Freibad in Weißenfels Freibad in Weißenfels: Das Wasser verschwindet

Weissenfels - Viola Schikorr, Leiterin des Sport- und Freizeitbetriebes der Stadt Weißenfels, fühlt sich derzeit wie in Günther Jauchs Sendung „Wer wird Millionär“. Sie kann dabei zwar nicht reich werden, aber das Fragemuster stimmt: Warum verliert das Weißenfelser Freibad täglich Hunderte Kubikmeter Wasser? Mit A, B, C oder D muss geantwortet werden. Die richtige Antwort ist bis gestern Abend noch nicht endgültig gefunden. Der Badebetrieb geht weiter, doch ins Wasser springen darf man nur dort, wo es unterm Sprungturm am tiefsten ist.
Verluste eigentlich nichts ungewöhnliches
Schwimm-Meister Christian Buschhardt (38) berichtet, dass die Wasserabsenkung so richtig erst am Freitag aufgefallen war, denn Verluste sind seit Jahren die Regel. Ein heller Streifen wurde am Beckenrand sichtbar, weil plötzlich 15 Zentimeter vom erfrischenden Nass fehlten. Frau Schikorr erläutert, dass die Verluste nicht unnormal sind, weil Gäste immer Wasser auf Haut sowie mit Badehose oder -anzug mit aus den Fluten nach draußen nehmen oder es im Sommer verdunstet. Hinzu kommen Verluste durch kleine Risse in der Beckenhaut. Wöchentlich zwei Filterspülungen sorgen außerdem mit dafür, dass täglich insgesamt bis zu 100 Kubikmeter Wasser eingespeist werden müssen. Jetzt aber fällt der Pegel, obwohl die Pumpen in der Nacht 300 Kubikmeter Wasser aus dem Brunnen ins Becken fördern. Allerdings wurde gestern Morgen festgestellt, dass es in der Nacht zuvor auch noch einen Defekt an der Pumpensteuerung gegeben haben muss. Das zeigt, wie sehr ein neues Bad gebraucht wird.
Zurück zu Jauchs Show. Antwort A lässt sich laut der Beteiligten, die gestern Vormittag zu einer Krisensitzung vor Ort waren, ausschließen. Karsten Borisch, Chef einer Firma für Rohr- und Kanalreinigung, hat seit dem vergangenen Jahr den Wasserzulauf saniert und am Freitag auch noch einmal alles auf Dichtheit überprüft. Die vier knapp zehn Meter langen Zuleitungen in Schwimmer- beziehungsweise Nichtschwimmerbecken sind dabei völlig neu entstanden.
Froschmänner stehen bereit
Inzwischen machen sich zwei Taucher der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) fertig. Doch die Expertenrunde setzt erst einmal auf Antwort B. Und die heißt, dass die Pumpen, die das Wasser aus dem Becken absaugen und zu einem Filter und der Chlorierung leiten, vorerst ausgeschaltet bleiben. Gleichzeitig wird Wasser ins Becken gepumpt. Steigt der Pegel, dann könnte es ein Leck zwischen Pumpen und Filter geben oder einen Defekt an der Pumpensteuerung. Letzteres scheint eher wahrscheinlich, so dass Michael Altwein von der gleichnamigen Elektrofirma für heute bereitsteht. Viola Schikorr hofft auf eine schnelle Lösung: „Denn wir wollen angesichts steigender Temperaturen den Badebetrieb natürlich aufrechterhalten. Und bis 26. August sind ja Schulferien.“
Für die Taucher Günter Hollburg (60) aus Laucha und Dietmar Putzer (69) aus Naumburg ist der Einsatz beendet, bevor er begonnen hat. Sie sollten ursprünglich die drei Abläufe mit Stahlplatten und Sandsäcken verschließen. Doch es sollen eben Schritt für Schritt die Fehlerquellen ausgeschlossen werden. Der Ältere war durch die Arbeit für eine Firma als Endvierziger zum Tauchen gekommen. Er war mal in Norwegen und tauchte dort, als er um Hilfe bei der Suche nach zwei vermissten Seeleuten gebeten wurde. Vier Grad sei das Wasser kalt gewesen. Sein Kollege Hollburg war nach dem Hochwasser 2002 zum Tauchen bei der DLRG gekommen, als er sah, wie Menschen um ihr Leben kämpften. Ob die „Froschmänner“ noch zum Einsatz kommen, blieb unklar. (mz)