Gäste schaufeln für Stärke-Fabrik
Alttröglitz/MZ. - Nicht Weizenkorn, sondern Weizenkörner gab's gestern Mittag für Andreas Czaplok (53) von Angelika Deistel. Die Inhaberin einer Gaststätte in Tröglitz hieß damit den geschäftsführenden Gesellschafter der All Starch Food, Retail and Production CS GmbH und sein Unternehmen in der Region willkommen. Nur wenige Augenblicke zuvor hatte Czaplok in Steinwurfnähe zum Hyzet Kultur- und Kongresszentrum in Alttröglitz einen von fünf Spaten in die Erde gestoßen. Damit war symbolisch der Startschuss für eine 50 Millionen Euro teure Investition gefallen, die der Region zunächst 100 neue Arbeitsplätze bescheren wird. In Aussicht stehen acht neue Lehrstellen.
Wolfgang Schirmer (59) und Andreas Czaplok stehen einem Unternehmen vor, das im Zeitzer Industriepark eine Weizenstärke-Fabrik baut und betreiben wird. Die Fabrik entsteht auf einer Fläche von etwa zehn Hektar, das ist ein Terrain, auf dem gut zehn Fußballfelder Platz hätten. Die Bauarbeiten beginnen im März, die Fertigstellung der Fabrik ist für Ende Mai des kommenden Jahres geplant. Im August 2009 beginnt die Produktion. Finanziell unterstützt wird der Bau mit Geld aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (Efre), von Bund und Land.
Künftig soll die Stärkefabrik im Jahr 10 000 Tonnen Vital Gluten, sechs mal soviel modifizierte Stärke und rund 30 000 Tonnen Futtermittel produzieren. Dazu sollen pro Jahr etwa 130 000 Tonnen Weizen angeliefert werden. Der wird aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommen. Die Vermarktung der Produkte erfolge unter der Marke All Starch, so Czaplok. Die in der Fabrik gefertigten Produkte kommen später in der Lebensmittelindustrie ebenso zum Einsatz wie in der Papier- und Wellpappenindustrie, in der chemischen, in der Pharma- und Kosmetikindustrie.
Den gestrigen Tag bezeichnete Czaplok als historischen. Und der war es auch für Dr. Peter Schwarz, Geschäftsführer der Zeitzer Standortgesellschaft (ZSG), die den Industriepark entwickelt. Denn gestern sei am Standort das Tor zur industriellen Verwertung von Biomassen geöffnet worden, sagte Schwarz vor Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. "Wir freuen uns auf die erste Stärke", sagte der Manager und brachte seine Gewissheit zum Ausdruck, dass die Ansiedlung weitere Investitionen mit sich bringen werde. Die hatte zuvor auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) angekündigt. Bevor er an der künftigen Baustelle mit zu den Spaten griff, hatte Haseloff von einer "Reihe von positiven und fruchtbaren Gesprächen" gesprochen, die ihn formulieren ließen, dass die wirtschaftliche Talsohle in der Region "deutlich durchschritten ist". Die industrielle und gewerbliche Entwicklung am Standort und in der Region sei auf gutem Kurs. Das werde sich auch auf dem Arbeitsmarkt zeigen.
Geschäftsführer Czaplok würdigte das Engagement aller, die ihren Anteil am Zustandekommen der Investition haben, dabei nannte er die Landesregierung genauso wie die Kreisverwaltung und Standortgesellschaft. Gemeinsamkeiten und Verständnis seien Schlüssel zum Erfolg gewesen. Er sei davon überzeugt, in der Region qualifizierte und engagierte Mitarbeiter zu finden. Und er machte deutlich: "Wir sind an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert."