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Geschäftsaufgabe Geschäftsaufgabe: Tierfriedhof Weißenfels gibt es nicht mehr

Von Julia Reinard 16.02.2013, 13:48
Klaus Koar steht allein auf der beräumten Wiese. Im Container stecken die Reste des Weißenfelser Tierfriedhofs.
Klaus Koar steht allein auf der beräumten Wiese. Im Container stecken die Reste des Weißenfelser Tierfriedhofs. P. LISKER Lizenz

WEISSENFELS/MZ. - Als Klaus Koar vor wenigen Tagen an den Weißenfelser Tierfriedhof an der Merseburger Straße kam, war er geschockt: Fast alle Gräber waren weg. Es befand sich auf dem knapp Fußballfeld großen Gelände nur noch ein einziges Grab statt mehrerer Reihen wie bisher. Die Erde war geglättet, die Umzäunung fehlte. Der Tierfriedhof ist verschwunden. Klaus Koar fühlte sich nicht informiert. Mehr noch: Auch betrogen, denn bezahlt hatte er das Grab für seinen Zwergpinscher Daisy für drei Jahre im Voraus. Im August 2011 war sie gestorben.

Pacht ist ausgelaufen

Vor eineinhalb Jahren schlief die Hündin nach einem Spaziergang mit ihm in seinem Arm ein. Ein schlimmer Moment für und die ganze Familie. Sind für den 62-Jährigen seine Hunde doch "wie meine Kinder". Er habe vom Tierfriedhof Weißenfels, den Volker Luka aus Blösien (Merseburg) leitete, gewusst und sich dort gemeldet.

Daisy wurde zu Hause abgeholt, 440 Euro hatte Koar für Bestattung und Transport zu zahlen. Dazu findet sich in der Auftragsbestätigung die Formel "dass die Gebühren für die Mindestliegezeit (3 Jahre) inkl. Grabpflege für ein Reihengrab in Höhe von 75 Euro im Voraus zu zahlen sind". Koar zahlte für die drei Jahre, wünschte ein Grab mit Stein und Pflege. "Ich wollte, dass es meine Daisy schön hat", sagt der Weißenfelser.

Nach knapp der Hälfte der Liegezeit ist nun Schluss: Die Fläche ging an die Stadt zurück, weil der Pachtvertrag auslief und nicht verlängert wurde, wie die Stadt bestätigt. Eine Verlängerung wäre möglich gewesen. Luka verzichtete darauf. Der Unternehmer sagt: "Der Tierfriedhof ist pleite gegangen, Kunden sind weggeblieben." Klaus Koars Daisy sei das letzte Tier gewesen, das beerdigt wurde. Dass sich der Friedhof nicht halten würde, habe er damals nicht gewusst.

Das ist der Streitpunkt: Kunde Koar hat den Eindruck, für eine Leistung gezahlt zu haben, die er nicht erhält. Geschieht so etwas vorsätzlich, ist es Betrug. Unternehmer Luka beteuert aber, seinerzeit nicht gewusst zu haben, dass das Gelände finanziell nicht zu bewirtschaften ist. Er sagt, er habe Koar vorgeschlagen, die zu viel gezahlte Pacht zu erstatten. Das habe Koar abgelehnt.

Gelände wird wieder Grünfläche

Der Weißenfelser lacht auf, als er mit dieser Aussage konfrontiert wird: "Das ist nicht der Fall. Er hat mich weder angeschrieben und über die Schließung informiert, noch angeboten, das zu viel gezahlte Geld zurückzuzahlen."

Informiert hatte Inhaber Luka über ein Schild an der Tür zum Tierfriedhof. Auch das kritisiert Koar, er hätte ein persönliches Schreiben erwartet, war so wie vor den Kopf gestoßen, als er diese Woche zum Friedhof kam und nichts mehr war wie sonst.

Mit anderen Grabnutzern war Koar bei Begegnungen auf dem Gelände ins Gespräch gekommen. Er sagt, es befanden sich rund 30 Reihengräber dort. Dazu kam ein grüner Rasen, unter dem Tiere ebenfalls ihre letzte Ruhe fanden. Luka sagt, die genauen Zahlen könne er nicht auf Anhieb nennen. Aber von allen Nutzern sei es allein Klaus Koar, "der Theater macht".

Die Stadt hat das Gelände seit Januar in ihrer Obhut zurück. Aus dem Areal wird wieder eine Grünfläche, sagt Stadtsprecherin Anke Fey. Bei den Arbeiten werden die Tiere jedoch nicht exhumiert. Die Totenruhe werde eingehalten, so die Sprecherin.