Kegeln in Weißenfels Kegeln in Weißenfels: Rot-Weiß wird rausgekegelt

Weißenfels - Am 28. März hieß es für die 38 Mitglieder der Sektion Kegeln beim SV Rot-Weiß Weißenfels Abschied nehmen. Die traditionelle Vereinsmeisterschaft auf der alt ehrwürdigen Kegelbahn im Vereinsheim am Röntgenweg bildete den Abschluss einer 58-jährigen Tradition.
Die Kegel-Abteilung vom SV Rot-Weiß Weißenfels umfasst 38 Mitglieder, wovon 18 aktiv am Spielbetrieb teilnehmen. Aktuell besitzen die Neustädter jeweils ein Herren- und ein Damenteam. Letzteres spielt seit Jahren erfolgreich auf Landesebene. Nachdem die Neustädterinnen bereits Landesligaluft schnuppern konnte, sind sie nun eine Etage tiefer in der Landesklasse aktiv. Hier belegten sie in der abgelaufenen Saison den zweiten Platz.
Denn die Kegelbahn wird Ende Mai im Zuge des Neubaus des Vereinsheimes abgerissen. Während die Umkleidekabinen und sonstigen Räume wieder komplett neu aufgebaut werden, wird die letzte Kegelbahn der Kernstadt Weißenfels komplett von der Erdoberfläche verschwinden. Für die Neustädter Keglerinnen und Kegler ist der Abschied mit sehr viel Wehmut verbunden, denn sie verlieren quasi ihr Zuhause.
Abriss stimmt traurig
„Wir haben viele schöne Momente hier erlebt. Es ist sehr traurig“, meint Keglerin Karola Scherner. Seit Jahren bangten die Keglerinnen und Kegler, ob die Bahn nun wieder aufgebaut wird oder nicht. „Vor einem Jahr wurde uns dann von der Stadt mitgeteilt, dass es keine neue Anlage geben wird“, erklärt die stellvertretende Sektionsleiterin von Rot-Weiß Weißenfels, Heike Heina. Auch ein Gespräch mit Vereinspräsident Bernd Otto und dem Sport- und Freizeitbetrieb blieb erfolglos. „Es hapert einfach am Geld. Und dann wurde uns noch gesagt, dass es in Burgwerben und Langendorf schon zwei Kegelbahnen gibt und wir dort spielen können“, schüttelt Heina mit dem Kopf.
Kegel-Sektion seit 1952
Auf dem Röntgenweg wird nun also keine ruhige Kugel mehr geschoben. Im Jahr 1952 wurde die Kegel-Sektion ins Leben berufen, fünf Jahre darauf wurde die Kegelbahn dann erbaut. Dies geschah alles durch die Vereinsmitglieder Auch Sanierungsarbeiten wurden von den Keglern im Laufe der Jahre übernommen. „Wir haben praktisch alles hier selbst gemacht und kegeln seit unserer Jugend auf dieser Anlage, deshalb hängt eine Menge Herzblut daran“, erzählt Heike Heina, die mit ihren Mitstreitern gezwungen war, sich eine neue Bleibe zu suchen.
Diese wird ab 1. Juni die Anlage am Zeiselberg beim SV Burgwerben sein. Zu dem Verein pflegen die Rot-Weißen seit Jahren gute Kontakte und viele Kegler wohnen im Norden von Weißenfels unweit von Burgwerben. Die Damen beider Vereine werden in Zukunft auch gemeinsam trainieren, die Männer dagegen getrennt. Beide Vereine bleiben aber eigenständig. Ein Zusammenschluss wurde zwar auch mal in Betracht gezogen, doch schließlich abgelehnt. „Für uns beginnt jetzt eine Art Neuanfang, doch wirklich zu Hause sind wir nicht mehr“, sagt Karola Scherner.
Vereinsleben geht den Bach runter
Denn der Umzug nach Burgwerben hat weitreichende Folgen. Das Vereinsleben der Weißenfelser bleibt mehr oder weniger auf der Strecke. „Hier haben wir einen Vereinsraum für Feste und Feiern. In Burgwerben wird das dann nicht mehr möglich sein. Das aktive Vereinsleben geht komplett den Bach runter“, sagt Heike Heina. Auch was mit den zahlreichen errungenen Pokalen und Urkunden passiert, steht noch in den Sternen. In Burgwerben gibt es keinen Platz, das alles unterzubringen. „Also entweder teilen wir alles auf die Mitglieder auf oder es wird weggeworfen“, stellt Heina klar.
Dass es soweit kommt, hoffen sie und ihre Mitstreiter nicht, denn es hängen viele Erinnerungen an den Preisen. „Vielleicht gibt es die Möglichkeit, die Trophäen im Schlossmuseum zusammen mit anderen Vereinen in einer kleinen Ausstellung unterzubringen“, schlägt die Weißenfelserin vor. (mz)
