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Friseurhandwerk Friseurhandwerk: Zahlen Kunden die Zeche?

Von klaus-dieter kunick 09.05.2013, 17:32
Sie sehen dem Thema Mindestlohn locker entgegen: Die beiden Friseurmeister Christoph Lenz (links) und Rico Thöricht aus Weißenfels, die sich mit ihrer Kollegin Bianca Engelhardt in der Pause gleich mal über den neuesten Trend unterhalten und einiges ausprobieren.
Sie sehen dem Thema Mindestlohn locker entgegen: Die beiden Friseurmeister Christoph Lenz (links) und Rico Thöricht aus Weißenfels, die sich mit ihrer Kollegin Bianca Engelhardt in der Pause gleich mal über den neuesten Trend unterhalten und einiges ausprobieren. peter lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Etliche Friseurmeister sowie Inhaber von Friseurgeschäften in der Region halten sich arg bedeckt, wenn demnächst für ihre Angestellten der Mindestlohn eingeführt wird. Bei einer telefonischen Umfrage wollten sich nur sehr wenige von ihnen zu dem Thema äußern. Da war teilweise von einem „heißen Eisen“ und einem „roten Tuch“ die Rede, wurde darauf hingewiesen, dass es finanziell eh’ schon recht knapp zugehe und man sich eigentlich eine Erhöhung der Gehälter gar nicht leisten könne. Dass die Angestellten wenig verdienen, das wiederum bestätigten alle durch die Bank.

„Irgendwo muss das Geld ja herkommen“, ist beispielsweise von Denise Röhrborn aus Tagewerben zu erfahren, die selbständig arbeitet und keine Mitarbeiterin hat. Wo das Geld für den Mindestlohn herkommen solle, könne sie nicht sagen. Viele Kunden würden immer mal nachfragen, wann die Preise erhöht werden. Dass es einen Mindestlohn geben müsse, das stehe für Denise Röhrborn jedoch fest.

Kein Weg für Billiganbieter

Eine klare Position haben die beiden Friseurmeister Rico Thöricht und Christoph Lenz aus Weißenfels: „Wir finden es richtig, wenn der Mindestlohn gezahlt wird“, erklärt Rico Thöricht. Denn dann sei es fast nicht mehr machbar, dass es Billiganbieter gebe. Für sie sei es schlichtweg schleierhaft, wie manche ihre Dumpingpreise halten. „Wir entlohnen unsere Mitarbeiter jetzt schon gut und sind nicht weit vom Tariflohn entfernt“, so Christoph Lenz. Dass die Kosten mit der Einführung des Mindestlohnes an die Kunden weitergereicht werden, glauben beide nicht. Das werde nicht funktionieren, weil dann die Kundschaft wegbleibe. Eine geringe Preiserhöhung werde es sicherlich geben, aber da bleibe die Kirche eher im Dorf. Wer jetzt miserable Löhne zahle und dann an den Mindestlohn gebunden sei, könne möglicherweise nicht mehr alle Mitarbeiter beschäftigen, mutmaßen die beiden Geschäftsleute, die dem Vorhaben gelassen entgegen sehen.

Kunden müssen zahlen

Wer am Ende die Zeche zahlen wird, steht für die Mehrzahl der von der MZ befragten Kunden fest: Sie selbst. „Anders geht das doch gar nicht“, so Ingrid Mann (64) aus Leipzig, die ihre Kinder in der Saalestadt besucht. Helga Kleiber (61) aus Deuben meint, dass der Mindestlohn längst fällig sei, der Meinung schließt sich Edith Fischer (74) an. Doch eine Erklärung, wie das Ganze finanziell funktionieren soll, haben beide Frauen nicht. Ein älterer Mann schimpft: „Der Friseur ist jetzt schon teuer. Wo soll denn das noch alles hinführen?“, fragt er. „Ich hatte in der Tischlerei einen Stundenlohn von 6,50 Euro. Damit bin ich schon nicht hingekommen, wie sollen also Friseusen mit 3,50 Euro auskommen?“, ergänzt seine Frau.

Dorothea Hofmann aus Stößen meint, dass die Angestellten in den Geschäften zumindest Arbeit haben. Die Erhöhung ihres Lohnes sei natürlich richtig, aber man lebe nun mal in einer kapitalistischen Gesellschaft, wo es um Profit gehe. Das allgemeine Gejammere etlicher Geschäftsinhaber halte sie für nicht gerechtfertigt. „Viele Friseurmeister müssten sozialer eingestellt sein“, so die 58-Jährige.

Dem stimmt Verdi-Bezirksgeschäftsführer Lothar Philipp zu. „Ich glaube nicht, dass die Gehaltserhöhung auf die Kunden durchgereicht wird. Ich denke, dass sich die Spreu vom Weizen trennen wird.“ Es dürfe nicht sein, dass der Friseurmeister wenig zahle, so dass sein Angestellter vom Staat eine Aufstockung erhalte. Mit der Einführung des Mindestlohnes würden die Sozialkassen entlastet.

Zu denen, die das Thema gleichfalls gelassen angehen, gehört Obermeisterin Heidrun Grille aus Weißenfels. 6,50 Euro Stundenlohn halte sie für machbar, bei 8,50 Euro bis 2015 habe sie dann schon Bauchschmerzen: „Der Lohn darf nicht ins Unermessliche erhöht werden.“

Obermeisterin Heidrun Grille
Obermeisterin Heidrun Grille
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