jahren saniert worden. Jetzt ist der Turm an der Reihe. (Foto: Peter Lisker)

Leissling - Fred Eckstein ist derzeit der Älteste auf dem Gerüst am Turm der Leißlinger Kirche. Der 58-jährige Storkauer arbeitet erst seit einem Jahr bei der Bauservice Heinrich GmbH. Vorher war er im Gleisbau ebenso tätig, wie in einer Milchviehanlage und bei einem Fliesenleger. Nun sagt er: „Das Verfugen ist mal was anderes.“ Erst galt es aber, aus den Zwischenräumen der Steine das lose Material herauszukratzen. Außerdem mussten auch Quader nach oben bugsiert werden. Wie lange man solch einen Knochenjob ausüben kann? Fred Eckstein sagt: „Solange die Beine mitmachen.“ Schlafen tue er derzeit jedenfalls richtig fest.

Seit Januar, als es die erste Bauberatung gegeben hatte, gab es immer wieder Verzögerungen. Dazu führten Fledermäuse im Winterschlaf, es setzten Kälte und Schneefall ein und mit den Denkmalpflegern galt es, Termine abzustimmen. Auch die Naturschützer hatten angesichts von Nistmöglichkeiten mitzureden. Deshalb sind 17 Kästen für Spatzen, Meisen und Rotkehlchen eingemauert worden. Nun müssen noch Fledermauskästen aufgehängt werden.

Arbeiten an historischen Gemäuern eher die Ausnahme vom Tagesgeschäft

Ecksteins Kollege Mike Lorse (55) ist Weißenfelser und gelernter Maurer. Er hat lange in den alten Bundesländern und vor allem in München gearbeitet. Maurer- und Putzarbeiten waren das meist. Er bestätigt, dass Arbeiten an historischen Gemäuern eher die Ausnahme vom Tagesgeschäft sind. „Die haben wir nicht so oft.“ Doch in Weißenfels wurde ein 300 Jahre altes Haus in der Klosterstraße verputzt, aber auch in der halleschen Innenstadt ist bereits Hand angelegt worden.

Mike Lorse hat eine Nisthilfe für Vögel eingebaut.
Mike Lorse hat eine Nisthilfe für Vögel eingebaut.
(Foto: Peter Lisker)

An der Leißlinger Kirche wird nun viel Wert aufs Detail gelegt. Und so sind angesichts von 800 Jahre alten Putzresten extra Restauratoren gekommen. Lorse sagt: „Da durften wir nicht ran.“ Aber auch die „normalen“ Arbeiten sind anspruchsvoll genug, weil man nicht irgendwelchen Mörtel verarbeiten darf, sondern der extra den Gegebenheiten angepasst und entsprechend hergestellt wird. Denn Trassmörtel gibt nach und reißt nicht so schnell. „Andererseits ist es nicht so stressig wie auf anderen Baustellen“, sagt Lorse.

Löcher werden so verdeckt, dass der Eingriff für Touristen unbemerkt bleibt

Während seine Kollegen mit Akribie Fugen schließen, arbeitet Firmenchef Steffen Heinrich im Obergeschoss eines Hauses in der Max-Lingner-Straße in Weißenfels-West. Dort ist aus zwei Wohnungen in einem Block, der vor gut 50 Jahren gebaut worden ist, eine Etagenwohnung hergerichtet worden. Auch das verlange Können, wie er äußert. Denn tragende Betonwände müssen herausgesägt und mit Unterzügen muss die Deckenlast statisch aufgefangen werden. Der 50-Jährige verweist auf mehr als ein halbes Dutzend Baustellen, auf denen man derzeit beschäftigt ist. Er habe zwar nur fünf Mitarbeiter, doch wenn das, was unterm Strich rauskommt, reichen soll, müsse man flexibel sein.

Fred Eckstein verfugt die Steine des Leißlinger Kirchturms
Fred Eckstein verfugt die Steine des Leißlinger Kirchturms
(Foto: Peter Lisker)

Er selbst hatte bei einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Schlosser gelernt, hat sich zum Schweißer ausbilden lassen, war bei einem Möbelhaus und dann bei einer Weißenfelser Bohrfirma beschäftigt. Die hätte ihn sicher auch behalten, hat ihm aber auch keine Steine in den Weg gelegt, als er sich vor fast 15 Jahren selbstständig gemacht und zum Maurermeister qualifiziert hat.

Neben dem erwähnten Gebäude in der Klosterstraße hatte das Unternehmen bereits vor einigen Jahren die Südfassade der Leißlinger Kirche saniert und Fenstergewände mit den Mauern vernadelt. An der Stadtmauer der Saalestadt und dem hinteren Teil des Fürstenhauses wurde Hand angelegt. Aber gut lesen sich unter den Referenzobjekten die Burg Rheinfels an der Loreley und das Heidelberger Schloss. Um die Wände zu stabilisieren, wurden dort mit dem Kernbohrer Dutzende Meter Löcher gebohrt, in denen Zuganker die Wände stabilisieren. Die Löcher werden so verdeckt, dass der Eingriff für Touristen unbemerkt bleibt. (mz)