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Jury lässt Leselöwin lange warten

Von Holger Zimmer 16.10.2005, 17:32

Weißenfels/MZ. - Wären die elf Mädchen und vier Jungen allein in der Weißenfelser Stadtbibliothek gewesen, hätte man eine Nadel zu Boden fallen hören. Doch mit ihnen warteten auch plaudernde Mütter und Väter auf die Entscheidung der dreiköpfigen Jury, wer den Vorlesewettbewerb der Grundschulen des Landkreises gewonnen hatte. Dabei saßen Daniela und Ronald Feist aus Großgörschen wie auf Kohlen, wollten sie doch noch in den Urlaub nach Altenberg. Nachdem ihre Tochter Gaby am Vormittag Tränen vergossen hatte, verschoben die Eltern die Abfahrt nämlich.

Doch Herta Brandl, ehemalige Deutschlehrerin an der Sekundarschule Teuchern, Ines Hantscher aus der Bibliothek der Kreisstadt und Johannes Kunze vom Kulturamt des Landratsamtes hatten ein schweres Amt. Das Lesen eines unbekannten Textes sollte am Ende Klarheit schaffen. Doch die Viertklässler nahmen auch diese Hürde. "Sie waren besser als die Schüler der 6. Klassen", schätzte Frau Hantscher ein. Und Herta Brandl sprach von Punktgleichheit mehrerer Kinder. Letztlich bekam Lena Janovsky von der Albert-Einstein-Schule Weißenfels den Leselöwen als Plüschtier.

Dahinter platzierten sich Christopher Ulrich von der Grundschule Hohenmölsen-Nord und Judith Hentzschel von der Freien Evangelischen Schule Burgwerben. Während die beiden zehnjährigen Mädchen den Lesewettbewerb an ihrer Schule mit Texten aus einem anderen Buch gewonnen hatten, gab der gleichaltrige Christopher Ulrich "Michel in der Suppenschüssel" zum Besten und hatte die Lacher auf seiner Seite. Mit dem Buch lag er in seiner Schule bereits in der 3. Klasse vorn. Dass die Mädchen beim Wettstreit in der Mehrzahl waren und die besseren Vorleserinnen seien, konnte er nicht bestätigen. In Hohenmölsen sei das jedenfalls überhaupt nicht so.

Als Lena Janovsky als vierte an die Reihe kam, hatte sie sich etwas Besonderes einfallen lassen. Sie sprach zunächst über den Inhalt ihres Buches und ließ ihre Nachbarn in der Runde aus einem geschlossenen Korb ein Pferd und ein Gespenst hervorzaubern, die im Text eine Rolle spielten. Übrigens äußerten die Mädchen die Überzeugung, dass auch andere vorn hätten landen können.

Angesichts von Tränen, die während der Siegerehrung flossen, bestätigte Johannes Kunze: "Jeder hätte den Leselöwen verdient und jeder wollte Erster werden. Vielleicht war es falsch, Preise zu vergeben." Allerdings bekamen alle 15 Teilnehmer / innen von Jana Sehm aus der Weißenfelser SeumeBuchhandlung "Taco und Kaninchen", das die Leselöwin als nächstes "verschlingen" will.