1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Helmut Wiegand: Helmut Wiegand: Trainer aus Leidenschaft

Helmut Wiegand Helmut Wiegand: Trainer aus Leidenschaft

Von andreas richter 19.09.2012, 19:23

weissenfels/MZ. - "Manchmal sollten wir uns darüber klar werden, welch gute Bedingungen wir heute eigentlich haben", meint Helmut Wiegand und schaut in das Innere der Weißenfelser Stadthalle. Neun Badmintonfelder finden in der modernen Sportstätte Platz. Noch ist die Halle an diesem Nachmittag leer, doch in ein paar Minuten werden die ersten jungen Sportler erscheinen, um sie kostenfrei zu nutzen.

Da hat der 68-Jährige mal kurz die Muße zurückzublicken, wie vor mehr als einem halben Jahrhundert eigentlich für ihn alles angefangen hat: "Ich habe erst Fußball gespielt. Mit 14 hat mich dann ein Freund zum Federball mitgenommen. In der Neustadtschule war's kalt. Es gab nur ein Feld und keine Toilette." Später in der Beuditzschule, so erinnert sich Wiegand weiter, wurde mit Kachelöfen geheizt. Wenn die Sonne schien, sah man die Rauchschwaden, Sanitäranlagen fehlten auch dort. Nach dem Training mussten die mit Katzendarm bespannten Holzschläger regelmäßig eingeölt werden.

Mittlerweile trainiert der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern seit mehr als 50 Jahren selbst junge Leute. Schon während seiner Studienzeit als Lehrer Anfang der 60er Jahre begann an der Bergschule seine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wie viele es in all den Jahren wohl gewesen sein mögen? Darauf weiß Wiegand keine Antwort. Anfang der 90er Jahre gehörte Veit Raczek zu seinen Schützlingen. "Er war ein sehr guter Trainer, war immer rührig und hat sich um uns gekümmert, oft auch über das eigentliche Training hinaus", erinnert sich Raczek. Rund 20 Jahre später war es der heutige Stadtrat, der mit seiner Fraktion der Linkspartei Helmut Wiegand für die Auszeichnung mit der Ehrennadel der Stadt Weißenfels vorgeschlagen hat.

"Ich hab' mich gefreut, dass gemeinnützige Arbeit auf diese Weise gewürdigt wird", sagt Helmut Wiegand. Noch immer trainiert der Reichardtswerbener heute bis zu drei Mal wöchentlich Kinder und Jugendliche. Dabei ist er selbst jemand, den man getrost Vorbild nennen kann. Gewann er doch im Laufe der Jahrzehnte unzählige Meistertitel für die Abteilung Badminton beim SV Lok Weißenfels. Darunter war 2006 ein deutscher Meistertitel im Herren-Doppel bei den über 60-Jährigen und 2011 ein zweiter Platz bei den norddeutschen Meisterschaften im gemischten Doppel. Bis heute gehört er zur aktuellen Landesklasse-Mannschaft. "Ich bin noch Ersatzmann, will aber eigentlich die Jüngeren ranlassen", meint Wiegand und erwähnt nicht ohne Stolz, dass er im Spiel mit den zum Teil um Jahrzehnte jüngeren Teamkollegen noch bestens mithalten kann.

Nach rund 50 Jahren bei Lok Weißenfels gibt Helmut Wiegand jetzt seine reichen Erfahrungen als Spieler und Trainer an die Volkssportgemeinschaft Kugelberg weiter. Weil die Mehrzahl Freizeitsportler sind, fühlten sich die knapp 50 Mitglieder der Abteilung Badminton dort besser aufgehoben und traten Mitte des Jahres geschlossen dem neuen Verein bei.

Ob er manchmal daran denkt, etwas kürzer zu treten? Ja, darüber nachgedacht habe er schon, sagt Wiegand. Doch dann fügt er gleich hinzu: "Solange ich mich nach dem Training wohlfühle, mache ich weiter." Da gibt es für ihn keine starre Altersgrenze. Und wenn er sieht, wie sich bei Wettkämpfen mitunter Sportler ins Zeug legen, die älter sind als er, dann ist das Motivation genug.

"Badminton ist meine Leidenschaft", sagt Helmut Wiegand. Und wenn es manchmal auch anstrengend ist, so würde ihm die Arbeit mit den jungen Leuten doch fehlen, gibt er zu und wartet auf die ersten beim Training.