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Falknerei Falknerei: Mit Jagdhund und Wüstenbussard

Von Carmen Busch 19.08.2015, 17:47
Nele hat ganz viel Respekt vor Bussarddame Attachi, bevor ihr Gerhard Retterath diese auf die Hand setzt.
Nele hat ganz viel Respekt vor Bussarddame Attachi, bevor ihr Gerhard Retterath diese auf die Hand setzt. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels - Ihre Flügelspannweite kann über einen Meter betragen. Das sieht man der jungen Wüstenbussarddame in ihrem dunkelbraunen Federkleid gar nicht so an. Ganz majestätisch und ruhig thront Attachi auf ihrem Sprenkel und wartet auf ihren Auftritt. Nicht weniger gespannt haben am Mittwoch auch die Hortkinder der Bergschule und aus dem Hort Rippach auf die Show des außergewöhnlichen Vogels gewartet.

In der Sporthalle der Altstadtschule hat Falkner und Jäger Gerhard Retterath alles für seine Show mit den Tieren der Jagd vorbereitet. Neben der Bussarddame hat er auch seinen Jagdhund Luzie und Frettchen Freddie im Gepäck für die Kinder gehabt. Sein Programm beinhaltet nicht nur eine Tiershow, sondern dient auch der Wissensvermittlung. Zur Auflockerung zwischendurch macht der Jäger schon mal einen Witz.

„Es ist mir wichtig, dass Kinder lernen, wie man sich im Wald verhält zum Beispiel wenn man ein Rehkitz findet“, sagt Gerhard Retterath, der seit acht Jahren diese Show anbietet. Einige der Kinder wissen mehr , andere weniger über die Tiere im Wald. Mit vielen Fragen und verschiedenen Beispielen erklärt Retterath den Kindern den Umgang mit dem Hund oder dem Frettchen, aber auch, was die Tollwut-Erkrankung ist und wie sie sich beim Auffinden eines Wildtieres verhalten sollen.

Auf eine kindgerechte Weise bindet der Falkner die Jungen und Mädchen zwischen fünf und zehn Jahren geschickt ein und bringt auch die Erzieherinnen zum Schmunzeln. „Ernsthaft ist das Thema, aber durch die spielerischen Elemente merken sich die Kinder das besser und vergessen es auch nicht“, erklärt Retterath, der aus Harth-Pöllnitz in Thüringen und einer Jägerfamilie stammt.

Attachi ist nicht sein einziger Greifvogel, der sich in Rettenraths Besitz befindet. „Ich habe noch ihre Schwester Ikere daheim, denn allein sollte man sich Wüstenbussards nicht halten“, erzählt er. Zur artgerechten Haltung gehört es dazu, dass ein Harris Hawk, die englische Bezeichnung des Wüstenbussards, in einer Gruppe gehalten wird. Wüstenbussarde leben im Südwesten der USA bis hinunter nach Patagonien in Argentinien. Der Greif lebt in lockeren kleinen Familienverbänden, die auch gemeinsam auf die Jagd gehen. „Wenn man in einem Wüstenfilm einen dunklen Vogel auf einem Kaktus sitzen sieht, dann handelt es sich meist um einen Bussard wie diesen“, berichtet der Thüringer und verweist auf seine Vogeldame. Rettenrath trainiert übrigens nur weibliche Greifvögel. „Ein Männchen ist immer circa ein Drittel kleiner als das Weibchen, dass daher besser gesehen wird“, verrät er lächelnd.

Zudem sehen die Weibchen auch durch ihre Größe imposanter aus. Er selbst ist durch einen Film in jungen Jahren zur Falknerei gekommen, die er jetzt seit fast 30 Jahren ausübt. „Ich habe etwas über die Adlermänner in den Steppen von Kasachstan gesehen. Sie gehen mit Adlerweibchen auf die Pirsch“, erinnert sich der Harth-Pöllnitzer und räumt ein, dass diese Tiere seit dieser Zeit nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind. Auf die Jagd geht er nicht mit Attachi und Ikere, aber er trainiert sie täglich mit dem Hasenbalg. „Das ist ein Trainingsgerät, welches bodenbewohnendes Wild simuliert wie Hasen und Kaninchen“, beschreibt Rettenrath das Pendant zum Federspiel. Obwohl er die Falknerei auch beruflich ausübt, hat diese ihren Charme für ihn nicht verloren. „Wenn es nicht Spaß machen würden, dann sollte man eine solche Tätigkeit nicht ausüben“, sagt er überzeugt.

Ganz fasziniert von dem Mann und den Tieren ist der zehnjährige Maximilian Scholler gewesen. „Ich fand den Vormittag einfach super toll“, schwärmt er und grinst breit vor Freude. Am besten habe ihm der Jagdhund Luzie gefallen, gibt der Junge aus Weißenfels begeistert an. „Aber richtig cool fand ich, dass ich von dem Falkner noch richtig viel gelernt habe“, erzählt der Drittklässler beeindruckt. Über soviel Enthusiasmus freut sich Rettenrath, denn so weiß er, dass er bei seiner besonderen Wissens- und Naturvermittlung alles richtig gemacht hat. (mz)

Faszinierte Hortkinder aus Weißenfels und Rippach.
Faszinierte Hortkinder aus Weißenfels und Rippach.
Peter Lisker Lizenz