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"Es gibt kaum Ladenhüter" "Es gibt kaum Ladenhüter": Immobilien-Experte prophezeit Weißenfels goldene Zukunft

Von Alexander Kempf 03.10.2018, 10:01
Mehr als 1.000 Wohnungen betreut das Unternehmen Pro-Haus-Immobilien von Cornelius Geiger schon. Die meisten davon in Weißenfels.
Mehr als 1.000 Wohnungen betreut das Unternehmen Pro-Haus-Immobilien von Cornelius Geiger schon. Die meisten davon in Weißenfels. Peter Lisker

Weißenfels - Markus Krabbes, der Leiter des Forschungsprojekts „Smart Osterland“, prophezeit Kleinstädten wie Weißenfels eine goldene Zukunft. Aufgrund des günstigen Wohnraums könnte die Saalestadt für viele Menschen bald eine ernstzunehmende Alternative zu Großstädten wie Halle oder Leipzig darstellen, so die Theorie. In der Praxis aber macht Cornelius Geiger, Geschäftsführer von Pro- Haus-Immobilien und seit 25 Jahren in Weißenfels im Geschäft, noch andere Erfahrungen, verriet er Alexander Kempf.

Herr Geiger, stehen die Hauskäufer aus Leipzig bei Ihnen schon Schlange?

Cornelius Geiger: Es gibt durchaus eine Nachfrage von Leuten, die dem hektischen Lärm der Großstadt nicht mehr ertragen. Das ist aber nicht die Regel. Der Ansatz ist da. Bei zehn Interessenten kommen vielleicht zwei aus Leipzig. In der Regel interessieren sich solche Käufer aber nur für eine Immobilie, die sie auch selber nutzen. Ein Mehrfamilienhaus ist in Weißenfels natürlich günstiger als in Leipzig.

Pro-Haus-Immobilien hat Cornelius Geiger im Oktober vor 25 Jahren gegründet. Damals war er noch 32 Jahre jung und der einzige Mitarbeiter. Heute beschäftigt seine Firma 14 Angestellte und betreut mehr als 1000 Wohnungen. Das Unternehmen zu den größten Wohnungsverwaltern der Region. Der Großteil der Wohnungen liegt in Weißenfels. Aber auch in Leipzig, Naumburg und dem Weißenfelser Umland werden Häuser betreut. Die Hausverwaltung ist mit 40 Prozent das größte Standbein von Pro-Haus. Hausmeisterdienste und das Maklergeschäft machen je 30 Prozent aus. Die Vermittlung von Immobilien habe sich zuletzt aber immer dynamischer entwickelt, verrät Geschäftsführer Cornelius Geiger.

Wird das Interesse an Wohnraum in Weißenfels in den kommenden Jahren größer?

Das ist schwer vorherzusagen. Ich habe auch in den Neunzigern gedacht, dass das Umland noch stärker von Leipzig profitieren wird. Damals gab es zunächst eine rasante Entwicklung, welche anschließend aber jäh unterbrochen wurde.

Worauf spielen Sie an?

Durch die vom Bund gewährten Sonderabschreibungen ist in den Jahren nach der Wende viel investiert worden. Anschließend wurden Bauen und Sanieren aber schwieriger. Auch durch weiterhin hohe Zinsen. Das war ein deutschlandweites Problem. Außerdem gab es damals zu wenig Arbeit in der Region und so war die Nachfrage nach Häusern gering.

Das sieht heute anders aus?

Ausgelöst durch die allgemeine Bankenkrise ab 2008 ist Baugeld seither deutlich günstiger als noch vor zehn Jahren. Deshalb spricht man heute von einem Käufermarkt. Für drei Immobilien interessieren sich nun zehn Käufer. Das war vor 15 Jahren noch ein umgekehrtes Verhältnis.

Und das merkt man auch in Weißenfels?

Grundsätzlich ist in Weißenfels alles verkäuflich. Es gibt kaum Ladenhüter. Probleme bereiten nur Häuser, wo die Lage oder die Bausubstanz nicht zum Preis passen.

In der Zeitzer Straße in Weißenfels ist erst wieder ein Haus abgerissen worden. Warum konnten nicht mehr Gebäude gerettet werden?

In den Neunzigern konnte leider nicht jedes Mehrfamilienhaus seinen Herren finden. Wer heute unsanierten Wohnraum gemäß der gegenwärtigen Vorschriften auf Vordermann bringen möchte, der muss mit Investitionen von 1000 bis 1500 Euro pro Quadratmeter rechnen. Das macht kaum einer. Denn es ist deutlich teurer, als beispielsweise eine gebrauchte und vermietete Immobilie zu kaufen. Ein Haus, das nach der Wende nie saniert worden ist, hat es schwer.

In Weißenfels droht also noch mehr alter Bausubstanz der Abriss?

Vermutlich werden noch zehn bis 15 Jahre vergehen, ehe Weißenfels wirtschaftlich voll zum Großraum Leipzig und Halle zählt. Dadurch wird es für viele Häuser wohl keine Rettung mehr geben. Halle und Leipzig sind für Investoren noch immer deutlich interessanter. Denn dort gibt es eine deutlich größere Nachfrage nach Eigentumswohnungen, ob zur Eigennutzung oder zur Vermietung. Dies ist in Weißenfels doch eher die Ausnahme. So interessant sind die Immobilien in Weißenfels noch nicht, dass jemand diese stark vernachlässigten Häuser, wie jenes in der Zeitzer Straße, anfassen würde.

Trotzdem wird Wohnen in Weißenfels attraktiver und dadurch auch teurer?

Wer sich für ein Eigenheim in Weißenfels entscheidet, für den ist oft die Verwandtschaft in der Region ein ausschlaggebender Punkt. Oder aber ein gutes Jobangebot. Bauen wird teurer, aber die Leute verdienen heute oft auch mehr. Vor zwölf Jahren lag die Schallmauer für ein selbst genutztes Haus noch bei 200.000 Euro. Heute sind es 100.000 Euro mehr.

Auch die niedrigen Zinsen locken viele private Bauherren?

Das ist ein psychologischer Effekt. Die Zinsen sind tatsächlich deutlich niedriger. Die Gesamtbelastung ist dadurch aber nicht unbedingt geringer, denn oft ist die Tilgung höher. Das schreiben Banken heute so vor.

Viele Eigenheime sind in Tagewerben und anderen Ortsteilen entstanden. Hat es Weißenfels verpasst, sein Zentrum besser zu entwickeln?

Tagewerben gehört doch heute zu Weißenfels. Das konnte anders gar nicht umgesetzt werden. Sicher gab es bei der Ansiedlung von Handel auch Fehlentwicklungen. Wir haben die Fehler des Westens teilweise doppelt und dreifach wiederholt. Unterm Strich aber hat sich Weißenfels hervorragend entwickelt. Mancher in Naumburg und Zeitz fragt sich sicher, wie haben die das gemacht.

Auch bei ausländischen Investoren scheint die Saalestadt beliebt zu sein.

Deutschland macht es jedem möglich, sein Geld hier zu investieren. Das ist eine Sache, die ich aber nicht unbedingt gut finde. Denn dadurch lassen sich bestimmte Entwicklungen schlechter steuern. Manche Immobilien haben in Weißenfels schon allzu oft den Besitzer gewechselt. (mz)

Der Schlosskeller in der Zeitzer Straße ist nun Geschichte.
Der Schlosskeller in der Zeitzer Straße ist nun Geschichte.
Peter Lisker