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Heimatforscher Heimatforscher: Manfred Gießlers Herz schlägt in Teuchern

Von anka stolper-heinike 29.08.2013, 16:31
Am Teucherner Brunnen auf dem Marktplatz gefällt es Manfred Gießler besonders gut.
Am Teucherner Brunnen auf dem Marktplatz gefällt es Manfred Gießler besonders gut. peter lisker Lizenz

Teuchern/MZ - Wenn Manfred Gießler Besucher oder Schüler durch die Kleinstadt Teuchern führt, dann beginnt er seinen heimatgeschichtlich geprägten Rundgang immer am Brunnen von Teuchern. Hier, direkt auf dem Marktplatz der Stadt, hält sich der Heimatforscher besonders gern auf. Und das hat einen über eintausend Jahre alten Grund. „Hier schlägt das eigentliche Herz von Teuchern“, erklärt Manfred Gießler, weshalb es ihm hier so gut gefällt.

Bereits im 6. Jahrhundert habe es im Bereich des Marktes eine erste feste Ansiedlung, aus der sich dann viel später die Stadt Teuchern entwickelt hat, gegeben, so der Heimatforscher. Jahrzehnte lang habe es mitten auf dem Marktplatz einen Teich gegeben. Der sei irgendwann zugeschüttet und an seiner Stelle ein Brunnen gebaut worden, der zu DDR-Zeiten einem sowjetischen Ehrenmal weichen musste, erzählt Gießler. Erst 1994 sei im Rahmen der Neugestaltung des Marktplatzes an jener Stelle ein neuer, dem baulichen Ensemble angepasster Brunnen entstanden, umreißt der Teucherner die Entstehungsgeschichte des Wasserspenders. Am Brunnen treffen sich vor allem an Markttagen Junge und Alte, um über die alltäglichen Dinge des Lebens zu plaudern oder sich an heißen Sommertagen mit einer Handvoll kühlem Nass auf der Stirn zu erfrischen.

Dass es viel über Teuchern und die Geschehnisse in der Kleinstadt zu berichten gibt, weiß Gießler wohl mit am besten. Denn seit der gebürtige Delitzscher 1978 mit seiner aus Keutschen stammenden Frau Gabriele hierher gezogen ist, interessiert ihn die Entwicklung der Kleinstadt. Der studierte Betriebswirtschaftsingenieur und heute selbstständige Finanzberater begann allerdings erst 1999, sich intensiv mit der Geschichte seiner Wahlheimat zu beschäftigen. Damals habe seine Frau während einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme damit angefangen, die Stadtchronik zu überarbeiten und zu ergänzen. „Das war unheimlich interessant. Und es hat sich gezeigt, dass da viele historische Lücken waren, die noch mit Informationen gefüllt werden mussten“, erzählt Gießler.

Deshalb stellte der Vater zweier erwachsener Söhne den Kontakt zum Teucherner Heimatverein her. In dem sehr aktiven Verein habe die Geschichtsaufarbeitung noch in den Kinderschuhen gesteckt. „Mehrere Gleichgesinnte haben mit mir innerhalb des Heimatvereins eine Arbeitsgruppe Teucherns Historia gegründet. Seit 2002 veröffentlichen wir jedes Jahr ein Heimatheft mit historisch belegten und recherchierten Themen“, berichtet Gießler. Die im Zeitzer Druckhaus fertiggestellten Broschüren können zu verschiedenen Gelegenheiten oder übers Internet gekauft werden.

Seit 2005 leitet Gießler den Heimatverein und steht deshalb oft in der Öffentlichkeit. Manch einer rollt deshalb vielsagend mit den Augen. Doch Gießler kann damit leben. Schließlich ist er davon überzeugt, dass man nur mit Hartnäckigkeit etwas erreichen kann und auch mal über den Hintereingang wieder hereinkommen muss, wenn man vorn herausgeschmissen wurde. „Ich brenne nun einmal für meine Kleinstadt. Und weil das so ist, finde ich gemeinsam mit unseren engagierten Mitgliedern immer wieder die Kraft, trotz vieler Erschwernisse Neues anzupacken“, betont der Heimatforscher.

Etwas Neues und Besonderes hat der Heimatverein im vor zwei Jahren offiziell übergebenen und mit Mitteln der Stadt sanierten Kultur- und Vereinshaus „Zum Grünen Baum“ geschaffen. Hier gibt es zum einen wieder eine ehrenamtlich vom Verein betreute Bibliothek und vor allem ein Museum. „Das ist ein Erfolgserlebnis für den Heimatverein. Denn selbst Fachleute haben uns bestätigt, dass wir eine sehr gute und vorzeigbare Einrichtung geschaffen haben“, betont Manfred Gießler. Nach eingehender Prüfung durch Experten sei man im Mai 2013 als Mitglied in den Museumsverband Sachsen-Anhalt aufgenommen worden. Und das, obwohl das Museum nur ehrenamtlich geführt wird. „Ein Viertel unserer Besucher sind Auswärtige. Nach ihrem Besuch zollen sie uns große Anerkennung“, berichtet der Vorsitzende des Heimatvereins. Und selbst Kinder kämen gern ins Museum, um zu erleben, wie die Teucherner früher gelebt und gearbeitet haben.

Der Erfolg des Museums verbaut Gießler allerdings nicht den Blick für weniger schöne Dinge. „Mich bedrückt, dass die sonst immer bemühte Stadtverwaltung in den zurückliegenden drei Jahren die Unterstützung der Kulturarbeit der Vereine in allen Ortsteilen der Stadt vernachlässigt hat. Feste und Veranstaltungen wurden einst auch finanziell und organisatorisch unterstützt. Das ist komplett weggefallen“, kritisiert er.

Dem engagierten Teucherner schwebt vor, jährlich in einem der acht Ortsteile unter der Regie eines regionalen Vereins oder der örtlichen Feuerwehr ein Stadtfest zu feiern. Das verbessere auch schrittweise das Gemeinschaftsgefühl in der Stadt, glaubt Manfred Gießler und betont: „Teuchern hat noch so viel zu bieten.“