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Grundschule Tagewerben Grundschule Tagewerben: Sozialistisches Wandbild verschwindet hinter Dämmung

Von Alexander Kempf 08.01.2019, 06:00
Das Wandbild in Tagewerben hatte die DDR überdauert.
Das Wandbild in Tagewerben hatte die DDR überdauert. Peter Lisker

Weißenfels - Wieso ist das Wandbild an der Grundschule Tagewerben verschwunden? Diese Frage hat sich in den vergangenen Wochen nicht nur die pensionierte Lehrerin Sieglinde Hecht gestellt. Schnell wird spekuliert, ob das Kunstwerk aus Kacheln möglicherweise aus politischen Gründen hinter einer neu angebrachten Dämmfassade versteckt worden ist. Doch wirklich glauben kann das Sieglinde Hecht selber nicht. „Es war nicht so politisch. Das gehörte zu der Zeit“, sagt sie über das Wandbild.

Und dessen Verschwinden hat denn auch keinerlei politische Motive. „Wir wollten das Mosaikbild an der Grundschule Tagewerben erhalten“, versichert Stadtsprecherin Katharina Vokoun. Mit den Umbauarbeiten im neuen Kita-Bereich hätte aber auch die Fassade energetisch ertüchtigt werden müssen. „Eine Abnahme des Bildes wäre sowohl aufgrund des Zustandes des Bildes als auch aus bautechnischen Gründen kaum möglich gewesen, ohne dieses stark zu beschädigen“, erklärt die Stadtsprecherin. Zumal eine Bergung sehr viel Geld gekostet hätte.

„Unsere Nachfahren können später entscheiden, was sie mit dem Kunstwerk machen möchten“

Ergo sei entschieden worden, das Bild unter der Dämmung in seinem gegenwärtigen Zustand zu erhalten. Schaden habe das Kunstwerk durch die Sanierung nicht genommen, versichert die Stadtsprecherin. Ganz im Gegenteil, durch die Dämmung sei es nun sogar vor der Witterung geschützt. „Unsere Nachfahren können später entscheiden, was sie mit dem Kunstwerk machen möchten“, sagt Katharina Vokoun mit Blick in die Zukunft.

Vermisst wird das Mosaik allerdings schon heute von einigen in Tagewerben. Insbesondere wohl von jenen, die einen Bezug zu dem Schulgebäude haben. „Wir hatten ein Klassentreffen. Die Leute waren entsetzt“, erzählt etwa Lehrerin Sieglinde Hecht. Und auch bei der jüngsten Weihnachtsfeier sei das verschwundene Kunstwerk ein Aufreger gewesen.

Diskutiert wird dann vor allen Dingen darüber, ob das Wandbild nicht doch hätte erhalten werden können. Denn im nahen Lützen ist ein vergleichbares Kunstwerk an der Fassade der Freien Gesamtschule Gustav Adolf trotz einer Sanierung erhalten geblieben. Dort sind die zwei dargestellten Schüler heute umrahmt von frischen und leuchtenden Farben.

Doch so unterschiedlich mit den beiden Mosaiken in Lützen und Tagewerben auch umgegangen wird, eine Sache verbindet sie. Beide stammen offenbar vom selben Künstler. Das legt zumindest die Signatur „Steindorf“ nahe, die auf beiden Bildern zu finden ist. Doch wer verbirgt sich dahinter?

Womöglich könnte Helmut Steindorf diese Frage beantworten. Der lebt laut des Verbandes bildender Künstler Thüringen in Weimar. Dort hat er schon 1965 mit Margot Steindorf ein Atelier gegründet. Der 1935 in Erfurt geborene Künstler hat sich in seinem Leben mit Malerei, Plastik und Keramik beschäftigt.

Doch stammen die Entwürfe für die Mosaike tatsächlich aus seiner Feder? Die ehemalige Lehrerin Sieglinde Hecht würde gerne helfen, diese Frage zu beantworten. Aber sie kennt die Antwort nicht. Andere Kolleginnen von einst sind am Freitag für Nachfragen nicht erreichbar. Genauso wenig wie Helmut Steindorf selbst. Ob die Tagewerbener irgendwann die Frage beantworten können, wenn hinter die Dämmung geschaut wird?

Wer etwas über die Kunstwerke oder den Künstler weiß, meldet sich bitte in der Redaktion Weißenfels, unter:[email protected] (mz)

Nach der Sanierung aber ist es nun nicht mehr zu sehen.
Nach der Sanierung aber ist es nun nicht mehr zu sehen.
Peter Lisker
Lützen zeigt die Kunst.
Lützen zeigt die Kunst.
Peter Lisker