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Herbstmarkt in Hohenmölsen Herbstmarkt in Hohenmölsen: Mittelalter Musik und Menschenmassen

Von Petra Wozny 03.09.2013, 12:58
Mittelalterliches auf dem Hohenmölsener Herbstmarkt.
Mittelalterliches auf dem Hohenmölsener Herbstmarkt. Lisker Lizenz

Hohenmölsen/MZ - Wenn am Sonnabend der Vorhang für das alljährlich aufgeführte Schauspiel der Könige Rudolf und Heinrich auf dem Altmarkt von Hohenmölsen fällt, wird geschrien, gemetzelt, gefleht und geweint. Doch wer richtig hinsieht, bemerkt, da wird auch ordentlich gelacht und geflirtet. Diese Rollen in der Laienaufführung des Vereins „Drei Türme“ übernehmen seit Jahren unter anderem Kathrin Siegmund und Maja Weber als Schankmädchen.

Dafür schlüpfen sie in bodenlange Baumwollröcke, schnüren die sowieso schlanke Taille noch etwas schlanker und tragen Blusen, die zu gegebener Stunde mal einen Blick auf die nackte Schulter und in den großzügigen Ausschnitt gewähren. Bei den Gelagen der Könige schwenken die beiden die Weinkrüge, lächeln hier, klimpern dort mit den Wimpern und gießen den kräftigen Rotwein in die Becher. Zwischen den Rittern fallen lockere Worte, es knistert in der Luft. Der Zuschauer merkt, die beiden lieben diese Rolle.

Maja Weber ist eine waschechte Hohenmölsenerin. 2002 machte sie ihr Abitur, ging dann zum Studium nach Jena. Für die Freundinnen ist sie die Laborratte, weil sie Biologie studierte und derweil ihre Promotion schreibt. Zum Verein Drei Türme fand sie bereits vor acht Jahren. „Wir waren beim Umzug dabei, meine Mutter und ich. Da hatten wir tierisch viel Spaß“, erinnert sich die 31-Jährige. Als Baderin und Magd waren sie unterwegs. Maja Weber meint heute: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Soll heißen: Mutter Martina Weber blieb beim Verein, ist heute ihre Vorsitzende. Die Tochter folgte nach. „Ich finde das Engagement der Mitglieder für die Stadt großartig. Andererseits gewinnst du im Verein auch viele Freunde. Es ist wie eine große Familie.“ Wann immer es geht, fährt die junge Frau von Jena nach Hohenmölsen, um ihr Hobby, das Mittelalter, zu pflegen.

Viel Zeit fürs Mittelalter wendet auch Kathrin Siegmund auf. Früher sei sie wesentlich häufiger zu Umzügen in Weißenfels unterwegs gewesen und dort ihre Erfahrungen gesammelt, plaudert die 30-Jährige. Doch auch bei ihr habe es 2005 „Suum“ gemacht. Den Festumzug zur 900-Jahrfeier organisiert sie als junges Küken mit. Nach Ende des Festumzugs wird sie Mitglied im Verein. „Wir halten zusammen, sind gut vernetzt“, lobt sie das Miteinander. Zwischenzeitlich ist sie sogar Beisitzer im Vorstand und zweite Vereinsvorsitzende.

Die Rolle der Schankmädchen scheint den beiden jungen Frauen - die eine Single, die andere liiert - auf den Leib geschneidert. Locker flirten sie, Mimik und Gesten sind stimmig, über die Grenzen sind sie sich einig. „Natürlich schmeckt der Wein viel besser, wenn er nicht von einem widerborstigen, sondern von einem fröhlichen Mädchen kredenzt wird“, findet Siegmund. Nach dem Schauspiel wartet auf Kathrin Siegmund und Maja Weber jede Menge Arbeit. Auch da fungieren sie als Schankmädchen, jetzt aber in echt in der Weinschänke und in der Taverne bis tief in die Nacht. Aus der Rolle des Mittelalters kommen sie jedoch nicht heraus, geben beide zu. „Natürlich umgarnen wir weiter die männlichen Gäste und die mögen das.“ Und das Trinkgeld? „Ja der Taler sitzt hier und da da lockerer“, gibt Kathrin Siegmund lachend zu, denn durch sie verkaufen sich die Getränke gut. Manches Mal seien sogar die letzten Reserven aufgebraucht gewesen. Nun hoffen beide auf schönes Wetter, damit sie ihre schmucken Blusen samt Gürtel zeigen können.

Doch es wären keine schlauen Weiber, wenn sie nicht einen ganzen Kleiderschrank voll mittelalterlicher Kleidung hätten. Darin auch warme Capes und Stulpen für extrem kalte Abende, sagen die beiden. Doch die werden hoffentlich erst zum Weihnachtsmarkt herausgeholt.

Ein Barde singt dem Schankmädchen ein Liebeslied.
Ein Barde singt dem Schankmädchen ein Liebeslied.
Peter Lisker Lizenz