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Areal verfällt zusehends Höchste Eisenbahn am Bahnhof Teuchern

Das Areal um den Teucherner Bahnhof verfällt zusehends. Warum die Stadt nur bedingt handlungsfähig ist und welche Hoffnung man jetzt auf den Bundesverkehrsminister setzt.

Von Meike Ruppe-Schmidt 01.08.2024, 10:00
Stillstand am Bahnhof Teuchern:  Weil Gespräche mit der Deutschen Bahn im Sande verlaufen sind, suchen Bürgermeister Marcel Schneider und die Fördermittelbeauftragte der Stadt, Sandra Helm, jetzt Hilfe bei höchster Instanz.
Stillstand am Bahnhof Teuchern: Weil Gespräche mit der Deutschen Bahn im Sande verlaufen sind, suchen Bürgermeister Marcel Schneider und die Fördermittelbeauftragte der Stadt, Sandra Helm, jetzt Hilfe bei höchster Instanz. Foto: Meike Ruppe-Schmidt

Teuchern - Schlechte Zufahrtsstraße, zugewachsene Fußwege, marode Unterführung – es ist ein trauriges Bild, das der Bahnhof Teuchern seit vielen Jahren abgibt. Das sorgte vor wenigen Tagen auch im sozialen Netzwerk Facebook für Kritik von Nutzern, die neben dem verwahrlosten Zustand des Areals auch die fehlende Barrierefreiheit bemängelten. Eine Kritik, die man seitens der Stadt Teuchern durchaus nachvollziehen kann. Dennoch sieht man sich nur bedingt handlungsfähig. Und das hat gleich mehrere Ursachen:

1. Zufahrt Bahnstraße: Seit Jahren will die Stadt die von Schlaglöchern durchzogene Kopfsteinpflasterstraße, die zum Bahnhof führt, grundhaft ausbauen, um das Areal für Gewerbetreibende und Unternehmensansiedlungen attraktiver zu machen und das Sicherheitsgefühl rund um den Bahnhof zu erhöhen.

Sanierung nur mit Fördermitteln zu stemmen

Das Problem: „Die Bahnstraße befindet sich im Besitz der Deutschen Bahn“, so Teucherns Bürgermeister Marcel Schneider (parteilos). „Wir bemühen uns seit langem darum, dass die Deutsche Bahn die Straße an uns überträgt. Nur dann können wir Fördermittel beantragen, um die Strecke zu sanieren.“ Mit eigenen Mitteln sei dies nicht zu stemmen.

Einer groben Schätzung zufolge würden die Kosten bei zwei bis drei Millionen Euro liegen. „Die Mittel aus der GRW-Infrastrukturförderung zur ,Verbesserung regionaler Wirtschaftsstrukturen’ würden Kosten zu 90 Prozent decken.“ Die Deutsche Bahn habe im Februar 2023 auch zunächst die Zustimmung zur Übertragung der Straße erteilt – dann aber einen Rückzieher gemacht. „Als Grund gab man an, dass sich direkt an der Bahnstraße eine alte Kopfverladerampe und eine Seitenladerampe befinden“, so Schneider. Seitdem herrsche Funkstille seitens der Deutschen Bahn.

Hoffnung auf Hilfe vom Verkehrsminister

Die Sorge der Stadt: Das Fördermittelprogramm könnte irgendwann auslaufen und eine Sanierung der Straße in weite Ferne rücken. Höchste Eisenbahn also, um das Projekt auf den Weg bringen zu können. „Der geplante Baustart war eigentlich 2024 vorgesehen“, so Schneider. Jetzt liege man bei 2027 – vorausgesetzt, die Deutsche Bahn willigt in die Straßenübertragung ein.

Alle Hoffnung setzt man jetzt auf Unterstützung von höchster Ebene: Denn laut Schneider wurde das Anliegen inzwischen über den Bundestagsabgeordneten Ingo Bodtke direkt an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (beide FDP) herangetragen. „Dieser will persönlich das Gespräch mit der Deutschen Bahn suchen“, so Schneider.

Unterführung gleicht Kloake

2. Grundstücke: Aber nicht nur die Zufahrt zum Bahnhof ist ein Problem. „Rund um das Areal hat die Deutsche Bahn in den letzten Jahren mehrere Grundstücke verkauft, diese aber nicht entwidmet“, so Schneider. Solange diese Grundstücke nicht entwidmet seien, könnten sich darauf keine neuen Unternehmen ansiedeln. Als Beispiel nennt der Bürgermeister ein junges Paar, das hier eine Sattlerei gründen wolle. „Man trat mit dem Anliegen bezüglich der Entwidmung an die Bahn heran, stieß dort zunächst grundlegend auf Zustimmung. Aber wegen einer Gesetzesänderung in diesem Bereich wurde das Verfahren ruhend gestellt.“

3. Unterführung: Weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Barrierefreiheit des Bahnhofs. Um ans Gleis zwei zu gelangen, müssen Reisende eine Unterführung passieren. „Sie ist nicht nur eine Hürde für gehbehinderte Menschen, sondern gleicht vom Zustand her dem einer Kloake“, so Schneider. Zwar sollen die Bahnhöfe Prittitz, Deuben und Teuchern 2027 ausgebaut und barrierefrei gestaltet werden. „Aber bis dahin erwarten wir von der Deutschen Bahn, dass sie die Unterführung entsprechend pflegt.“ Eine Anfrage der MZ an die Deutsche Bahn bezüglich der Kritikpunkte blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Areal soll attraktiv für Gewerbeansiedlungen werden

4. Reinigungspflicht: Aber die Stadt Teuchern sieht nicht nur die Bahn, sondern auch die Grundstückseigentümer rund um den Bahnhof in der Pflicht. Denn die Bahnstraße ist nicht nur von der baulichen Substanz her eine Holperpiste. Sie ist auch teilweise von Unkraut zugewuchert. Die Stadt will die Eigentümer – sofern bekannt – daher verstärkt auf ihre Reinigungspflicht hinweisen und ihnen notfalls die Kosten für die Reinigung auferlegen.

Denn: „Ein Bahnhof gehört zu den Standortfaktoren einer Stadt“, so Schneider. Man sei darum fest entschlossen, die Attraktivität des Areals zu erhöhen. „Nur so können wir das Gelände für Gewerbeansiedlungen interessant machen und neue Arbeitskräfte anziehen. Das wiederum käme der Bahn zugute, die dann von höheren Passagierzahlen profitieren kann.“