Freisprechung Freisprechung: Thomas Peterz ist als Einziger Jungmeister geworden

Leißlingen - Thomas Peterz ist stolz. Seinetwegen ist der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) extra zur Freisprechung der Meister von 17 Gewerken nach Halle gekommen. Peterz war dort der einzige Weißenfelser von 174 Jungmeistern aus dem Süden Sachsen-Anhalts. Und stolz macht es den 31-jährigen Leißlinger auch, dass er nun die Voraussetzungen erfüllt, eines Tages den väterlichen Dachdeckerbetrieb weiterzuführen. „Noch ist es nicht soweit“, dämpft Matthias Peterz den Tatendrang seines Sohnes, doch den 51-Jährigen motiviert es selbst, dass sein vor 18 Jahren gegründeter Betrieb einen Nachfolger haben wird, wenn er sich zur Ruhe setzt. „Wer soll denn unsere Häuser zukünftig bauen“, sagt er mit Blick auf die schwierige Nachwuchssituation im Handwerk.
„Einen Handwerksberuf zu ergreifen, das stand für mich immer fest“, sagt der Junior, doch damit sei längst nicht klar gewesen, dass er in Vaters Fußstapfen tritt. Die Option hat er sich aber offengehalten, als er seine Zimmermannslehre in Bayern begann und dort dann auch seine ersten zwei Arbeitsjahre verbrachte. Im väterlichen Betrieb sammelte er ab 2007 die nächsten praktischen Erfahrungen. „Betrieblich war es so etwas wie ein Neuanfang“, blickt er zurück, ein anderes Arbeitsumfeld, andere Kollegen, andere Tätigkeiten. Ganz neue Probleme kamen hier auf, weil er der Sohn des Chefs war. Vater und Sohn mussten damit erst umgehen lernen, sich mit Erwartungen, Leistungen und Forderungen auf das richtige Maß einstellen. „Da hat der Auszug zu Hause sehr geholfen“, kennt Mutter Birgit Peterz den Grund, warum es seit 2009 in der Firma besser zwischen Vater und Sohn lief. „Junge Menschen müssen sich im Leben freischwimmen“, meint sie und das gehe eben nicht wenn sie 24 Stunden täglich unter dem Einfluss der Eltern stehen.
Thomas Peterz: „Ich mache die Meisterausbildung“
Es hat noch einmal drei Jahre gebraucht, bis Thomas Peterz dem Vater signalisierte: „Ich gehe den Weg, den du von mir erwartest. Jetzt bin ich soweit. Ich mache die Meisterausbildung.“ Was die Entscheidung ausgelöst hat, vermag der junge Mann selbst nicht mehr zu sagen. So etwas wie Reife vermutet er selbst dahinter und lacht.
Das Jahr 2012 hat ihm gleich noch die eigene Familie gebracht, denn er verliebte sich in Romy, die heute seine Frau ist - und damit auch in die beiden Kinder, die schon zu ihr gehörten. Ihnen ist er bereits Vater geworden, bevor noch der jüngste Spross, sein Sohn Justus, zehn Monate alt, hinzukam.
Plötzlich hatte Thomas Peterz sehr viel Verantwortung und wenig Zeit. Denn er absolvierte in den vergangenen dreieinhalb Jahren so ziemlich jeden Freitagnachmittag und den ganzen Sonnabend seine Meisterausbildung für das Dachdeckerhandwerk in Stedten (Mansfelder Land). „Das war stressig“, gibt er zu. Für alle, schließlich ging seine Frau die ersten Jahre ja auch noch zur Arbeit, bevor Schwangerschafts- und Erziehungsurlaub sie vorübergehend ganz für die Familie da sein ließ. Abstriche hat er an seinem Freizeitvergnügen machen müssen. Er spielt selbst nur noch sehr selten Fußball, hat aber die F-Jugendmannschaft in Leißling wieder aufgebaut und trainiert gemeinsam mit anderen Sportfreunden den Nachwuchs.
Jetzt übernimmt der Jungmeister auch immer mehr Verantwortung im väterlichen Betrieb, hat da seine eigenen Baustellen zu betreuen. „Auf das Personal ist Verlass“, das weiß er da zu schätzen. Und schon teilt er aber Matthias Peterz’ Sorge, dass das auch zukünftig so bleibt. Es gebe kaum noch Fachkräfte und schon lange habe kein Jugendlicher sich mehr um eine Ausbildungsstelle beworben. Der Jungmeister bringt sich in die Dachdeckerinnung ein, indem er dort den Prüfungsausschuss mit besetzt und sucht seinerseits fachlichen Austausch und Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Dem kleinen Sechs-Mann-Familienbetrieb, wie ihn die Kunden schätzen gelernt haben, möchte Thomas Peterz jetzt mit dem Vater gemeinsam eine Zukunft geben. Das Betriebsklima stimmt, es läuft harmonisch, auf jeden ist Verlass, das weiß der Junior innerbetrieblich besonders zu schätzen. Und für die Kunden hält er Qualität, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und zuvorkommenden Umgang ganz hoch. (mz)