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Geschichten über das Rentner-Dasein Geschichten über das Rentner-Dasein: Günter Blechschmidts Handbuch für den Ruhestand

Von Jan Iven 18.10.2016, 12:00
Mit dem Schreiben von Büchern auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: der Weißenfelser Günter Blechschmidt.
Mit dem Schreiben von Büchern auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: der Weißenfelser Günter Blechschmidt. Peter Lisker

Weissenfels - „Rentner haben keine Zeit“ - diesen Spruch mag der Weißenfelser Günter Blechschmidt, selbst Rentner, überhaupt nicht. „Der Tag ist doch lang genug und will von uns genutzt werden“, sagt der 78-jährige Autor von Gedichten und Büchern. Und für manche Dinge müsse man sich eben bewusst etwas Zeit einplanen.

Vor dieser Herausforderung steht auch Heinz Mehlhorn, Hauptfigur in Blechschmidt neustem Roman „Wer nicht schafft, verliert die Kraft“. Nach seiner Karriere als Bergbauingenieur im Tagebau muss Frührentner Heinz Mehlhorn seinen Alltag neu ordnen. Aktiv und positiv bleiben, den Herbst des Lebens gemeinsam mit Frau, Familie und Freunden angenehm und sinnvoll gestalten. Auch wichtig: Aus der modernen Flut der Informationen nur das Wesentliche raussuchen. Eine Art Anleitung für den Ruhestand? Den Gedanken findet Günter Blechschmidt gar nicht so schlecht. Seine Lieblingsbeschäftigung ist und bleibt aber das Reisen, um die Welt zu entdecken.

Autor: „In Heinz Mehlhorn stecken etwa 40 Prozent von mir“

Diese Leidenschaft von Heinz Mehlhorn kommt nicht von ungefähr. „Ich reise natürlich auch gern. Außerdem geh ich gern im Burgenlandkreis wandern und fahre Fahrrad“, erzählt der rüstige Rentner. „In Heinz Mehlhorn stecken etwa 40 Prozent von mir.“ Für Blechschmidt ist der fiktive Charakter daher eine gute Möglichkeit, seine eigenen Erlebnisse und Gedanken zu verarbeiten. Dennoch wollte er keine Autobiografie schreiben. „Vieles habe ich auch von Bekannten oder Medien aufgenommen oder ist Fiktion“, so Blechschmidt.

Zum Beispiel die Kreuzfahrt entlang der arabischen Küste, die Heinz Mehlhorn gleich zu Beginn des 355 Seiten starken Buches mit seiner Frau unternimmt. „Sicher eine schöne Sache, aber ich bin leider überhaupt nicht seefest“, sagt Blechschmidt und lacht. Mehlhorn lässt sich hingegen von der Besatzung reichlich Seemannsgarn auftischen. Unterwegs lernt er auch einheimische Bräuche kennen wie das Kauen von Kathblättern, wie es im Jemen üblich ist. „In meinen Büchern möchte ich gern Wissen vermitteln. Das ist wohl so eine alte Lehrerangewohnheit“, sagt er ehemalige Sport- und Erdkundelehrer Blechschmidt lachend.

Auch einen ehemaligen Schüler aus Weißenfels hat der Pädagoge in seinem Roman mit an Bord genommen. „Einer meiner Schüler ist tatsächlich Koch auf einem Kreuzfahrtschiff. Deswegen wollte ich ihn in dem Buch verewigen und er war einverstanden“, sagt Blechschmidt, der 2012 mit Versen über den Winter den ersten Platz bei einem Gedichtwettbewerb des Fischer-Verlages gewonnen hat.

„Das wichtigste beim Reisen ist das Wetter“

Und so reisen Blechschmidt und Mehlhorn gemeinsam nicht nur durch die arabische Welt. Es geht zum Gleitschirmfliegen nach Italien (den Flug hat Blechschmidt tatsächlich selbst gewagt), ins Dresdener Verkehrschaos und mit Enkel und Wohnmobil in die Alpen. Wobei Protagonist Heinz längst festgestellt hat: „Das wichtigste beim Reisen ist das Wetter.“

Doch irgendwann stellt sich die Frage, wo die vielen Reisen hinführen sollen. „Ich lasse gern philosophische Gedanken in meine Geschichten einfließen“, so Blechschmidt. Und so stellt sich auch Heinz Mehlhorn irgendwann die Frage nach dem Sinn des Lebens. Schließlich begegnen sich im Buch ein Bergsteiger, ein Tischler und ein Motorradfahrer. Alle erzählen von ihren sehr unterschiedlichen Träumen und Leidenschaften. Daher kommen Mehlhorn, aber auch Blechschmidt zu dem Schluss: „Einen allgemeingültigen Sinn im Leben gibt es nicht. Den muss jeder für sich selbst herausfinden.“

Für Günter Blechschmidt hat das Schreiben auch sehr viel mit dem Sinn des Lebens zu tun. „Beim Schreiben kann ich meine Gedanken fließen lassen und einfangen“, sagt der Rentner, der am liebsten nach dem Frühstück ein paar Stunden an seinen Texten arbeitet. Sein neustes Buch ist im Frühjahr erschienen und ist in der Weißenfelser Seumebuchhandlung an der Jüdenstraße 27 erhältlich. Und gerade beendet Blechschmidt schon seinen nächsten Roman. „Darin geht es um die Saalefischer zur Zeit der Fürsten in Weißenfels“, verrät er. Das neue Buch soll im Frühjahr 2017 erscheinen. (mz)