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Existenzgründung Existenzgründung: Weißenfelser macht sich mit Limousinenservice selbstständig

Von Julia Reinard 21.01.2014, 19:43
Steffen Rausch steht in der Tür seiner 8,60 Meter langen Limousine - natürlich stilecht mit Mütze und Anzug.
Steffen Rausch steht in der Tür seiner 8,60 Meter langen Limousine - natürlich stilecht mit Mütze und Anzug. Peter Lisker Lizenz

Langendorf/MZ - Steffen Rausch sagt heute: „Ich hätte es eher machen sollen.“ Und er meint: sich selbstständig machen, sein Unternehmen „Burgenlandlimo“ gründen, eine Dienstleistung anbieten, die es so oft nicht gibt - und die mit seinem ursprünglichen Beruf nur die Straße gemein hat.

Eigentlich hatte Steffen Rausch nämlich einen anderen Traumberuf. Er wollte Lkw-Fahrer werden. Und er wurde Lkw-Fahrer. 24 Jahre lang war er quer durch Europa unterwegs, von Norwegen bis Spanien, immer weite Touren. Dabei winkte ihm eines Tages sein heute verwirklichter Traum entgegen.

Er sagt, er erinnere sich, wie er vor über sechs Jahren an einer Tankstelle geparkt hatte, gerade im Wagen ein Bier vor der Nachtruhe trank. Vor seinen Augen seien zwei Limousinen herangefahren - „da habe ich fast mein Bier verloren“, sagt er grinsend. Er sei zu den Fahrern gegangen, hätte sogar einen Blick in die schicken Wagen werfen dürfen. „Das wäre was“, habe er gedacht. „Aber - großes Aber: in Weißenfels?“

Der beste Ansprechpartner für Existenzgründer ist der Egopilot. Im Burgenlandkreis nimmt diese Funktion derzeit nur noch eine Person wahr: Ursula Dunkelberg. Sie ist erreichbar per E-Mail unter [email protected]. Telefonisch kann man sie erreichen über: 03445/73 16 80 und 0172/9 79 86 32. Regelmäßig bietet sie Beratungstage in Weißenfels und anderen Orten an. Die Termine werden vorab bekannt gegeben und man muss sich dafür anmelden. (jur)

Er sagt, er dachte anschließend hin und wieder an die großen Straßenkreuzer, aber er setzte sich doch wieder hinter sein Lkw-Lenkrad. Bis zum 11. Dezember 2011. Da fiel er aus dreieinhalb Metern Höhe vom Dach, landete auf dem Rücken, ein Wirbel gebrochen, einer angebrochen.

Er wurde gleich darauf operiert. Die Mediziner haben Schrauben in die Wirbelsäule eingebaut, „Fixateure“ nennt Rausch sie. Zehn Tage nach dem Unfall wurde er entlassen, aber mit der Bewegung war es nicht weit her. „Ich konnte laufen“, setzt er an, verbessert sich aber gleich: „naja, schleichen, mich fortbewegen“. Der 49-Jährige steckt voller Energie, das merkt man ihm an. Die Zeit muss schwer für ihn gewesen sein. Insbesondere, weil die Ärzte für seinen Beruf gleich abwinkten: Zehn bis zwölf Stunden hinter dem Lenkrad sitzen? Das sei nicht mehr drin.

Er habe viel Zeit zum Überlegen und Fernsehen gehabt und da sei ihm die Idee wiedergekommen, beruflich eine Limousine zu fahren. Und jetzt schlug sie richtig Wurzeln. Er habe sich nach Händlern erkundigt und einen Kölner Verkäufer gefunden. Er fuhr hin. Auf einiges gefasst, war aber vor Ort dann doch sprachlos: Über 50 Limousinen hatte Händler Volker Meerkamp dort stehen.

Natürlich fand Steffen Rausch darunter den richtigen für sich. Schwarz, 8,60 Meter lang, die Innenausstattung mit geschwungenen Linien am Polster wie dem Licht, Platz für acht Personen, eine Bar, zwei Fernseher. Weil es ja doch eine große Investition ist, überdachte er sie noch mal - aber schließlich kaufte er seine „Limo“.

Er wollte kurz darauf mit seinem Unternehmen starten, aber ehe alle Genehmigungen erteilt worden waren, dauerte es länger als gedacht. Oft traf dabei Unternehmergeist auf Ämterdenken - Beispiel Wegstreckenzähler. Der sei Vorschrift bei Mietwagen, erklärt Rausch. Dass es deutschlandweit Ausnahmeregelungen für Limousinen gibt, das sagte ihm Verkäufer Meerkamp, und Rausch musste das anschließend in den Behörden hier vor Ort klarmachen.

Fast ein Jahr sitzt er nun schon im „Pinguinanzug“, wie er scherzhaft sagt, hinter dem Steuer der schwarzen Limousine. Man kann sie mieten. Und das tun die Leute: für Hochzeiten und Jubiläen, für Geburtstage wie Junggesellenabschiede. Oder einfach, um bei der Disco vorzufahren.

Rausch hat zu Beginn seiner Selbstständigkeit mit Traumauto Kurse für Existenzgründer besucht. Eine Geschäftserweiterung hat er auch schon hinter sich. Im Herbst hatte er einen Kleinbus gekauft und bietet damit Shuttle-Fahrten an. Diese Marktlücke erkannte er, wenn seine Limousine nicht sinnvoll war, wenn Gäste zum Flughafen wollten, zum Beispiel. In beiden Wagen fordert die Arbeit andere Fähigkeiten als beim Lkw-Fahren. „Hier muss ich mit Leuten umgehen können“, sagt er. Man merkt ihm aber an: Das kann er.

Die Gläser stehen in der Bar - und die befindet sich in der Limousine.
Die Gläser stehen in der Bar - und die befindet sich in der Limousine.
Peter Lisker Lizenz