Großkaynaer See Großkaynaer See: Ort der Erholung und Anregung

REICHARDTSWERBEN/MZ - Berlin ist ihm vertraut aus seiner Zeit im Bundestag, doch auch kleine Städte wie Lützen haben es Maik Reichel angetan. Dort war er Bürgermeister und Museumsleiter. Seit Mai hat der nun 42-jährige Reichardtswerbener seinen Arbeitsplatz in Magdeburg und wohnt die Woche über nahe dem Rotehornpark in der Landeshauptstadt. Und obwohl ihn die Aufgaben als Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in viele Städte Sachsen-Anhalts führen, am liebsten kommt er doch in den Landessüden. Dorthin, wo er aufgewachsen ist, wo er seine Familie und sein Zuhause hat.
Vom Naturbeobachtungsturm am südöstlichen Ufer des Großkaynaer Sees schweift sein Blick über den See und die Dörfer. Dabei sucht er nicht unberührte Idylle, sondern das, was ihm die Vielseitigkeit des Lebens im Landessüden ausmacht, die Schweinemastanlage in Richtung Lunstädt, die Industrietürme von Leuna. Windräder, Autobahn, Bundesstraßen - die einen stören sich dran, für Maik Reichel sind es Zeichen von Veränderungen, die der Mensch gestaltet und die zusammengehören. „Es geht oft das Eine nicht ohne das Andere“, macht er die Komplexität der Entwicklung deutlich. Der schöne große See, an dem sich die Natur jetzt entfaltet, wo es seltene Vögel gibt, Pferde viel Freiraum finden, sich Wassersport angesiedelt hat, ein Radweg ringsherum führt - all das gäbe es nicht, wäre zuvor der Bergbau nicht dort gewesen, macht Reichel bewusst. Er betrachtet Probleme nicht polarisierend, sondern versucht, bei ihrer Lösung verschiedene Interessen zu berücksichtigen.
Auch wenn er heute nicht mehr wie früher als Abgeordneter politische Weichen mitstellt, sondern auf Landesebene mit einem Team von 14 Mitarbeitern für politische Bildung sorgt, hilft ihm die abwägende Arbeitsweise, meint er. „Wenn ich auf einem Weg nicht zum Ziel komme, suche ich einen anderen“, so Reichel. Und da helfe ihm ein Besuch am Großkaynaer See ebenso wie ein Dauerlauf im Rotehornpark in Magdeburg. Auf dem Fahrrad oder in den Laufschuhen lasse er sich den Kopf frei pusten, um sich mit neuen Ideen und neuer Kraft den Aufgaben zu stellen. Oder er gewinnt der Blickweise von Freunden, seiner Frau und seiner Kinder einen neuen Ansatz ab. Gemeinsam zieht es sie manchmal an den See oder er nimmt seinen mittleren, Nico (8), mit zum Naturbeobachtungsturm.
Auch in andere Richtungen genießt Reichel sein Zuhause. Er hat seine Lieblings-„Kneipen“ in Weißenfels und weiß zu schätzen, was sich in der Stadt an der Saale und in der Umgebung überall schon entwickelt hat. Trotzdem fehlt ihm nach 18 Uhr noch das Leben in der Innenstadt. „Doch dafür sind wir Bürger auch verantwortlich“, sagt er. Er vergisst nicht, welche Grenzen das soziale und Arbeitsumfeld setzt, um Geschäfte, Restaurants und Kulturstätten mehr zu füllen, und er freut sich darüber, wie sich das bürgerschaftliche Engagement immer mehr entfaltet und die Orte belebt. „Lieber selbst mitgestalten, als sich gestalten lassen“, das ist Reichels Devise.