Junger Mann offen für Behinderte
Schelkau/MZ. - Auf dem kleinen Traktor dreht Steve Kabisch seine Runden, sammelt den Grünschnitt von Hecken ein. Doch die Tage des 22-jährigen Zivildienstleistenden in der Wohn- und Förderstätte Schelkau sind gezählt. Am 31. Januar endet sein Dienst. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit Behinderten in solch engen Kontakt komme", plaudert er.
Zuerst habe er sich überall beworben, schöpfte Hoffnung, als er sich persönlich vorstellen durfte und bekam doch keine Stelle. Am Ende führte ihn der Zufall nach Schelkau. "Ich wusste gerade mal, dass es das Dorf gibt. Aber von der Behinderteneinrichtung hatte ich noch nie gehört", sagt der junge Mann aus Theißen. Heute kennt er jeden Bewohner mit Namen. Viele schauen ihm bei seiner Arbeit als Hausmeister neugierig über die Schulter, wollen helfen oder einfach nur ein bisschen plaudern.
"Am Anfang hatte ich wirklich Berührungsängste, doch jetzt sind wir gute Freunde geworden", erzählt Kabisch. Im Sommer hatte er mehrere Hektar Rasen zu mähen. Beim Zusammenharken halfen gelegentlich die Bewohner. Bilder aufhängen, Möbel rücken, kleine Reparaturen, Verstopfungen von Abflüssen und Toiletten - breit gefächert sein Wirkungsfeld. "Ich glaube, ich bin der einzige weit und breit, der sich freut, dass kein Schnee liegt", so sagt er. Der Winterdienst gehört nämlich zu seinen Aufgaben. Und davor graut ihm ein wenig. Nicht allein wegen des großen Geländes der Einrichtung, sondern vor allem wegen der Verwehungen auf dem Lande. Er habe Fotos von den riesigen Schneewehen in vergangenen Jahren gesehen.
Steve Kabisch kommt ursprünglich aus Theißen, lernte bei Radici in Alt-Tröglitz Industriemechaniker und arbeitete dann in einer Leiharbeiterfirma. "Ich kann sogar italienisch und wirklich ganz gut englisch", verrät er. Trotzdem sah es für ihn lange so aus, als ob er auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Chance habe.
"Auf die meisten Bewerbungen habe ich nicht einmal eine Antwort bekommen", sagt er. Die Agentur für Arbeit wollte ihn nach Österreich schicken. Er sollte auf einem Parkplatz seinen künftigen Arbeitgeber kennen lernen. Seine Eltern haben ihm am Ende davon abgeraten. Und außerdem hat er eine Freundin in Droyßig. Über einen Bekannten fand er schließlich eine Stelle in Berlin, die er nach dem Ende seines Schelkauer Zivildienstes antreten will.
"Mit Steve Kabisch gelang uns fürwahr ein Glücksgriff. Er war sehr handwerklich, immer einsatzbereit und freundlich", lobt Bernhard Meier als Chef der Caritas-Einrichtung. Doch ein Nachfolger fehlt bislang. "Wer bei uns am 1. Februar als Zivildienstleistender anfangen möchte, der soll sich schnellstens direkt melden", sagt Meier. Steve Kabisch geht mit einem weinenden Auge. "Auf jeden Fall habe ich durch die Arbeit ein neues Verhältnis zu den Behinderten bekommen", denkt er laut nach.
Bewerbungen um die Zivildienststelle ab 1. Februar nimmt die Caritas-Einrichtung in Schelkau direkt entgegen.