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Filmabend Filmabend: Indianer-Dokumentarfilm wird im Geleitshaus gezeigt

Von Holger Zimmer 06.03.2013, 15:56
Michael Koch hat Dennis Banks gesprochen und den Film zur Verfügung gestellt.
Michael Koch hat Dennis Banks gesprochen und den Film zur Verfügung gestellt. MZ Lizenz

Weissenfels/MZ. - Als besonderer Film läuft am kommenden Dienstag, dem 12. März ab 20 Uhr im Weißenfelser Geleitshaus der Dokumentarfilm „A Good Day To Die“ (Ein guter Tag zum Sterben). Im Mittelpunkt steht Dennis Banks als Mitgründer der amerikanischen Indianerbewegung (AIM) und Kopf der Besetzung des Ortes Wounded Knee in der Pine-Ridge-Reservation in Süddakota. Mit Michael Koch, der Banks gesprochen und den Film zur Verfügung gestellt hat, sprach Redakteur Holger Zimmer.

Warum ist es wert, 40 Jahre nach der Besetzung von Wounded Knee noch an dieses Ereignis zu erinnern?

Koch: Der Ort hat traurige Berühmtheit durch das letzte Massaker der US-Armee. 1890 starben dabei rund 300 Lakota. 83 Jahre später - 1973 - machten Indianer mit der Besetzung dieses Ortes darauf aufmerksam, dass traditionelle Familien und Bürgerrechtler nach wie vor terrorisiert werden. Letztlich war es der tägliche Überlebenskampf, der zu einer Radikalisierung geführt hat. Und außerdem sind Armut, Elend, Apathie und Resignation in der Reservation auch heute noch an der Tagesordnung. Sie gehört zu den ärmsten Gebieten Nordamerikas.

Was hat es mit dem Filmtitel „I Good Day To Die“ auf sich?

Koch: Es ist der Kriegsruf von Häuptling Crazy Horse. 1973 hat dann Dennis Banks diese Worte gesagt, als es im Zusammenhang mit dem Freispruch eines Weißen, der einen jungen Indianer erstochen hatte, in der Kleinstadt Custer zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Das war unmittelbar vor Wounded Knee.

Sie haben bei der deutschen Uraufführung des Films beim nordamerikanischen Indianer-Filmfestival in Stuttgart Dennis Banks kennengelernt, einen der Aktivisten der Besetzung . . .

Koch: Wir haben miteinander gesprochen und uns im Vorjahr noch einmal in Rapid City in Süddakota gesehen. Das war bei einer Kundgebung, weil ein über 60-jähriger Indianer nach einer Brustkorb-Operation aus der Narkose im Krankenhaus mit eingeritztem KKK, das Zeichen des Ku Klux Klans, aufgewacht ist. Zum Protest dagegen kamen 400, 500 Leute.

Welchen Eindruck hatten Sie von Dennis Banks?

Koch: Er engagiert sich nach wie vor für die indianischen Rechte und weiß, wie er die Leute erreichen kann. Die sind dann auch mit ihren Kindern und Enkeln in Rapid City auf ihn zugekommen und haben ihn herzlich begrüßt.

Vor allem Wounded Knee war die Ursache dafür, das AIM in eine militante Schublade zu pressen…

Koch: Das war ganz im Sinne des Staates und auch das FBI hat ja die Bewegung unterwandert und die Mitglieder gegeneinander ausgespielt. Die AIM-Gründung 1968 war wichtig für Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstbestimmung der Indianer. Es entwickelte sich eine soziale und spirituelle Bewegung, um die alten kulturellen Traditionen und Werte zurückzubringen, aber zum Beispiel auch Gesundheitsprogramme anzuschieben. Aktionen wie in Wounded Knee führten zu einer Solidarisierung untereinander, aber auch mit der weißen Bevölkerung.

Sie arbeiten derzeit an einem Buch mit. Worum geht es?

Koch: Ich schreibe über den Fall von Leonard Peltier, der 1975 in der Reservation zwei FBI-Agenten erschossen haben soll. Das konnte ihm nie nachgewiesen werden und dennoch sitzt er seit 37 Jahren unschuldig im Knast. Zwei weitere Autoren beschäftigen sich unter anderem mit der Rolle der Frauen im indigenen Widerstand.

Sie leiten außerdem den Tokata LPSG Rhein/Main. Worum geht es diesem Verein?

Koch: Vor 13 Jahren war ich mit meiner Frau in Amerika und wir haben dort ein Flugblatt für Peltier entdeckt. Seitdem engagieren wir uns für seine Freilassung. Wir haben einen Verein gegründet, wobei das Wort Tokata in der Lakota-Sprache Zukunft bedeutet. Wir organisieren Vorträge und Konzerte mit indianischen Musikern sowie deutsch-indianische Jugendprogramme. Dafür werden auch die Spenden des Abends in Weißenfels verwendet, denn der Eintritt ist frei.