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Helfer spüren die große Kluft

Von ANKA STOLPER-HEINIKE 28.05.2010, 18:22

HOHENMÖLSEN/MZ. - Wenn Jubiläen bevorstehen, feiert man sie nicht nur, sondern man blickt auch auf die vergangenen Jahre zurück - so wie der Kreisverband Burgenlandkreis Hohenmölsen / Zeitz / Weißenfels der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Seit zwanzig Jahren gibt es den Wohlfahrtsverband, der auch in seinem Jubiläumsjahr vor einigen Herausforderungen steht. Und das mit einer neuen Führungsspitze. Willi Garlet (75) fungiert seit 2008 als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Dagmar Janik (57) bildet er das Führungsduo des Wohlfahrtsverbandes, der sich seit dem 5. November 1990 in erster Linie der Altenhilfe- und Pflege verschrieben hat.

Gründungsmitglieder wie die verstorbene Ursula Weber und Gabriele Elzer, die das Alten- und Pflegeheim Hohenmölsen leitet, hätten in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten vieles bewegt, betonen Garlet und Janik. Zählte die Awo vor 20 Jahren gerade mal 40 Mitglieder, so gehören ihr heute 415 an, die in drei Zeitzer Ortsgruppen und in den Ortsgruppen Hohenmölsen, Teuchern, Granschütz sowie im Stadtverband Weißenfelser Land organisiert sind. "Unsere Arbeitsschwerpunkte liegen nach wie vor in der Altenhilfe", erklärt Dagmar Janik. Sie verweist auf das Hohenmölsener Alten- und Pflegeheim mit 80 Plätzen und das Betreute Wohnen für 40 Senioren im selben Gebäudekomplex.

Seit einem Jahr bietet die Arbeiterwohlfahrt in Zeitz einen ambulanten Pflegedienst an. Das Sozialzentrum der Awo befindet sich in der Schützenstraße 15. Es wird als Begegnungsstätte und Ortsvereinstreffpunkt, als Beratungsstelle für Arbeitslose und für Kinder- und Ferienfreizeiten genutzt. Ein weiteres Standbein der Awo in Sachen Seniorenbetreuung ist seit dem 1. April 2004 eine Tochtergesellschaft, die das Seniorenheim "An den Rosengärten" in der Neidschützer Straße in Naumburg betreibt. Seit Jahren bietet der Awo-Kreisverband Essen auf Rädern an. 80 Leute, 95 Prozent davon sind Senioren, nutzen diesen Service im Hohenmölsener Umland. Gebraucht werde auch die Migrationsarbeit, betont der Vorsitzende Willi Garlet. Deshalb betreibt der Awo-Verband nicht mehr nur das 72 Plätze bietende Übergangswohnheim für Asylbewerber, sondern seit einem Jahr auch die multikulturelle Begegnungsstätte in der Weißenfelser Fröbelstraße 14.

Obwohl der Wohlfahrtsverband sein Hauptbetätigungsfeld weiter in der Seniorenbetreuung sieht, möchte er sich auch in Richtung jüngerer Generationen mehr öffnen. "Unser erstes Geschäftsfeld war die Schwangerenberatungsstelle in Hohenmölsen. Sie wird heute mehr denn je gebraucht", betont Dagmar Janik mit Blick auf viele soziale und arbeitsrechtliche Probleme junger Frauen. Beim Jubiläums-Familientag der Awo, der am 7. August beim Pirkauer Mondsee-Strandfest steigt, will man deshalb auch vieles für die Jüngeren bieten - ein Drachenbootrennen zum Beispiel.

Die "Verjüngung" des Wohlfahrtsverbandes soll es aber nicht nur nach außen hin geben. Im 20. Jahr des Bestehens blicken die Verantwortlichen ein wenig sorgenvoll auf die eigene Belegschaft. 132 Mitarbeiter beschäftigt die Awo im Burgenlandkreis, viele davon sind kurz vor dem Rentenalter. "Uns fehlen junge Fachkräfte, staatlich anerkannte Krankenschwestern und -pfleger zum Beispiel", berichtet Dagmar Janik. Und es sei sehr schwierig, auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fachkräfte für höhere Leitungstätigkeiten zu finden, bedauert sie. Dabei sei es wichtig, dass sich die Awo personell verjüngt, betont die 57-Jährige. "Die Betreuung bedürftiger Menschen verlangt Kraft und Engagement." Zumal die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werde und die Zahl der Bedürftigen wachse.

Wenn am 5. November im Hohenmölsener Bürgerhaus ein Festakt zum 20-jährigen Jubiläum der Awo steigt, soll darauf besonders eingegangen werden, versichert Willi Garlet.