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Hohenmölsen Hohenmölsen: Keine Annäherung Im Streit um Schließung der Förderschule

Von HEIKE RIEDEL 16.06.2015, 06:16
Gesprochen wurde viel, doch damit nichts bewegt.
Gesprochen wurde viel, doch damit nichts bewegt. PETER LISKER Lizenz

HOHENMÖLSEN - Im Streit um die Schließung der Förderschule in Hohenmölsen sind die Fronten zwischen Landesregierung und den Betroffenen verhärtet. „Wir fühlen uns nicht verstanden“, fasste Sylvia Eisner als Elternvertreterin gestern das Gespräch zusammen, das vor Ort in der Schule geführt wurde. Sie bezog das auf die Aussagen von Staatssekretär Jan Hofmann, der zur Schließung der Pestalozzischule in Hohenmölsen keine Alternative zuließ.

„Wir werden weiter um unsere Schule kämpfen“, war sich Eisner mit anderen Eltern und Schülern einig, die über das Wochenende zu Fuß die 150 Kilometer nach Magdeburg zurückgelegt hatten. Gestern Vormittag hatte die 30-köpfige Delegation im Kultusministerium eine mit 2 367 Unterschriften versehene Petition gegen die Schulschließung übergeben. Dann eilten fünf zurück, um an dem vom Kultusministerium kurzfristig um 14 Uhr in Hohenmölsen angebotenen Gesprächstermin mit Kommunalpolitikern teilzunehmen.

Weil die Förderschule Hohenmölsen die Mindestschülerzahl von 90 mit nur noch 78 Jungen und Mädchen bereits deutlich unterschritten hat und sich diese Tendenz fortsetzt, stößt ihr Bestand an gesetzliche Grenzen. In der Schulentwicklungsplanung hat der Kreistag die Schließung für ein Jahr ausgesetzt.

Eltern und Schüler wollen mit konkreten Aktionen und Unterstützung der Kommunalpolitik erreichen, dass das Land die Mindestschülerzahlfür Förderschulen herabsetzt und kleine Schulen erhalten bleiben.

Die Eltern warben für den Bestand so kleiner Schulen, wo sich individuell um die zumeist verhaltensauffälligen Kinder gekümmert werde und diese so schließlich das Schulziel erreichen könnten. Vom zurückgezogen und verängstigt auftretenden Schüler an der Regelschule zum selbstbewussten Schülersprecher an der Pestalozzischule - diese Entwicklung ihres Sohnes Nick war für Kerstin Schumann zum Beispiel überzeugendes Argument, dass Förderschulen auch zukünftig noch nötig sind für bestimmte Schüler.

Doch sie sind ein Auslaufmodell. Dies so deutlich erfahren zu müssen, hat Hohenmölsens Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) darin bestärkt, die Diskussion zum Thema Inklusion weiterzuführen. Denn der Weg, den das Land einschlägt, werde nicht von allen Seiten mitgetragen. Das Land versteht unter Inklusion die Förderung innerhalb des Unterrichts an den Regelschulen, verspricht sich dort mehr Erfolg, das heißt mehr Schulabschlüsse, die den Weg ins Leben ebnen. „Kann nicht aber gerade die Förderschule Inklusion bedeuten - sprich vielen Schülern den Weg ebnen?“, stellte Haugk sich an die Seite der Eltern.

Keine Stichtagsregelung in Sachsen-Anhalt

Das Land orientiere sich an dem, was bundesweit passiere, erläuterte Hofmann. Nur vollziehe es den Wandel der Förderung im Gegensatz zu anderen Ländern ohne Stichtagsregelung, sondern als Prozess. Die moderne Pädagogik werde darauf ausgerichtet, dass sich Förderschulen überflüssig machten. Hofmann plädierte auch klar dafür, dass langfristig gedacht werden müsse, wenn Schulen zu sanieren seien. Man habe nur einen bestimmten Sanierungsetat und der müsse dort eingesetzt werden, wo zukünftig noch unterrichtet werde. Mit nur noch 60 Schülern ab September zählt er das Hohenmölsener Haus nicht dazu.

Im Brückenbauen versuchte sich Michael Eckert, Referent im Bildungsministerium. Nach ihm sollten flexible Lösungen für Übergangszeiten entwickelt werden. So wäre zu prüfen, was im Burgenlandkreis möglich sei, Wegezeiten müssten dabei bedacht werden und anderes. Beispiele zum Abgucken gebe es im Land durchaus schon.

Lars Knopke, zuständiger Amtsleiter im Burgenlandkreis, kam ihm entgegen. Er anerkannte, dass das Land einen in der Richtung grundsätzlich richtigen Weg geht, aber auch die Probleme der Eltern und Schüler jetzt sehr real sind. Es gehe darum die Härten für den Einzelnen abzufedern, Übergänge zu schaffen. Daran müsse in dem Jahr gearbeitet werden, das die Schule nach gegenwärtigem Stand noch bestehen soll. Am liebsten hätte Knopke eine auslaufende Beschulung in Hohenmölsen, also dass die hier jetzt Lernenden ihre Schulzeit auch hier noch beenden könnten. „Die Mindestschülerzahl von 90 ist aber nicht die Zahl, die zum Erfolg führt“, kritisierte er. (mz)