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Gutspark in Dehlitz Gutspark in Dehlitz: Der vergessene Park

Von Heike Riedel 01.10.2013, 19:10
Heiko Hofmann, Stefan Wünsch und Denis Rothe (v.l.) befreien den Park von Ahornsämlingen.
Heiko Hofmann, Stefan Wünsch und Denis Rothe (v.l.) befreien den Park von Ahornsämlingen. Peter Lisker Lizenz

LÜTZEN/MZ - Der Gutspark in Dehlitz soll aus seinem Schattendasein geholt werden. Im doppelten Sinn. Denn viel zu wenig bekannt ist das kulturhistorische Kleinod, das schon vor drei Jahrhunderten als Landschaftspark angelegt wurde. Es befindet sich im 2012 erstellten Parkführer des Landes („Gartenkunst und Gartendenkmalpflege in Sachsen-Anhalt“) als eine von 47 der 1000 in Sachsen-Anhalt vorhandenen Parkanlagen, ist aber von vielen fast vergessen.

Schatten hat aber auch die Natur auf das Gebiet gelegt, indem Wildwuchs es erobert hat. Deswegen soll der Park rekultiviert werden. Das Ziel und welche Arbeiten auf dem Weg dorthin notwendig sind, beschreibt eine im Mai 2008 von der damals noch existierenden Gemeinde Dehlitz in Auftrag gegebene denkmalpflegerische Konzeption. Doch an der Umsetzung hängt es. „Es mangelt am Geld“, sagt Dirk Könnecke (parteilos), Bürgermeister von Lützen, wozu nach der Gemeindegebietsreform Dehlitz gehört.

Es ist aber ein Anfang gemacht, sagt die Ortsbürgermeisterin von Dehlitz, Christine Krößmann (Linke). Der stützt sich auf die tatkräftige Hilfe, die das Jobcenter schickt, und auf die fachliche Beratung von Heike Mortell, Referentin für Gartendenkmale des Landesamtes für Denkmalpflege. Nachdem der Park immer wieder unter Gras und Laub freigelegt wird, sind jetzt Männer und Frauen des zweiten Arbeitsmarkts dabei, einen Schritt weiter zu gehen. Der als Projektleiter eingesetzte Reinhard Janke hat zwar schon Erfahrungen im Naturschutz aus Maßnahmen des Jobcenters, doch mit den Besonderheiten des Gutsparks Dehlitz hat ihn Mortell erst vertraut gemacht.

Ihr liegt die vor allem wegen ihrer schon frühen landschaftlichen Gestaltung und der Besonderheiten an Bäumen bemerkenswerte Parkanlage sehr am Herzen. „Ein wertvoller Bereich ist das schon wegen seiner dendrologischen Kostbarkeiten“, sagt sie und denkt dabei an Süntelbuche, Pyramideneiche, Platanen und Linden, die Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts bereits gepflanzt wurden. Gerade der Süden Sachsen-Anhalts sei zudem mit Parks nicht besonders reich ausgestattet.

„Das ist eine sehr schöne Anlage und eine spannende Angelegenheit, sie wieder herzustellen“, sagt Projektleiter Janke. Und sein Team hat schon Feuer gefangen: „Hier bin ich gern dabei“, sagt Silke Herzog aus Weißenfels, die bisher noch gar nichts von dem Gutspark wusste, ihn zukünftig aber auch nutzen und erleben möchte.

Es geht darum, die Struktur der Anlage wieder herauszuarbeiten, „das Raumgerüst zu erhalten“, wie Mortell sagt. Sichtachsen sollen wieder hergestellt werden. Die Bäume bilden dabei Raumkanten, die den Blick lenken. „Es soll kein Wald, sondern ein Park sein“, fasst Janke zusammen. Dabei ist ihm bewusst, dass der Ein-Euro-Job nur einen kleinen Beitrag leisten kann. Denn sowohl Fachwissen als auch Technik sind notwendig, um in der Höhe zu arbeiten. Seine Mannschaft kann die Wege herstellen und erhalten, wie sie einst angelegt wurden. Sie kann ungewollten Pflanzenwuchs herausnehmen, der sich aus den Samen entwickelt hat. „Doch wenn man nicht weitermacht, schlägt der Wildwuchs bald wieder zu“, sagt Janke und hofft, nicht Sisyphusarbeit in Dehlitz zu leisten, sondern eine, die zum Ziel führt. Mortell ist optimistisch. Sie spricht davon, über Spenden vielleicht eine Neuanpflanzung der Süntelbuche zu erreichen, die im Alter von mehr als 250 Jahren einer Pilzkrankheit erlegen ist.