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Erinnerung an Dreißigjährigen Krieg Erinnerung an Dreißigjährigen Krieg: Tote aus Lützener Massengrab in Halle ausgestellt

Von HEIKE RIEDEL 06.11.2015, 19:30
Ab Freitag eröffnet das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle eine Sonderschau zum Thema "Krieg". Mit dem einzigartigen Lützener Massengrab wird ein außergewöhnliches Antikriegs-Monument gezeigt.
Ab Freitag eröffnet das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle eine Sonderschau zum Thema "Krieg". Mit dem einzigartigen Lützener Massengrab wird ein außergewöhnliches Antikriegs-Monument gezeigt. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale)/Lützen - Die seit Freitag geöffnete Ausstellung „Krieg - eine archäologische Spurensuche“ im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle machte den 6. November auch in Lützen zu einem besonderen Gedenktag. Denn sie rückt 47 der namenlosen Toten der Schlacht vom 6. November 1632 bei Lützen ins Zentrum einer Schau.

Kriegsschauplatz Lützen

Im Sommer 2011 ist ihr Massengrab auf dem Schlachtfeld gefunden worden. Die Felder, auf denen eine der blutigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges geschlagen wurde, waren bisher nur durch die Gustav-Adolf-Gedenkstätte als Kriegsschauplatz markiert. Sie ist einst errichtet worden, um des ebenfalls in der Schlacht gefallenen schwedischen Königs zu gedenken. Nun erinnern auch Gebeine an ein Stück ihrer Geschichte.

Sie gehören zu armen Geschöpfen aus verschiedenen Ländern, darunter viele Deutschen, die den Hunger hinter sich lassen konnten, indem sie sich als Söldner verdingten. Gezeichnet von alten Verletzungen und Infektionskrankheiten sind sie nicht begeistert in den Krieg gestürmt, sondern haben sich erschöpft und humpelnd dem Feind entgegengestellt. Es müssen die Truppen Pappenheims gewesen sein, die die bereits am Boden liegenden mit Kopfschüssen getötet haben. Sie waren Wallenstein zu Hilfe geeilt.

Identität für die Namenlosen

Dies und vieles mehr haben die Archäologen bei ihrer Spurensuche anhand des einzigartigen Befundes geschlussfolgert. Die Ausstellung in Halle gibt den namenlosen Toten eine Identität und Einblick in ihr leidvolles Leben. Sie zeigt zudem Waffen und Kugeln, die den Tot brachten. Und das in der durch Wandfotos eingefangenen Abendlandschaft vor den Toren Lützens. Im zweiten Schritt widmet sie sich den Heerführern Gustav II. Adolf und Albrecht von Wallenstein, gibt Einblicke in deren Leben auf den Kriegszügen. Kleidungsteile, ein präpariertes Pferd, ein Reiseofen und andere Museumsstücke aus Schweden und Tschechien helfen dabei. Sie sind erhalten, während im Massengrab nichts anderes mehr als die Skelette gefunden wurden. Der Koller, die elchlederne Jacke Gustav II. Adolfs, die Einschusslöcher aufweist, hat die Leibrüstkammer Stockholm beigesteuert, die Stiefel und das Pferd Wallensteins standen bisher in Eger.

Enge Verbindung zu Schweden

Dass 2007 der Koller bereits einmal an das kleine Museum im Lützener Schloss ausgeliehen war, ist Zeichen von besonders engen Verbindungen der Kleinstadt zu Schweden. Diese sind über Jahrhunderte gewachsen um die Gustav-Adolf-Feierlichkeiten. Bis heute ist die Feier am 6. November für schwedische und finnische Gäste ein Grund, nach Lützen zu kommen, dorthin, wo Gustav II. Adolf fiel. Die Kirche in Meuchen, in der der Schwedenkönig nach seinem Tod zunächst aufgebahrt wurde, der Gedenkstein unter dem Schinkelbaldachin und die Kapelle sind ihnen Orte des Erinnerns.

Evangelische Kirchengemeinde und Stadt haben bereits ein internationales und interkonfessionelles Begegnungsfest im Geiste von Ökumene und Frieden aus den Feierlichkeiten gemacht. Der Freien Gustav-Adolf-Schule ist es Anlass, sich aus der Sicht verschiedener Unterrichtsfächer mit Schweden intensiv zu beschäftigen. Mit der Präsentation des Massengrabes hat das Gedenken nun aber eine neue Dimension erhalten.

Es ist es von den Ausstellungsmachern unter Leitung des Landesarchäologen Harald Meller deswegen auch vorgesehen, das Grab in Lützen dauerhaft zu präsentieren. Aber Meller verhandelt auch mit großen Museen in Schweden und Österreich sowie anderen deutschen Häusern über die Zukunft der Ausstellung. „Es hängt am Ende davon ab, was Lützen macht“, forderte er aus Anlass der Ausstellungseröffnung die Lützener noch einmal auf, Räume für die Präsentation zu schaffen. (mz)

Juliane Schaffner und Annika Münch von der Gustav-Adolf-Schule legen einen Kranz am Gedenkstein in Lützen nieder.
Juliane Schaffner und Annika Münch von der Gustav-Adolf-Schule legen einen Kranz am Gedenkstein in Lützen nieder.
Michael Thomé Lizenz