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Freisprechung Freisprechung: 19-Jähriger hat als Dachdecker seinen Arbeitsvertrag sicher

Von Holger Zimmer 30.08.2016, 15:00
Jens-Nobert Schmidt (r.) überreicht Alexander Absch den Gesellenbrief.
Jens-Nobert Schmidt (r.) überreicht Alexander Absch den Gesellenbrief. Peter Lisker

Weißenfels - Für Alexander Absch sind in diesem Jahr zwei Wünsche in Erfüllung gegangen. Er ist Mitglied der Weißenfelser Feuerwehr geworden und nun Dachdeckergeselle. Die notwendige Freisprechung hat Innungsobermeister Jens-Norbert Schmidt am Freitag im Hotel „Güldene Berge“ in Weißenfels vorgenommen. Dieser meinte, dass man „in der Branche einen sicheren Arbeitsplatz bis zur Rente hat“. Denn ein Dach braucht schließlich jeder über dem Kopf, egal ob in der Wirtschaft oder privat.

Ob der Job bis zur Rente eine Option wäre? Der 19-jährige Absch lacht, räumt aber ein, dass man sich vielleicht qualifizieren könnte. Doch daran verschwendet er derzeit keinen Gedanken. Für ihn sei die Dachdeckerausbildung jedenfalls die erste Option gewesen. Sein Vater war mal Maurer, er selbst sei handwerklich begabt und habe auch schon beim Hausbau geholfen. Hinzu komme, dass man als Dachdecker noch mehr können müsse. Und er spricht von Dachklempner- und Zimmererarbeiten, aber auch als Maurer sei man beim Schornsteinbau gefragt.

Man muss höhentauglich sein

Alexander Absch betont, dass man sich an die Arbeit gewöhne, obwohl man bei Hitze, Kälte oder Regen ran müsse. Das sei zunächst schon an die Substanz gegangen, habe sich aber schnell gegeben. Hinzu kommt, dass man neben handwerklichem Können auch höhentauglich sein muss. Vor allem ist man beim Eigenheimbau gefragt, aber auch bei größeren Wohnungsbauvorhaben wie in Halle oder Frankfurt. Geht es weiter weg, dann startet er Montagmorgen, arbeitet täglich länger, um am Freitag, kurz nach dem Mittag, nach Hause fahren zu können.

Der Weißenfelser hatte kaum seinen Gesellenbrief in der Tasche, als er sich auch schon wieder verabschiedete. Ein Lehrgang bei der Feuerwehr stand nämlich an und der junge Mann gesteht, dass er für einen Job dort sogar die Dachdeckerei aufgeben würde. Denn in seinem Kinderzimmer drehte sich früher auch bei Spielzeugautos und Bilderbüchern viel um die Feuerwehr. Nun hat er den Jugendtraum Wirklichkeit werden lassen und ist in die freiwillige Feuerwehr eingetreten. Erste Einsätze habe er hinter sich, spricht von Bränden und Verkehrsunfällen.

Eine enorme psychische Belastung

Einfach sei es nicht, wenn man nachts raus müsse und bis zum Arbeitsbeginn nur noch wenig Schlaf habe. Das sei nicht nur eine körperliche - wie im Beruf -, sondern bei Unfällen auch eine enorme psychische Belastung. Und rufe der Piepser zum Alarm, „schaukelt man sich richtig von null auf 100 hoch.“ Seine Freundin akzeptiert das Ehrenamt, wie er auch gern zu ihren Fußballspielen geht. Daneben interessiert er sich für Autos.

Auf die Frage, wie er darauf kommt, dass man bis zum Ende des Arbeitslebens als Dachdecker einen sicheren Job habe, nennt Innungsobermeister Jens-Norbert Schmidt Zahlen. Um die Jahrtausendwende hatte man noch 75 Gesellenprüflinge allein aus Sachsen-Anhalt Süd. Jetzt seien es gerade mal sieben und das noch zusammen mit dem Mansfelder Land. Früher habe es viele Handwerker gegeben, für die die Arbeit nicht reichte, jetzt sei es umgekehrt. Es ist deshalb kein Zufall, wenn einer wie Alexander Absch bei der Langendorfer Firma Wolter einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen hat. Der Innungsobermeister sprach die Hoffnung aus, dass die Gesellen bodenständig bleiben. Immerhin gebe es in Weißenfels die Innung seit 1854. (mz)