Grundsteinlegung vor 25 Jahren Grundsteinlegung vor 25 Jahren: Sonnige Aussichten in Leißling

Leissling - Rund 11.000 Menschen besuchen täglich das Einkaufszentrum „Schöne Aussicht“ in Leißling. „Das zeigen unsere Kundenzählungen,“ sagt Centermanagerin Claudia Deller und zeigt sich zufrieden. Immerhin strömen aufs Jahr gerechnet rund 3,5 Millionen Kunden in das Center. Und das seit knapp einem Vierteljahrhundert. Hochgerechnet waren also mehr als 88 Millionen Frauen, Männer und Kinder im EKZ - also fast so viel wie Deutschland Einwohner hat.
Der Grundstein für das EKZ wurde im Juni 1992 gelegt. Im gleichen Jahr erfolgte im Oktober das Richtfest. Eingeweiht wurde das Shoppingcenter, dass die Sonne im Logo trägt, im Sommer 1993. Manfred Rauner erinnert sich daran als sei es gestern gewesen. Damals war der Weißenfelser stellvertretender Bürgermeister der Stadt. Im Stadtrat war mehrheitlich 1991 für die Errichtung eines Einkaufszentrums auf der grünen Wiese gestimmt worden. „Ich war als einziger dagegen“, berichtet Rauner, der heute immer noch im Stadtrat seine Meinung sagt. Ja, es stimme, dass die Verkaufskultur Anfang der 1990er Jahre extrem gelitten hatte.
Einkaufscenter und Kommune Hand in Hand
„Die Westware überschwemmte uns. In der Burgwerbener Straße und am Stadion wurden Verkaufszelte errichtet“, schildert Rauner. Da sei es doch gelegen gekommen, dass mit Werner Pfeifer aus Hamburg ein Investor kam und sich anbot, direkt vor den Toren ein Center zu errichten. Rauner plädierte jedoch für die Innenstadt. Platz gab es doch auch damals am Töpferdamm oder in der ehemals ruinösen Marienstraße. Das wäre eine kleinere Variante gewesen, ist er sich sicher. Aber dafür habe sich keiner erwärmen können. Auch die Gefahr einer Innenstadtverödung durch den Abzug der Kaufkraft wollte nach Ansicht von Rauner keiner sehen.
So wuchs das Center und wurde 1993 eröffnet. Auch daran erinnert sich Rauner ganz genau. „Es war Schlossfest und kaum einer war da. Ich fuhr nach Leißling und fasste es nicht. Dort standen die Menschenmassen Mann an Mann. Wenn die also das Schlossfest sausen lassen fürs Shoppen, muss es etwas ganz Großes sein. Es war der Hammer. Da konnte ich mir vorstellen, was das mit der Innenstadt macht.“
Nicht jeder aus der Stadt hat Rauners Schwenk verstanden
Das Kuriose: Ein Jahr darauf verliert Manfred Rauner die Kandidatur zum Oberbürgermeister. In einem Stahlwerk beginnt er zu arbeiten. Im September spricht ihn der Investor des EKZ an, ob er sich vorstellen könnte, für ihn zu arbeiten. Rauner konnte.
Nicht jeder aus der Stadt hat Rauners Schwenk verstanden. Sein Kommentar: „Irgendwie musste ich ja mein Brötchen verdienen. Und außerdem stimmte die Chemie zwischen dem Investor und dem Center-Team.“ Der spätere neue Centermanager setzt auf Zusammenarbeit mit der Kommune, organisiert Spendengalas und greift fürs Sponsoring tief in die Taschen. Mehr noch: Unter Rauner entwickelt sich die „Schöne Aussicht“ zum Kunst- und Kulturtempel. Ausstellungen werden organisiert, Flohmärkte abgehalten, Konzerte gegeben.
Namhafte Künstler waren in Leißling
Namhafte Künstler geben sich in Leißling die Klinke in die Hand, darunter Gottlieb Wendehals, Achim Mentzel und die Gruppe Karat. Die Geschwister Weisheit treten ebenso auf wie die Artisten vom chinesischen Staatszirkus. Sogar die beliebte Veranstaltung „Hochsprung mit Musik“ wird in der Mall abgehalten. Seit 2000 lockt der Autofrühling die Kunden nach Leißling.
2001 kehrt Rauner der „Schönen Aussicht“ den Rücken. In der Kommunalpolitik sieht er bessere Aussichten für sich und Weißenfels. Mit dem Spruch „Ich kann das besser“ tritt er zur Wahl des Oberbürgermeisters an - wird es und bleibt es bis 2008.
Gute Mischung von Handel und Dienstleistungen
„Ebenso wie damals haben wir eine gute Mischung von Handel und Dienstleistungen“, schätzt die heutige Centermanagerin Claudia Deller ein. Vor vier Jahren übernahm sie, die bereits in Centern von München und Leipzig arbeitete, das Zepter. „Mir gefällt das gute Klima unter den Händlern. Viele sind echt alte Hasen und seit Anbeginn dabei. Das spricht doch für Bodenständigkeit.“ Nur ein einziger Laden stehe derzeit leer. Deller hat in den letzten Jahren bereits ihre Handschrift hinterlassen.
Der Food-Bereich wurde umgestellt, die Internetseite modernisiert, die zwei großen Ausstellungen im Jahr werden zunehmend interaktiv. Zur Kommune gebe es gute Kontakte. „Ich sehe unser Center als attraktives Shoppingangebot. Der Handel der Innenstadt und wir stärken den Standort von Weißenfels“, findet Deller. (mz)

