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Finanzamt in Naumburg Finanzamt in Naumburg: Steuersünder auch im Kreis

14.03.2014, 19:00
Das Finanzamt in Naumburg war ehemals eine Kaserne.
Das Finanzamt in Naumburg war ehemals eine Kaserne.  Hellfritzsch Lizenz

naumburg/MZ - Der Fall Uli Hoeneß schlägt hohe Wellen. Die reichen bis in den Wartebereich des Finanzamtes in Naumburg hinein, das ist das Gesprächsthema Nummer eins, egal wohin man kommt. Automatisch rücken auch die Finanzämter stärker in den Blickpunkt. MZ-Mitarbeiter Klaus-Dieter Kunick sprach darüber mit Waldemar Holzkämper, er ist Leiter des Finanzamtes in Naumburg.

Wie verfolgen Sie die Berichterstattung in München von Uli Hoeneß?

Holzkämper: Wie die meisten Menschen auch, in Funk und Radio sowie in der Zeitung.

Was sagen Sie zum Urteil?

Holzkämper: Nicht viel, weil mir die Informationen zu dürftig sind. Man kennt zu wenig vom rechtlichen Sachverhalt, die Informationen sind teilweise zu widersprüchlich. Ich kann also nicht sagen, ob das gerecht oder ungerecht ist.

Oftmals geht es um die Auffassung, es wird mit zweierlei Maß gemessen, stimmt das?

Holzkämper: Nein, das stimmt nicht. Wenn wir mit Bürgern über Stundungen oder Nachzahlungen reden, dann argumentieren einige zwar so, aber das ist nicht richtig. Jeder unterliegt den Steuergesetzen, egal ob Promi oder nicht.

Gibt es Steuersünder im Landkreis?

Holzkämper: Ja, die gibt es, auch im Landkreis finden die Behörden schwarze Schafe. Fälle von Steuerhinterziehung werden von den Steuerfahndungsstellen in Halle und in Magdeburg bearbeitet. Auf der Jagd nach Steuersündern arbeitet die Finanzverwaltung mit dem Zoll und dem Kreis zusammen, um etwa Schwarzarbeit aufzudecken. Um das klar zu sagen, der weitaus größte Teil der Steuerpflichtigen in der Region ist ehrlich.

Wie viel Betriebsprüfungen gab es 2010 und wie viel 2013?

Holzkämper: Vor vier Jahren waren das 5 878 und im Vorjahr gab es 6 064, bezogen auf das gesamte Land Sachsen-Anhalt.

Was brachten die Kontrollen?

Holzkämper: Nicht die spektakulären Fälle, die zu vermuten wären. Es bleibt zumeist alles im Rahmen.

Wie viel Streitfälle sind beim Finanzgericht anhängig, bei denen Finanzamt und Steuerpflichtiger aus dem Burgenlandkreis nicht unter einen Hut gekommen sind?

Holzkämper: Vor dem Finanzgericht in Dessau gab es 2011 insgesamt 472 Klagen, im Vorjahr waren es 368. Das schwankt jährlich, ist aber so die Größenordnung.

Wie gehen die in der Regel aus?

Holzkämper: Den Großteil an Klagen gewinnen wir.

Gab es im Burgenlandkreis schon Steuerhinterziehungen?

Holzkämper: Seit es Steuern gibt, gibt es Steuerhinterziehungen. Die steigen aber nicht signifikant. Die bekannten Steuer-CDs bekommen wir gar nicht in die Hand, sondern hier geht die Steuerfahndung den Dingen sofort auf den Grund, das bekommen wir gar nicht mit.

Gibt es konkrete Zahlen?

Holzkämper: Das Finanzministerium in Magdeburg gibt diese Zahlen nicht heraus.

Warum nicht?

Holzkämper: Die Antwort müssen Sie sich in Magdeburg einholen, dafür bin ich nicht zuständig.

Wenn jemand selbstständig ist, ein Steuerberater seine Finanzen erledigt, der aber Fehler macht, hat das was mit Steuerhinterziehung zu tun?

Holzkämper: Juristisch eine schwierige Frage, die ist knifflig. Pauschal kann man das nicht beantworten. Als Steuerpflichtiger ist man aber für sich verantwortlich.

Wie viel der rund 195 000 Bürger im Landkreis müssen Steuern zahlen? Wie viele davon tun das selbst, wie viel über den Steuerberater?

Holzkämper: Etwa 54 000 Bürger zahlen Einkommenssteuer. Mehr als die Hälfte von ihnen nutzt die elektronische Datenübermittlung, die gesetzlich vorgeschrieben ist.

Wie hoch sind die Außenstände des Finanzamtes? 2012 lagen die bei vier Millionen Euro und heute?

Holzkämper: Bei rund 5,6 Millionen Euro, hierzu gehört auch die Entrichtung der Kfz-Steuer. Zwei Mitarbeiter im Außendienst laufen quasi den Schuldnern hinterher, um berechtigte Forderungen zu begleichen. Im Burgenlandkreis gibt es insgesamt 130 000 Kfz-Halter. Rund 5 000 Steuerpflichtige von ihnen zählen zu den Sündern, die nicht pünktlich zahlen.

Laut einem Fernsehbericht glaubte ein Finanzamt einem Gewerbetreibenden nicht, selbst sein Steuerberater konnte das Finanzamt nicht überzeugen. Was kann der Selbstständige dann in dem Fall tun?

Holzkämper: Den Rechtsweg beschreiten. Derjenige sollte Einspruch einlegen, gegebenenfalls klagen. Hier entstehen Kosten.

Hat sich Ihr Finanzamt schon einmal geirrt?

Holzkämper: Ja, überall wo Menschen arbeiten, passieren Fehler.