Forum in Weißenfels Forum in Weißenfels: Wie attraktiv ist das Dorf?

Weißenfels - Die Möglichkeiten der Digitalisierung sollten noch besser für die Lösung der Entwicklungsprobleme auf dem Land genutzt werden. Diese Auffassung vertrat Jens Hennicke, Leiter der Techniker-Krankenkasse Sachsen-Anhalt, am Dienstagabend auf einem Forum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Weißenfels.
Die Stiftung hatte gemeinsam mit dem Bildungswerk der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) in Sachsen-Anhalt zu einer Diskussionsrunde über die Zukunft des ländlichen Raumes in das Fürstenhaus eingeladen. Dass das Dorf auch heute noch ein attraktiver Lebensraum sein kann, machte zu Beginn Jörg Riemer, Vorsitzender der CDU/FDP-Fraktion des Kreistages im Burgenlandkreis, auf ganz persönliche Weise deutlich.
180-Seelen-Dorf bei Weißenfels
Immerhin lebt der Vater von vier Kindern gemeinsam mit seiner Frau in einem 180-Seelen-Dorf bei Weißenfels. Anhand eines alten Dreschflegels, der beim Ausbau eines historischen Vier-Seiten-Hofes gefunden wurde, und eines Spielzeug-Mähdreschers seines Sohnes machte Riemer die rasante technische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte auf dem Land anschaulich.
Eine lockere Vorlage für die Gesprächspartner, die sich alsdann Gedanken darüber machten, wie das attraktive Dorf von morgen aussehen sollte. Einig war man sich darin, dass die moderne Technik gerade für die ländlichen Gebiete - heute oftmals ohne Schule, Arzt oder Einkaufsmöglichkeit - noch unerschlossene Potenziale in sich birgt. Günter W. Dill, Berater der Konrad-Adenauer-Stiftung, stellte Thesen aus einem längeren Vortrag unter dem Titel „Zwischen Innovation und Stillstand“ in den Raum.
Dienstleistungen an sieben Wochentagen
Er sprach unter anderem von Dienstleistungen an sieben Wochentagen rund um die Uhr, die Kommunen künftig dank moderner Technik anbieten könnten. Zweckverbände für interkommunale Zusammenarbeit sieht er als mögliches Mittel, um gerade die Probleme auf dem Lande in den Griff zu bekommen.
Ein Schwerpunkt der angeregten Diskussion mit Interessenten aus der lokalen Politik und Wirtschaft war die gesundheitliche Betreuung auf dem Land. Bis zum Jahr 2025 würden immerhin 825 neue Hausärzte gebraucht, sagte der Vertreter der Krankenkasse. Hennicke plädierte unter anderem für die Schaffung von medizinischen Zentren im ländlichen Raum nach dem Modell der Polikliniken zu DDR-Zeiten.
Vorgaben des Landes zur Schulentwicklung
Dass die Vorgaben des Landes zur Schulentwicklung in den vergangenen Jahren nicht unbedingt förderlich für die Bildungslandschaft in der Fläche waren, musste sich Thomas Webel, Minister für Landesentwicklung und Verkehr, anhören. Der CDU-Politiker gab sich dennoch überzeugt davon, dass das Land seinen Teil zur Zukunftsfähigkeit des Dorfes beiträgt. Webel verwies unter anderem auf verschiedene Förderprogramme und einen Demografie-Beirat, der bei der Lösung der Probleme der Bevölkerungsentwicklung helfen soll. Im Vorstand dieses im Mai neu berufenen Beirates sitzt Dieter Klein.
„Der ländliche Raum hat Zukunft“, so seine Botschaft des Abends. Und er nannte vier Schwerpunkte, auf die es seiner Meinung nach ankommt. Ein Stichwort dabei: die Mobilität auf dem Land. Klein betonte die Verantwortung der Landkreise für die Gestaltung der Nahverkehrspläne. Das Rufbus-System zum Beispiel sei nahezu überall ausbaufähig. Hier gebe es deutschlandweit interessante Erfahrungen, die es nur zu nutzen gelte. Als positives Beispiel nannte Klein den Altmarkkreis im Norden Sachsen-Anhalts. Weitere Knackpunkte für die Entwicklung auf dem Land sind für ihn der Einzelhandel und das Thema Wohnen. (mz)