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Flutfolgen Flutfolgen: Uichteritzer hoffen auf einen neuen Deich

Von Andrea Hamann 14.11.2013, 12:07
Die Anwohner der Lobitzscher Straße fühlten sich während des Hochwassers allein gelassen.
Die Anwohner der Lobitzscher Straße fühlten sich während des Hochwassers allein gelassen. Peter Lisker/Archiv Lizenz

Uichteritz/MZ - Empörung ist auch knapp ein halbes Jahr nach dem Hochwasser bei den Bewohnern der Lobitzscher Straße von Uichteritz da. Das wird während der Zusammenkunft am Mittwochabend deutlich. Zu groß ist der Frust der knapp 20 Männer und Frauen. „Der Bürgermeister hat sich nicht einmal blicken lassen!“, „Katastrophe!“ „Wir waren ganz allein!“ - Das sind nur drei der heftigen Vorwürfe, die zu hören sind. Die Sätze sind an Ortsbürgermeister Wolfgang Kurtze (FDP) gerichtet. Er sitzt immerhin nicht allein vor den Bürgern. Vor Ort ist an diesem Abend auch Weißenfels’ Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos). Er hat relativ schnell nach Beginn der Zusammenkunft eine gute Nachricht. Läuft alles nach Plan, könnte schon Ende März des nächsten Jahres ein neuer Deich hinter den betroffenen Grundstücken der Lobitzscher gebaut werden. Vorher aber nimmt er zu den Vorwürfen Stellung.

Als Leitfaden dient ein Schreiben der Hochwasseropfer. Hans-Joachim Vogel hatte es stellvertretend für die Anwohner verfasst und an die Stadt geschickt. Darin wurde kritisiert, dass es keine Information gab, dass das Wasser so immens kommen würde, und dass dann die Hilferufe bei der Leitstelle der Feuerwehr Weißenfels mit lakonischen Bemerkungen abgewiesen wurden. Robby Risch scheut sich nicht, Fehler zuzugeben. „Als klar war, dass wir über vier Meter kommen, haben wir entschieden, dass die Leute informiert werden“, sagt er. Dies sollte über die Wehrleiter vor Ort geschehen. Das habe nicht überall funktioniert. „Das wird das nächste Mal nicht mehr passieren“, fügt er hinzu.

Eine fehlende Sperrung der überfluteten Straße bemängelten die Anwohner in dem Papier außerdem. Immer wieder passierten Fahrzeuge die Strecke. Das Wasser spritzte an die Fassaden. Einmal wurde sogar ein Tor aus den Angeln gehoben. Daran kann sich Anwohner Olaf Rosche noch gut erinnern. Er habe versucht, die Menschen an der Weiterfahrt zu hindern, sei einmal sogar bedroht worden.

Rischs Meinung nach hätte eine Sperrung nicht viel geholfen. Zu dieser Zeit hätten Kraftfahrer diese Durchfahrtsverbote oft einfach missachtet.

Für Ärger sorgte aber auch, dass sich alle Kräfte an der Weißenfelser Straße in Uichteritz bündelten, dort Sandsäcke verteilt wurden, die aber in der Lobitzscher Straße dringender gebraucht wurden. Und es wurde kritisiert, dass der Bürgermeister nicht vor Ort war. Olaf Rosche macht seinem Ärger weiter Luft. „Ich bin der erste, der sich hier aufregt, denn ich bin auch der erste, der hier absäuft“, sagt der Mann.

Es habe Anfragen bei den Wehrleitern in den betreffenden Orten gegeben, wo Sandsäcke gebraucht werden. Die Antworten waren nicht zufriedenstellend. Es habe eine zentrale Stelle in Weißenfels gegeben, wo Säcke geholt werden konnten. Das habe offensichtlich nicht jeder gewusst. Beim nächsten Hochwasser werden in den gefährdeten Orten Sandsäcke und Sandentnahmestellen eingerichtet, kündigt Risch hierzu an.

Der OB hat an diesem Abend aber eben auch noch die positive Nachricht. Auf den Feldern hinter den Häusern der Lobitzscher Straße wird vielleicht ein neuer Deich gebaut. „Frühestens Ende des ersten Quartales des kommenden Jahres“, macht er aber sofort klar. Zuerst wird nämlich von Fachleuten ein Modell gebaut, anhand dessen der Verlauf bei Saalehochwasser simuliert wird. Der Deich würde eine Höhe von 50 Zentimetern bis 1,50 Meter Höhe haben. Es handelt sich aber um zu bebauende Flächen, die ausschließlich in privatem Eigentum seien. „Dann bräuchten wir Ihr Einverständnis.“

„Wir haben alles vorgebracht und schauen nun, was dabei herauskommt“, so Olaf Rosche am Donnerstag. „Wichtig ist, dass sich für die Zukunft etwas ändert“, zieht Anwohnerin Elfriede Weidenbach ihr Fazit. Auf die Vorwürfe seiner Abwesenheit befragt, antwortet Wolfgang Kurtze am Donnerstag: „Ich war dort. Ich hätte auch mehrfach nachsehen können, aber das hätte an der Situation nichts geändert.“ Er legt seine Hoffnungen auf den Deich. „Dann hätten wir keine Sorgen mehr“, so das Ortsoberhaupt.

Elfriede Weidenbach steht neben ihrem neuen Stromkasten. Sie versteht nicht, warum das Gerät in einer Hochwasserregion relativ tief installiert worden ist. Auf der gegenüberliegenden Seite der Lobitzscher Straße sind sie sogar in das Erdreich eingebaut worden. Elfriede Weidenbach hatte die EnviaM-Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass bei einer Flut Gefahr droht. Sie habe aber zu hören bekommen, dass der DIN zu folgen ist, was die Installation betrifft. (ah)
Elfriede Weidenbach steht neben ihrem neuen Stromkasten. Sie versteht nicht, warum das Gerät in einer Hochwasserregion relativ tief installiert worden ist. Auf der gegenüberliegenden Seite der Lobitzscher Straße sind sie sogar in das Erdreich eingebaut worden. Elfriede Weidenbach hatte die EnviaM-Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass bei einer Flut Gefahr droht. Sie habe aber zu hören bekommen, dass der DIN zu folgen ist, was die Installation betrifft. (ah)
Peter Lisker Lizenz
Das Hochwasser im Juni hatte auch große Teile von Uichteritz überschwemmt.
Das Hochwasser im Juni hatte auch große Teile von Uichteritz überschwemmt.
MZ/Archiv Lizenz