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Hochbegabung Hochbegabung: Hohenmölsener ist Landesbester in Mathematik

Von Petra Wozny 09.12.2011, 19:08
Mathe - mein Leben. Das sagt Tim Blödtner, Landesbester der neunten Klassen in Mathematik.
Mathe - mein Leben. Das sagt Tim Blödtner, Landesbester der neunten Klassen in Mathematik. Peter Lisker Lizenz

Hohenmölsen/MZ - Grottenlangweilig war für Tim die erste und zweite Klasse. Irgendwann kam der kleine Grundschüler nach Hause und fragte seine Mutter: „Wann geht es denn nun endlich los?“ „Ich konnte meinen Sohn verstehen. Während die Grundschüler in der ersten nur bis 20 zählten, rechnete Tim bereits bis 100 in allen vier Grundrechenarten“, erinnert sich Jana Blödtner.

Erklären kann sie das auch. „Wir haben auf Wanderungen unseren beiden Söhnen immer Kettenaufgaben gestellt. Die wurden immer schwieriger, so dass wir selbst immer im Trab waren, die richtige Lösung unseren beiden zu bescheinigen“, sagt sie und lacht. Und die richtige Lösung hatten die Knirpse damals nicht nur im Wald.

Heute ist Tim 15 und geht aufs Cantor-Gymnasium mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung in Halle und er ist Landesolympionik in Sachsen-Anhalt für Mathe in der 9. Klasse. Zudem bekam er einen Sonderpreis für eine besonders gelungene Lösung. 245 Schüler von fünf Schuljahrgängen aus 72 Gymnasien und vier Gesamtschulen hatten teilgenommen. Jetzt strebt Tim die Bundesolympiade an. Fast verschämt meint er: „Vielleicht klappt es auf den Olymp.“

Doch zurück zur Langeweile in der Grundschule. In der zweiten Klasse gehen die Eltern mit dem schlauen Kind zu einer Psychologin. Die bescheinigt Tim, dass er hochbegabt ist.

Fortan bekommt der Junge in der Zeit, wo die Gleichaltrigen über ihrem Lehrstoff der Grundschule schwitzen, Zusatzaufgaben, die dem Lehrplan um zwei Jahre voraus sind.

Ab der fünften Klasse macht ihm Schule richtig Spaß. „Auf dem Cantor-Gymnasium merkte ich, dass auch andere so gut in Mathe sind. Jetzt kann ich mich messen. Ich bin nicht Erster, aber Spitze“, schätzt er sachlich seine Leistung ein. Und so liest sich seine „Mathe-Olympiade-Karriere“: In der fünften Klasse wird Tim bei seiner ersten Olympiade bereits Zweiter auf Landesebene. In der sechsten erlebt er einen „Einbruch“, wie er formuliert. Der Hohenmölsener wird „nur“ Vierter. Schlechter kann es nicht werden, sagt er und wird bei seiner dritten Teilnahme in der siebenten Klasse Sieger. In der achten Klasse bewegte ihn nur ein Satz: „Jetzt musst du ja schon wieder erster werden.“ Geklappt hat das in der achten und jetzt auch in der neunten. Mathe macht einfach Spaß. „Jede noch so knifflige Aufgabe ist zu knacken“, versucht er denjenigen, die dem spröden Zahlenwerk keine Freude abringen können, Mut zu machen. Tim hat pro Woche vier Stunden Mathe und besucht einmal wöchentlich auf dem Gymnasium den Matheunterricht zwei Klassen höher. Die Schule fällt ihm leicht. „Über eine Zwei bin ich nicht glücklich“, gibt er zu.

Abends schnappt er sich in seinem Zimmer die Mathebibel, ein Kompendium in englischer Sprache, aus dem er Lösungsansätze studiert. Mehrmals im Jahr fährt er in Camps, in denen Gleichgesinnte Matheprinzipien diskutieren.

Bleibt noch Zeit für Freizeit? Schach und Volleyball spielt er im Verein und am Computer auch Spiele - logisch, wo gerechnet wird. Im Mai, beim Bundeswettbewerb will er ganz oben landen. Irgendwann in seiner Schulzeit möchte er auf internationalem Parkett bei Matheolympiaden Aufgaben lösen. Nach dem Abi peilt er ein Studium an. Mathe, was sonst?