Essay zum wichtigsten Beruf der Welt Essay zum wichtigsten Beruf der Welt: Hebammen sind Psychologin, Schwester und Autorität

Weißenfels - Eine Ausbildung zur Hebamme - während meiner Jugendzeit in der DDR war die für viele junge Mädchen unerreichbar. Der Traumberuf für viele schlechthin war nur denen vorbehalten, die Super-Noten oder ein Abitur in der Tasche hatten oder die über die damals notwendigen politischen Verbindungen verfügten.
Und auch nach der Wende war Hebamme für viele Auszubildende ein absoluter Wunschberuf. Weshalb, habe ich erst richtig verstanden, als ich selbst Mutter geworden bin und froh war, von engagierten und fachlich sehr versierten Hebammen betreut zu werden. Ich habe erlebt, dass die Hebamme Freundin, Retterin, Autorität, Schwester, Psychologin, Beichtstuhl und Motivationstrainerin sein musste. Und dass der Beruf von den Frauen auch körperliche Höchstleistungen aberlangt.
Arbeit einer Hebamme ist nicht nur Geld wert
Die Arbeit einer Hebamme ist nicht nur Geld wert, sondern deren Lohn besteht auch darin, die Geburt eines oder gar mehrerer neuer Leben mitzuerleben, intimste Momente des Glücks im Kreißsaal über das geborene Kind. Hebammen begreifen ihre Arbeit nicht nur als Beruf, sondern auch als Berufung. Rund um die Uhr für die Schwangeren und später die Mütter da zu sein, sie zu beraten und ihnen zu helfen, das ist nicht hoch genug zu schätzen.
Eigentlich. Denn das, was zurzeit in Deutschland rund um die Berufsgruppe der Hebammen geschieht, ist nur noch traurig und nicht zu verstehen. Es wird oft vergessen, dass Hebamme ein knallharter Beruf mit viel zeitlichem Aufwand, mit wenig Bezahlung und mit einer Haftung von 30 Jahren für jede Beratung ist. Hebammen beklagen mangelnden Respekt den angestellten aber auch den freien Hebammen gegenüber, so wie im Falle der offensichtlich schwierigen Zusammenarbeit der niedergelassenen Hebammen aus Weißenfels und Hohenmölsen mit der Asklepios-Klinik.
Haftpflichtversicherungen der Krankenhäusernbestehen auf zusätzlichen Arzt
Der Abstieg in der Hierarchie habe vor allem mit den Bedingungen der Haftpflichtversicherungen den Krankenhäusern gegenüber zu tun, die darauf bestünden, dass bei jeder Geburt neben der Hebamme auch ein Arzt anwesend ist, kritisieren die Geburtshelferinnen. Sie verweisen auf die gesetzlichen Vorlagen, nach der jede Hebamme eine normale Geburt leiten darf und auch kann. Und sie wehren sich zurecht gegen die Ignoranz der Krankenhausleitungen. Die Hebammenverbände fordern vor allem auch eine deutlich bessere Bezahlung der Geburtshelferinnen. Der Berufsstand führt einen zähen Kampf, um sein Überleben, seine Unabhängigkeit, seinen guten Ruf.
Es ist nicht das erste Mal. Hebamme ist einer der ältesten Frauenberufe der Welt. Und einer, der in seiner langen Geschichte fast ununterbrochen angegriffen, unterdrückt und instrumentalisiert wurde - aber immer auch bewundert, mythologisiert, gefürchtet. Es gibt wenige Berufe, deren Kunde so früh so ausführlich beschrieben wurde.
Geburtshelferinnen sind Fachkräfte mit einer medizinischen Ausbildung
So weiß man heute mit welchen Mitteln die Frauen im alten Ägypten den Gebärenden zu Leibe rückten: Bei Brusterkrankungen etwa verabreichten sie Salben aus Fliegenkot, Rinderkot, Honig und Salz.
Heute sind die Geburtshelferinnen Fachkräfte mit einer medizinischen Ausbildung. Und so sollten sie eigentlich auch bezahlt und selbstverständlich geachtet werden, finde ich. Stattdessen legt man den Frauen bei der Ausübung ihres im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtigen Arbeit unnötig Steine in den Weg. So wird aus dem einstigen Traumberuf ein Beruf der Alpträume - für die Hebammen, die zu betreuenden Schwangeren und für die Krankenhäuser, denen die Geburtshelferinnen durch ihr eigenes Verschulden abhanden kommen.
Und das ist doch schade. (mz)