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Mädchen mit Lieferwagen entführt Kindesentführung Leipzig: Kinderfänger aus Weißenfels legt Geständnis ab

Von Ralf Böhme 29.11.2017, 10:00
Der Transporter wurde von der Polizei bei Lützen gestoppt. Dort konnte das Mädchen aus dem Fahrzeug befreit werden.
Der Transporter wurde von der Polizei bei Lützen gestoppt. Dort konnte das Mädchen aus dem Fahrzeug befreit werden. Lucas S.

Leipzig - Durch diese Tür muss er kommen, der berüchtigte Kinderfänger von Leipzig. Ein Dutzend Kameras sind am Dienstag ausgerichtet, um ein Bild vom Peiniger einer Zwölfjährigen zu erhaschen. Dann ist es soweit: Zwei kräftige Justizbeamte führen den mutmaßlichen Täter in Handschellen in den Saal des Landgerichts Leipzig.

Prozess am Landgericht Leipzig gegen Kinderfänger aus Weißenfels

Ein schmächtiger Mann, die Kapuze seiner gesteppten Jacke über den Kopf gezogen, hält  sich zitternd einen aufgeklappten Aktenordner vor das Gesicht und  stolpert unsicher in Richtung Anklagebank. Frank L., der aus Weißenfels (Burgenlandkreis) stammt, will  unerkannt bleiben.

Das Drama, um das  es in der Verhandlung geht, lief  am 7. Juni ab. Ein Mädchen aus dem Leipziger Westen wollte  nach der Schule nach Hause. Dort kam die Zwölfjährige nicht an. Stattdessen ist sie offenbar einem Kidnapper und Kinderschänder in die Hände gefallen.

Erster Beleg war  ein Notruf, abgesetzt vom Mobiltelefon der Schülerin. Bis zu 600 Polizisten schwärmten zur Suche aus. In der Nähe von Lützen gelang es einem Sondereinsatzkommando dann, das Opfer zu befreien.

Opferanwältin Tust: 12-Jährige leidet noch immer unter den Folgen von Entführung und Vergewaltigung

Bis heute leidet das Mädchen unter den Folgen von Entführung und Vergewaltigung. Das ist zugleich ein Ausgangspunkt für den Antrag, den Opfer-Anwältin Ina Alexandra Tust gleich zu Beginn stellt.

Darin verlangt die Juristin, die als Vertreterin der Nebenklage auftritt, den Ausschluss der Öffentlichkeit. Ihre größte Sorge: Wenn Einzelheiten des Martyriums zum Thema einer medialen Debatte würden, dann könne das dem Kind schaden.

Prozess gegen Kinderfänger aus Weißenfels unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Das Gericht, zwei Richterinnen und zwei Schöffen, zieht sich  zur Beratung zurück. Schon nach Minuten steht fest: Das Gericht stimmt dem Antrag zu. Staatsanwaltschaft und Verteidigung erheben keine Einwände.

Alles Weitere, auch das Verlesen der Anklage, findet also hinter verschlossenen Türen statt. Bis zum 6. Dezember, dem Tag der voraussichtlichen Urteilsverkündung, sind inklusive des Auftakts  nur drei Prozesstage vorgesehen. Der  Grund: eine offenkundig erdrückende Beweislage.

Später erläutert Anwältin Tust der MZ am Rande der Verhandlung das Vorgehen der Nebenklage: „Meine größte Aufgabe ist es, die Persönlichkeitsrechte des Opfers zu schützen.“ 

Es müsse alles getan werden, um die Rückkehr des Mädchens in ein normales Leben zu sichern. Niemand solle das Kind später einmal mit diesem schlimmen Erlebnis in Verbindung bringen können. „Selbst die Höhe des Strafmaßes ist da für mich zweitrangig“, sagt Tust.

Prozess gegen mutmaßlichen Kinderschänder: Angeklagter legt umfassendes Geständnis ab

Gegenüber der MZ bestätigt die Nebenklage, dass der Angeklagte ein umfassendes Geständnis  abgelegt habe. Während der Vernehmungen seit seiner Festnahme auf frischer Tat hatte der 36-Jährige wohl nur teilweise die Vorwürfe schweren sexuellen Missbrauchs eingeräumt.

Die Verteidigung will  sich auf Anfrage dazu nicht äußern. Dem mutmaßlichen Kinderfänger droht    langer Freiheitsentzug. Das Gericht geht nach eigenen Angaben von einem Strafrahmen zwischen drei und 15 Jahren aus. (mz)