Aufbauhelfer Firma Integra Weißenfelser Land feiert runden Geburtstag
Die Firma Integra Weißenfelser Land feiert runden Geburtstag. Was das Unternehmen in drei Jahrzehnten nach der Wende Großes geleistet hat.

Weissenfels/MZ - Integra-Geschäftsführer Ralf Müller steht vor einer echten Herausforderung. Donnerstagmittag will er in Schumanns Garten in wenigen Minuten die vergangenen 30 Jahre des Weißenfelser gemeinnützigen Unternehmens Revue passieren lassen. Das ist deswegen so schwierig, weil dieses in drei Jahrzehnten unglaublich gewachsen ist. Allein in den sieben integrativen Kindertagesstätten werden inzwischen rund 1.100 Kinder betreut. In den Behindertenwerkstätten finden an vier Standorten rund 450 Beeinträchtigte Arbeit. Hinzu kommen ein halbes Dutzend Wohnstätten für Behinderte.
Das sind viele potenzielle Besucher für eine große Geburtstagsfeier. Doch aufgrund von Corona ist auf eine solche bisher bewusst verzichtet worden, erklärt der Geschäftsführer. In den verschiedenen Einrichtungen werde das Erreichte aber sehr wohl gewürdigt. So dürfen sich die Kinder in den Kindertagesstätten während einer Festwoche etwa über ein Kinderkarussell freuen. Und auch in den Werkstätten seien Aktionen geplant. „Das erfolgt alles ein bisschen gestaffelt“, erzählt Ralf Müller. Denn man möchte keine Risiken eingehen. In Schumanns Garten sollen am Mittag aber immerhin einige Vertreter der unterschiedlichen Bereiche eingeladen werden und ein paar Luftballons in den Himmel steigen. Damit der runde Geburtstag nicht ganz verstreicht.
Umbenennung zum heutigen Namen erfolgte 1997
Gegründet wurde die Integra Weißenfelser Land am 1. Juli 1991 noch als Werkstättenverbund Augustusburg GmbH. Die wurde gebraucht, da die geschützten Abteilungen in Betrieben wegbrachen, in denen Behinderte zuvor beschäftigt waren. Gesellschafter des neuen Unternehmens waren das Deutsche Rote Kreuz und die Lebenshilfe. Die Umbenennung zum heutigen Namen erfolgte 1997 aus zwei maßgeblichen Gründen. Zum einen sollte das Thema Integration stärker im Namen gewürdigt werden. Denn in diesem Bereich sei man damals in ganz Sachsen-Anhalt federführend gewesen, erklärt Ralf Müller nicht ohne Stolz. Der Namenswechsel hatte aber auch pragmatische Gründe. Denn viele hatten das Unternehmen einst vergeblich am Schloss gesucht.
Den Überblick zu behalten, wo die Integra in der Stadt überall aktiv ist, fällt gar nicht leicht. Selbst die eigene Internetseite sei etwa bei den Wohnstätten nicht auf dem aktuellsten Stand, räumt der Geschäftsführer ein. Zuletzt hatte die Integra im Juni vergangenen Jahres im ehemaligen Gymnasium in Weißenfels ihr drittes Wohnheim eingerichtet. Das ist nur eines von mehreren Beispielen, wie das Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten auch das Stadtbild aufgewertet hat.
„Da sind natürlich auch Fördermittel mit drin“
Anhand der Bilanzsumme des Unternehmens schätzt Geschäftsführer Ralf Müller, dass in drei Jahrzehnten gut 40 Millionen in verschiedene Objekte in Weißenfels investiert worden ist. „Da sind natürlich auch Fördermittel mit drin“, sagt er. Vom Bund, dem Land und der Kommune. Investiert wurde nur in neue Kindertagesstätten, Werkstätten oder eben Wohnstätten. Eine entscheidende Rolle für die Stadtentwicklung hat die Integra beispielsweise an der Promenade gespielt, wo sie in Schumanns Garten Tagungen, Übernachtungen und Essen anbietet.
Doch nicht nur dort finden Beeinträchtigte in Weißenfels Arbeit. An den verschiedenen Integra-Standorten produzieren sie unter anderem Edelstahlteile für Schornsteine oder Verpackungen für die Lebensmittelindustrie. „Die meisten arbeiten im Bereich der Schokoladenverpackung“, verrät Ralf Müller. Aber auch in einer Wäscherei oder im Bereich der Landschaftspflege können Beeinträchtige arbeiten. „Wir versuchen, möglichst breit aufgestellt zu sein“, sagt der Geschäftsführer. Weil das im Interesse der Beeinträchtigten sei und auch wirtschaftlich Sinn macht. Auch durch die Corona-Krise sei das Unternehmen bisher gut gekommen. „Wir sind ein sehr gesundes Unternehmen“, versichert Ralf Müller.