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Förderverein in großen Nöten

Von Anka Stolper-Heinike 28.06.2007, 17:18

Lützen/MZ. - Wann Hans-Jürgen Kitze das letzte Mal nachts ruhig durchgeschlafen hat, weiß er nicht. Den Vorsitzenden des seit dem Jahr 1996 bestehenden Fördervereins

Martzschpark-Tiergehege plagen Sorgen. Es fehlen Leute, die die 240 Tiere in den Gehegen versorgen und die weiträumige Anlage in Schuss halten.

"Alleine können wir das nicht bewältigen", betont Kitze und verweist auf weit über 1 000 Stunden, die fast jedes der 32 Vereinsmitglieder pro Jahr für den Park leistet. Bisher haben ABM-Beschäftigte und Leute, die im Förderprogramm "Aktiv zur Rente" integriert waren, das Team unterstützt. Doch zurzeit helfen nur zwei Ein-Euro-Jobber und ein Praktikant dem Verein. Manchmal kommen Freiwillige, doch im Park fällt immer mehr Arbeit an. Es gibt jede Menge tierischen Nachwuchs. Kleine Ziegen und ein Eselchen müssen versorgt werden. Hinzu kommen Anbau und Ernte von Futtermitteln durch den Verein. "In den letzten drei Wochen haben unsere Leute Heu geerntet", erzählt Kitze.

Und dann spricht er von zahlreichen Sturmschäden. Gerade schweißt das älteste Mitglied im Förderverein, Erhardt Knoth, zwei Säulen, die das Dach einer durch umgestürzte Bäume beschädigten Voliere tragen. Von anderen "normalen" Instandhaltungsarbeiten an Gebäuden und Umzäunungen möchte der Vereinschef gar nicht sprechen. Von der Arge habe man die Information erhalten, dass die finanziellen Mittel für Ein-Euro-Jobber fehlen, berichtet Hans-Jürgen Kitze und fügt dann hinzu: "Wir können unsere Tiere aber nicht verhungern lassen, nur weil wir keine Leute bekommen".

Brigitte Simon, stellvertretende Geschäftsführerin der Arge Weißenfels, kann die Not des Vereins schon verstehen. Doch helfen kann sie nicht. "Wir mussten finanzielle Umschichtungen in unserem Haushalt vornehmen, damit wir vorrangig die boomende Wirtschaft und soziale Einrichtungen mit Fachkräften bedienen können", erklärt sie gegenüber der MZ. Dann verweist sie auf die beiden, dem Verein noch bis zum 30. September zur Verfügung stehenden Ein-Euro-Jobber und fügt hinzu: "Für die Zeit ab dem 1. Oktober kann der Verein ja neue Kräfte beantragen."

Neben dem personellen gibt es jedoch ein weiteres Problem - die ständig steigenden Kosten. Zu den üblichen Aufwendungen kommen ab Oktober noch 1 350 Euro, die der Verein an Monatsmiete für ein Bauerngehöft in Michlitz zahlen muss. Das habe man seit fünf Jahren kostenfrei als Werkstatt und Lager für Futtermittel nutzen können, es dafür allerdings auch erst einmal in Ordnung gebracht, erklärt Hans-Jürgen Kitze. Finanziell tragen sich Verein und Park ausschließlich über Spenden, Sponsoren und Tierpatenschaften sowie durch die Einnahmen im vereinseigenen Kiosk mit Imbiss. Eintrittsgeld will der Verein nicht nehmen. Dies sei auch ein organisatorisches Problem, so Kitze. "Wer soll denn täglich unsere Kasse besetzen", fragt er und fügt besorgt hinzu: "Wenn keine Hilfe kommt, müssen wir vielleicht wirklich schließen. Und was wird dann aus den Tieren?"