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Firma Agrodur Firma Agrodur: Kein Porsche ohne Zorbau

Von Petra Wozny 23.06.2017, 05:00
Melissa Kraft arbeitet nunmehr vier Jahrzehnte in der Agrodur Kunststoffproduktion GmbH in Taucha und Zorbau.
Melissa Kraft arbeitet nunmehr vier Jahrzehnte in der Agrodur Kunststoffproduktion GmbH in Taucha und Zorbau. Peter Lisker

Zorbau - So viel steht fest: Autos von Audi und Porsche kämen nicht vom Hof ihrer Hersteller, hätten sie spezielle Kunststoffteile aus Zorbau nicht. Im Gewerbegebiet als auch im Ort Taucha entstehen in der Agrodur Kunststofftechnik GmbH unter anderem die Halterungen für Spurassistenten und Verkleidungen für Schrauben. Auch ein englischer Hersteller von Musikanlagen hätte ohne Zorbau ein Problem, gehen doch von hier aus monatlich rund 4.000 Teller für hochwertige Schallplattenspieler nach Großbritannien.

„Wir erzielen gegenwärtig pro Jahr einen Umsatz von dreieinhalb Millionen Euro. Das ist für solch ein kleines Unternehmen nicht unbedeutend“, wertet Prokuristin Monika Hofmann die Wirtschaftskraft des hiesigen Unternehmens. So manche Stürme habe die Firma überstanden, sagt sie, die selbst seit 35 Jahre in dem Kunststoffbetrieb arbeitet.

Herstellung von Thermo- und Duroplastverarbeitung

Das Unternehmen einmal zugehörig zur Plastverarbeitung in Zeitz mit der Außenstelle in Taucha, habe in den letzten 60 Jahren so gut wie jede Besitzform erlebt: Gegründet privat in Taucha wurde es zu DDR-Zeiten enteignet, dann halbstaatlich, schließlich staatlich und kam mit der Wende zur Treuhand.

Der Kunststoffteileproduzent Agrodur aus Radevormwald entdeckte die Tauchaer Firma, spezialisiert für die Herstellung von Thermo- und Duroplastverarbeitung und kaufte sie. „Da gab es gleich einen Ruck. Es wurde investiert und es kam 1998 die Erweiterung mit dem neuen Standort im Gewerbegebiet Zorbau“ erinnert sich die Prokuristin.

Zur Wende hatte der Betrieb 25 Mitarbeiter

Zur Wende habe der Betrieb 25 Mitarbeiter gehabt - heute sind es 50. Allein in den letzten Monaten seien acht neue Mitarbeiter eingestellt worden. Eine der Beschäftigten ist Mirella Kraft. 40 Jahre verbindet sie schon mit dem Unternehmen. Die heute 58-Jährige lacht. „Vom Elternhaus heraus sollte ich eigentlich Konditor werden. Dazu hätte ich in Köthen lernen müssen.“

Aus der Sicht der gebürtigen Tauchaerin ein Unding, ist sie doch aus dem Umkreis um Taucha nicht wegzubekommen. Schließlich macht sie eine Lehre zur Schuhfacharbeiterin - und beginnt ihren Job in der Kunststoffproduktion im eigenen Dorf - ein Glücksfall für die Frau. „Meine Mutter Waltraud arbeitete damals auch hier und hat mir so manchen Kniff beigebracht.“

Schaltkammern für die Elektroindustrie

Mirella Kraft macht die Arbeit Spaß. „Egal, ob ich in Schichten arbeiten musste. Im Dorf die Arbeit zu haben, ist doch herrlich und das Geld stimmt bis heute“, meint sie. Zwischenzeitlich fährt sie mit einer Kollegin ins Gewerbegebiet Zorbau per Pkw oder kommt mit dem Rad, Sie entgratet Kunststoffteile.

Gegenwärtig sind es Schaltkammern für die Elektroindustrie. Die geforderten 115 Stück pro Schicht schafft sie. Zum Betriebsjubiläum wird es Glückwünsche geben. Dann sind es noch sechs Jahre bis zur Rente. Mirella Kraft denkt da heute noch nicht dran. „Wer am Monatsende, wie ich damals, mit einem neuen Job anfängt, bleibt nicht lange. Das sagten mir die Kollegen damals.“ Vier Jahrzehnte später entgegnet die Tauchaerin: „Irgendwas habe ich richtig gemacht, zu Agrodur zu gehen.“ (mz)

Sorgt für den Versand der produzierten Teile: Jens-Uwe Meister.
Sorgt für den Versand der produzierten Teile: Jens-Uwe Meister.
Peter Lisker